Frontside - Twilight Of The Gods

Review

Erst ist dieser Rundling während Umstrukturierungsarbeiten am Medienunternehmen Metal.de untergegangen und dann lässt der ignorante Verantwortliche das Teil auch noch eine halbe Ewigkeit unbesprochen. Ja, die Welt ist grausam zu verkannten Genies – zumindest mit Hochbegabten haben wir es bei FRONTSIDE wohl zu tun, glaubt man der Presse-Info: „…Europe’s answer to bands like BLEEDING THROUGH and KILLSWITCH ENGAGE! …FRONTSIDE is an ultimate, ruthless killing machine in which the legacy of thrash metal aggression in vein of SLAYER, death metal heaviness of MORBID ANGEL, the Swedish melodies of DISMEMBER and the hardcore temperament of the New York scene has been building up…“ In ihrer Heimat Polen habe die Truppe zudem diverse Auszeichnungen eingesackt. Der Nachfolger (“Absolutus“) zum hier besprochenen Werk, wird am Eingang der FRONTSIDE-Homepage übrigens ausschließlich in polnischer Sprache beworben. Indiz dafür, dass die Band wohl doch noch nicht ganz reif für den internationalen Durchbruch war/ist? Einige Eindrücke, bruchstückweise ausgedrückt:

Natürlich gibt es unterm Strich recht typischen Metalcore auf die Ohren. War ja fast klar. Die Instrumentalabteilung spielt Standard-Riffs aus der Schwedentod-Ecke (behaupte ich jetzt einfach mal) – wenig aufregend, weil bekannt und schon besser gehört, wobei ich doch Melodic-Death eigentlich fast nur vom Lesenschreiben kenne. Schlimm, wenn selbst unter diesen Voraussetzungen schon alles abgelutscht wirkt. Nun ja, außerhalb Polens sind FRONTSIDE halt nicht die erste bekannte Metalcore-Gruppe. Beim Gesang wird zu sehr auf Aggroeffektgehasche gesetzt. Wirkt – typisch Polenkracher – irgendwie übertrieben … prollig. Auf der Promo steht übrigens, dass Nergal (BEHEMOTH) die Band „awesome“ findet, weil sie beweise, dass Metalcore dicke Eier haben könne. Ja, dicke Eier – aber die dicken Dinger anderer Testosteronschleudern interessieren mich eigentlich nicht – könnte ich schließlich selber haben, wenn ich nicht ständig…

So, weiter im Text. Die „melodische“ Gesangseinlage beim zweiten Stück liegt etwas arg neben der Spur, davor hat aber immerhin ein Fuß recht rhythmisch gezuckt. Auf Dauer – ich schreibe schon von Dauer… – eher nervig, packt nicht richtig, keine eigene Note, klingt wie ein potenzieller Anheizer, den man eher im Paket auf Reisen schickt. Das entspricht jedenfalls nicht den überschwänglichen Lobeshymnen in der Presseinfo. Vielleicht ist auch was vom Exotenbonus verloren gegangen. Statt polnischem Gesang fällt jetzt halt gelegentlich der Akzent bei den englischen Texten auf. Anzuerkennen ist, dass in Richtung Religion zu kloppen, in Polen provokativer kommen dürfte als im überwiegenden Rest Europas. Beim vierten Stück gibt es wieder einen typischen, treibenden Strophenteil, dann wieder wenig tollen Gesang, Break – Gitarre spielt, Getrommel hört auf, bisserl Melodie dazu… Mh, das Songwriting, die Mutter musikalischer Substanz, müsste auf jeden Fall optimiert werden. Noch bleibt kaum was hängen. Gut gewollt, weniger gut gekonnt.

„Look at me *träller* BURRRNIN’ *gröl*“ Schnarch. Fünfter Song: Jetzt kommt so ein Hardcore-Sprechgesang-Part, danach – harrrrrch – Fauchen … soll wohl Abwechslung bringen, aber die Gitarrenabteilung langweilt immer noch. 2:47: Was soll denn das Rumgefiedel jetzt? Auch noch ein “Solo“ untergebracht. Es nervt wenn eine Band offensichtlich völlig überambitioniert zu Werke geht und am Ende kaum über die übliche Messlatte kommt. Das wirkt im konkreten Fall aufgeblasen. Obwohl – eine Nadel hilft hier vermutlich nicht weiter. 06: „This is meeeeeeeeee *gröl* … killing me *krrrrch*“ – Stopp – Melodie! Den Rest kann man sich denken. Irgendwie ist es schon interessant, wie man mit Schulbuchmitteln, aber ohne das gewisse Etwas, dermaßen großes Desinteresse erzeugen kann – auch wenn FRONTLINE gelegentlich nur knapp an meiner vollen Aufmerksamkeit vorbeirauschen. 08/1:32: Oh, was für eine hocherotische Männerstimme … und dann das Brüllen im Urwald … vielleicht bekommen mittelalte Damen hier feuchte Schlüpfer? Ich weiß es nicht. Ich will es nicht wissen. Werdet ferrdich!

09/4:00: Typisch für das Album – viel geschossen, aber zu wenig getroffen. 10/2:23: Hä? Icecream? Is’ alle! Ach, „i scream“. Na dann, mach weiter…, aber so schnell wie der Hund bellt! Pfff, noch ein Solo, Tonleitertralala, noch ein angetäuschtes Solo… Hallo, wir sind hier nicht beim Achtziger-Posing-Wettbewerb! Aus, aus, wann ist es endlich aus? Kommt, wir einigen uns auf fünf Punkte und ihr macht Platz für die Elite, okay? „This is my final breath…“… ah… ja… war er wirklich. Und Schluss.

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26.08.2007

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