Fuming Mouth - Last Day Of Sun

Review

Soundcheck November 2023# 13 Galerie mit 13 Bildern: Fuming Mouth - Summer Breeze Open Air 2023

Manchmal sind es die schicksalhaften Momente im Leben, aus denen im Endeffekt etwas Besonderes entwachsen kann. Mit ihrer EP „Beyond The Tomb“ reichte es für ein Aha-Gefühl, doch der große Einschlag blieb aus. Nun hatten FUMING MOUTH aus Massachusetts im Prinzip alle Vorbereitungen für ihr neues Album „Last Day Of Sun“ im Kasten, als Gitarrist und Sänger Mark Whelan die lebensverändernde Diagnose Leukämie erhielt. Unter dem Einfluss des vollen Paketes aus Chemotherapie und Knochenmarkstransplantation drehte der Bandkopf nochmals sämtlichen musikalischen Inhalt auf Links und verknüpfte diesen mit seinen Gedanken und Ängsten. So entspringt das Quartett hier einer Feuertaufe, mit der in dieser Form nicht zu rechnen war.

Schicksalhafte Feuertaufe

Ein bisschen Crust, eine Prise Hardcore und sägende Gitarren mit schwedischem Brusthaar – das war bisweilen die Essenz, die FUMING MOUTH zwar recht anstandslos, aber auch ohne ganz großes Durchsetzungsvermögen an den Tag legte. Schon die erste Hälfte von „Last Day Of Sun“ legt nahe, dass die US-Amerikaner in Stimmung und Ausführung variabler geworden sind. „Out Of Time“ ist ein über sechs Minuten langes Ungetüm aus Sludge, Hardcore und Death Metal und mimt dabei alles andere als den Opener, mit dem man störungsfrei ins Album rutscht. Dies wäre dann vielleicht eher der einzige wirkliche Hit auf dem Album „The Silence Beyond Life“, der auf Mitsingpassagen und etwas Metalcore-Vibe setzt.

Mit dem Titeltrack oder dem nach psychoaktiv wirkender Pharmaka klingenden „Leaving Euphoria“ markieren FUMING MOUTH einen hoffnungslosen Trip in die dunkelsten inneren Tunnels, um diese anschließend mit Fackeln wie „Kill The Disease“ oder „R.I.P. (Rest In Piss)“ wieder auszuleuchten oder, besser gesagt, die Geister gewaltsam zu verbrennen. Unterstützt werden die Auskopplungen durch einen Sound, der einerseits bis zum Maximum aufgeladen wirkt, auf der anderen Seite mit fetten Schnittkanten wie dem fiesen Gitarrensound oder einem Magengruben-Drumming überzeugen kann.

Crust und schwedisches Brusthaar

FUMING MOUTH schaffen hier wirklich Düsternis und Verzweiflung in ein Genre zu bringen, welches in seiner Auskleidung selten inhaltlich schlecht wirkt, aber häufig etwas mit Gesichtslosigkeit zu kämpfen hat. Die Kontraste zwischen heftigen modernen Sludge-Stampfern und bissigen Hardcore-Elementen funktionieren auf „Last Day Of Sun“ hervorragend und wirken zu keinem Zeitpunkt konstruiert. Im modernen Bereich ein absoluter Akzent zum Jahresende.

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02.11.2023

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3 Kommentare zu Fuming Mouth - Last Day Of Sun

  1. ClutchNixon sagt:

    Trifft präzise meinen Nerv. Sägt, schiebt und fräst sich ins Gehirn. Fies, aber sehr, sehr gut!

    8/10
  2. destrukt. sagt:

    Schließe mich an. Die Kombination aus Hardcore und Death Metal funktioniert wunderbar, wenn gut ausgeführt, so wie hier geschehen. Fand das Debut schon gut und das hier sogar noch einen tick besser. Top! Kruelty’s „Untopia“ hat aber weiterhin dieses Jahr die Nase vorn, weil heavier und perfekter Schlagzeug Sound.

    8/10