Funeral - Oratorium

Review

Konstante Inkonstanz könnte man wohl das nennen, was FUNERAL seit jeher im Line-Up vor allem an der Mikro-Position zu erdulden haben. Erst kürzlich ging mit Frode Forsmo ein prägender Teil verlustig, der ob seines urcharakteristischen Gesangs einen Gutteil der Anziehungskraft von „As The Light Does The Shadow“ und insbesondere „From These Wounds“ verlieh. Dass sich die Norweger nicht schon längst selbst in einem Akt selbsterfüllender Prophezeiung zu Grabe getragen haben, ist nicht nur bemerkenswert sondern scheint auch ihrer Bereitwilligkeit geschuldet, die Grenzen des eigenen musikalischen Schaffens mit jedem Abgang und Neuzugang ein Stück weiter auszuloten. „To Mourn Is A Virtue“, das letztjährige fehlende Bindeglied zwischen dem Debut „Tragedies“ und „In Fields Of Pestilence Grief“, darf somit durchaus auf eine weitere stilistische Zäsur in 20 Jahren Begräbnisstimmung hinweisen, ging mit einem Wechsel am Gesang doch auch stets ein im gesetzten Rahmen spürbarer Richtungswechsel einher…

…und wie der Trauerzug diesmal klingt, trägt „Oratorium“ bereits im Namen. Fokussierten sich FUNERAL über die Jahre auf ein immer minimalistischeres Klangbild in nie allzu überlangen Songs, wird dieses Mal mit Bombast nicht gegeizt. Nur zwei der sieben Songs der regulären Edition bleiben unter zehn Minuten und selbst diese ergötzen sich an gigantischen Arrangements von teils solch orchestraler Opulenz, dass es manchmal schwer fällt, erdrückt von sakraler Feierlichkeit, staatstragenden Blechbläsern und monumentaler Schwere nicht die Pause-Taste zum Luftholen zu betätigen. Trotz all der kolossalen Schwere lassen FUNERAL jedoch stets ihre Songwriter-Klasse walten, weben in „Burning With Regret“ raumgreifende Spannungsbögen ein, veredeln „Hate“ mit gramvoll-grandiosen Refrain-Finale und wenn man schwören könnte, man hätte es in „Break Me“ auf einmal mit den mächtigen PANTHEIST zu tun, dann ist das keine Chuzpe sondern zielführend. Denn wie die belgischen Kult-Doomster stets das massive Eigengewicht der Vocals herausstellen, haben auch FUNERAL mit „Oratorium“ ohne Zweifel vor allem ihrer neuen Stimme Sindre Nedland eine Klangkathedrale erbaut, dessen instrumentales Gerüst ein bloßes solches bleiben würde, füllte Nedland es nicht mit Leben und Leiden, so wehmütig und  theatralisch-larmoyant er es auch besingt. Dem nöligen, sonor-monotonen Singsang Forsmos kommt er nahe, manchmal sogar gefährlich nahe, doch zeigt er eine Variabilität im Spektrum aus klassischem Heavy Doom, herausgepresstem, heiserem Gesang, raumfüllendem Tenor und Growls, die seinem Vorgänger stets abging. Selbst Vocal-Dopplungen haben hier nicht den Anschein, Schwächen zu übertünchen, sondern Stärken herauszuarbeiten.

Trägt „Oratorium“ zu dick auf? Ja, beizeiten aber wer ein wenig (mehr) monolithischem Pathos nichts abgewinnen kann, ist im Doom eh nicht zu Hause. Neben der regulären Jewel-Case gibt es „Oratorium“ auf Vinyl mit dem Bonus Track „Thou Who Parts Flesh“ sowie als Digipak mit ganzen drei Extra-Studiosongs auf einer zusätzlichen CD („So Now Scorn Leads The Vessel“, „Need“, „Eg Ser“). In dieser Form sollten sich FUNERAL noch lange nicht selbst beerdigen.

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02.12.2012

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