Frosttide - Awakening

Review

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Wer in den vergangenen Jahren auf Last.fm recht umtriebig war, und sich währenddessen vor allem bei Bands wie WINTERSUN, ENSIFERUM oder FINNTROLL zu Hause fühlte, wird diese Newcomer sicherlich schon kennen, waren einzelne Mitglieder der ebenfalls finnischen Formation FROSTTIDE dort in vielen Shoutboxen doch sehr emsig und warben fleißig für ihre folkige Melodic-Death-Mischung. Diese blutjungen Musiker (Sänger und Gitarrist Joni Snoro ist zarte 19 Jahre alt) veröffentlichen dieser Tage mit „Awakening“ ihr in diesen Kreisen äußerst heiß ersehntes Debüt und lösen die beiden EP’s „Dawn of Frost“ (2010) und „Our Journey“ (2012) als bis dato einzige Releases ab.

Wie viele aufstrebende Acts konnten auch die aus Jyväskylä stammenden Künstler einen Deal mit NoiseArt Records ergattern und erhoffen sich somit einen Schub in Sachen Bekanntheitsgrad, was völlig wertungsfrei allerdings ein durchaus ambitioniertes, womöglich sogar übereifriges Unterfangen darstellen könnte. Für den Anfang wäre für diese Finnen die Vergrößerung, das Ausbauen der Fanschar sicherlich schon ein anstrebenswertes und lohnendes Ziel, wobei die Bodenständigkeit dieser Jungspunde sicherlich ein Schlüssel zu ersten Erfolgen werden könnte. Überhaupt nicht bodenständig, sondern orchestral-episch leitet „Winter’s Call (Intro)“ das gut 47 Minuten lange Debüt ein und beweist bis auf vereinzelte Dudel-Aussetzer des Keyboarders Felipe Munoz, dass FROSTTIDE wissen, was sie wollen und schon im jungen Alter erstaunlich abgeklärt agieren.

Ebenso schnell wie diese Tatsache wird mit dem Titeltrack und „Quest for Glory“ aber auch klar, dass man sich zunächst sehr stark in allzu bekannten Fahrwassern aufhält. Verspielt-folkige Leadgitarren treffen hier auf großflächige Tastentöne, hinzu gesellen sich hymnische Backingvocals und recht ordentliche Soli. „No Turning Back“ stellt dann aber zu Beginn durch partiell neo-klassische Gitarren- und Keyboardduelle die Weichen zu den ersten Gänsehautmomenten, die hier und da auch einen frischen Eindruck hinterlassen, ehe man sich zum Ende hin dann doch etwas zu sehr in ausufernden Klangteppichen verliert. Gerade diese werden Genrefans aber sicherlich munden, denn im Interlude „Dawn Of Despair“ und dem darauf folgenden „Siege“ führen FROSTTIDE eine Werksschau dessen vor, was in ihnen steckt und was in Zukunft noch möglich sein könnte, zumal man hier ab und an auch mal so etwas wie eine eigene Identität durchschimmert. Produktionstechnisch gesehen sollte man aber primär den Gitarren auf dem nächsten Output ein wenig mehr Raum geben, da die beiden Zuständigen Juho Patinen und Joni Snoro wirklich gute Arbeit abliefern und in „Ruins Of Defeat“ nicht zum ersten Mal von der zu vordergründig abgemischten Orchestrierung häufig aus dem Fokus gerückt werden.

Sieht man von Schönheitsfehlern wie diesen ab, ist FROSTTIDE mit „Awakening“ ein beachtliches Debüt gelungen. Natürlich liegt das Augenmerk auf epischen Kompositionen, doch sollten die vier Finnen aus dem Fehler lernen, dass die Instrumente nicht balanciert genug inszeniert und produziert wurden. Als besseres Beispiel dafür könnte „Time I“ von WINTERSUN dienen. Auch wenn Jari Mäenpää und Band  selbst gerne mal den Bombastfaktor nach oben schrauben, verlieren dortige Gitarrenspielereien nie an Intensität. Trotz dessen sind FROSTTIDE ein vielversprechender Newcomer, der es bis auf die ersten 2-3 Songs schafft, eine eigene Identität zu entwickeln und trotz des undifferenzierten Soundgewandes eine mitreißende Mischung zu kreieren. Das anbschließend 14-minütige „Unwritten (Engraved In The Stars)“ offenbart zudem, welch songwriterische Klasse in diesen Burschen steckt. Weiter so! Erwähnte Genrefans sollten diese Band definitiv mal auschecken und ihnen die Chance geben, die sie sich durch „Awakening“ redlich verdient haben.

31.08.2013

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4 Kommentare zu Frosttide - Awakening

  1. Julian sagt:

    Freut mich riesig für die Band, dass sie es endlich zu einem Plattenvertrag und ihrem Debütalbum geschafft haben. Wie im Review erwähnt ist die Band gerade bei Last.fm Nutzern sehr präsent, ich selber kenne die Band seit der ersten EP und stand länger mit Sänger Joni über diese Plattform in Kontakt. Musikalisch haben sie sich enorm weiterentwickelt: Anfangs war das noch eher durchschnittlicher Ensiferum-Abklatsch, doch mittlerweile überzeugt Frosttide durch beeindruckende Keyboardteppiche und gereiftes Songwriting. Auch wenn die Orientierung an den großen Vorbildern natürlich immer noch klar zu erkennen ist. „Unwritten“ z.B. ist richtig stark geworden! Allerdings finde auch ich die Gitarren immer noch viel zu dünn, das stört mich bereits seit dem ersten Output. Dennoch wünsche ich der Band, dass Ihnen der Durchbruch gelingt, das Potential haben sie allemal!

    7/10
  2. Anonymous sagt:

    H3LL, wenn du Lust hast: Last.fm – fandant, vielleicht lesen wir uns..

  3. Anonymous sagt:

    Wobei ich bei „Quest for Glory“ mehr an Eqilibrium dachte als an Frosttide, aber feine Scheibe.. Das MODERN TALKING Cover zum Schluss sollte man DSDS unterjubeln 🙂

    7/10
  4. Marjolein sagt:

    Tolles Album: seit langem wieder mal richtig Gänsehaut beim Hören einer neuen Scheibe und darum bekommen sie von mir eine 9! Natürlich gibt es im selben Genre eine Menge ähnliche Bands, ich finde aber das Frosttide sich mit ihren Melodien deutlich abheben: selten schön!!! Das Album ist tatsächlich recht Keyboard-lastig aufgenommen, da gäbe es noch viel Potential, weil die Gitarren deutlich mehr Aufmerksamkeit verdienen würde. Ich würde mich freuen, wenn die Jungs so richtig durchstarten könnten und würde mir irgendwann ein Album mit Orchester-Unterstützung wünschen, so als Draufgabe!

    9/10