Fuath - I

Review

Ich muss gestehen, SAOR haben mich bei all der Lobhudelei der vergangenen Monate nie bekommen. Ganz anders sieht es da beim neuen Projekt von Solokünstler Andy Marshall aus. FUATH und das Debütalbum „I“ fesseln mit der schwarzmetallischeren Gangart deutlich mehr – ohne dabei übrigens auf Leadgitarren-Glanzpunkte zu verzichten.

Dafür spielt Folk für „I“ überhaupt keine Rolle. Vielmehr gibt es vier lange Songs, die an der Zehn-Minuten-Marke kratzen oder diese überschreiten. Hypnotisch monotones Getrommel, eine unsagbar starke, singende Leadgitarre, die Gefühle zwischen Beklemmung und Entrückung erzeugt, und sehr dezenter, beinahe vernachlässigbarer Krächz-Gesang. FUATH ist minimalistisch, aber es braucht auch gar nicht mehr, um diese Sogwirkung zu erzeugen.

Die Stärken von FUATH liegen klar auf der Hand. Einerseits ist der minimale Abwechslungsreichtum gerade genug, um Akzente zu setzen. Andererseits ist der monotone Rhythmus, der eher einem sanften Schneefall denn einem Schneesturm gleicht, für sich genommen schon einnehmend – die wahre Klasse entfaltet sich aber in den Melodien, die häufig hypnotisch auf- und abschwellen, oder wie in „Blood“ einen singenden, zutiefst beklemmenden Ausflug in den Vordergrund machen.

Beinahe ein Glücksfall, dass Andy Marshall um die Überzeugungskraft seines instrumentalen Könnens weiß. So kann „I“ sich die meiste Zeit über entfalten, ohne dass auch nur ein Ton die Kehle des FUATH-Masterminds entweicht, und wenn dies doch geschieht, dann gut verwoben ins Zusammenspiel der anderen Instrumente.

FUATH ist, Folk-Anteil abgezogen, eigentlich das, womit mir SAOR immer schmackhaft gemacht werden wollte. „I“ ist ein Album, das Naturverbundenheit atmet, ganz ohne Pathos, dafür mit einem Klangbild, das zum Schwelgen einlädt – düster, melancholisch und einfach schön.

25.02.2016

Chefredakteur

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