Front Line Assembly - Improvised Electronic Device

Review

Wenn Bands wie FRONT 242 oder FRONT LINE ASSEMBLY ein neues Album veröffentlichen, ist dies einfach immer wieder etwas Besonderes und so verhält es sich auch bei „Improvised Electronic Device“, dem neuen Album der Herren um Mastermind Bill Leeb. Ich muss gestehen, dass mich die letzten Alben der Kanadier nicht so hundertprozentig fesseln konnten, da mir der Sound einfach zu überladen wirkte und den Songs der jüngeren Vergangenheit meines Empfindens nach das gewisse Etwas fehlte, das die Band in vergangenen Zeiten so auszeichnete.

Anno 2010 lautet das Motto „Improvised Electronic Device“ und der Auftakt ist düster und hart. Schon der Opener „IED“ zeigt, dass die Gitarren im aktuellen Sound von FRONT LINE ASSEMBLY eine tragende Rolle spielen. Liebhaber der „Millenium“-Phase und nachfolgender Alben wird dies durchaus freuen, wer mit „Tactical Neural Implant“ aufgewachsen ist, muss sich von einem rein elektronischen Sound erneut verabschieden. Auch das starke und bereits von der Vorab-Maxi bekannte „Angriff“ ist ein düsteres Gebilde, das allerdings mit einem dynamischen Refrain die ersten eingängigen Momente des Albums bietet. Verschachtelte und komplex arrangierte Songstrukturen bestimmen auch das folgende „Hostage“, das vom Gegenspiel von harten und zurückhaltenden Parts lebt, ähnlich verhält es sich beim anschließenden „Release“, das mit seiner Instrumentierung ebenfalls gut auf das „Millenium“-Album gepasst hätte.

Das bereits als Maxi ausgekoppelte „Shifting Through The Lense“ ist dann mit Sicherheit eines der Highlights des Albums und „endlich“ ein Song, der von seiner komplexen elektronischen Vielfalt lebt und zeigt, dass es auch ohne harte Gitarrenriffs geht. Diese setzen beim sehr sperrigen und wüsten „Laws Of Deception“ dann auch umgehend wieder ein, auch „Pressure Wave“ ist ein wahres Gitarreninferno und könnte Fans der „Caustic Grip“- oder „Tactical Neural Implant“-Phase vor die ein oder andere Gewissensfrage stellen. Doch diese Tage sind einfach vorbei, man muss sich damit abfinden… oder aber auch nicht. Dies soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass diese Songs wirklich ordentlich Power haben und immer wieder mit energiegeladenen Refrains aufwarten. Mit „Afterlife“ sorgt dann ein richtig feiner und atmosphärischer Song für etwas Entspannung, zusammen mit „Shifting Through The Lense“ mein persönlicher Favorit, da hier statt der harten Gitarren die emotionalen Momente deutlich in den Vordergrund rücken.

Leider wird diese Stimmung durch das folgende „Stupidity“ umgehend und nachhaltig völlig zerstört. Alle, die mit Songs wie „Provision“ oder „Mindphaser“ aufgewachsen sind, dürfte bei diesem Song der Schlag treffen. Zusammen mit Al Jourgensen (MINISTRY, REVOLTING COCKS) an den Vocals haben FRONT LINE ASSEMBLY hier einen Song abgliefert, der zwar auf einem MINISTRY-Album seine Daseinsberechtigung haben mag, auf einem FRONT LINE ASSEMBLY-Album in dieser Form meiner Meinung nach aber rein garnichts zu suchen hat. Glücklicherweise bügelt das abschließende Instrumental „Downfall“ diese Entgleisung wieder einigermaßen aus.

„Improvised Electronic Device“ ist ein hartes und intensives Album, das sowohl von seiner dichten Produktion und seiner gitarrenlastigen Dynamik, als auch von klassischen FLA-Elementen lebt. „Improvised Electronic Device“ ist unter dem Strich betrachtet ein gutes Album, gleichzeitig fehlen mir meine persönlichen Gänsehautmomente, die ich auf älteren Alben immer wieder erleben durfte. Die Dominanz der Gitarren sollten ältere Fans nicht unterschätzen, die faszinierende elektronische Kälte älterer Alben bleibt definitiv auf der Strecke. Aber wie bereits erwähnt – diese Zeiten sind wohl einfach vorbei und FRONT LINE ASSEMLBY zeigen auch im Jahre 2010 mit ihrem modernisierten Sound, dass sie immer noch zu den wichtigsten Bands ihres Genres zählen.

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02.07.2010

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1 Kommentar zu Front Line Assembly - Improvised Electronic Device

  1. honksen sagt:

    Mensch Leute, einigt Euch doch mal endlich auf eine halbwegs einheitliche Kategorisierung. Das ist kein Industrial sondern waschechter Elektro. Solche Bands kann man doch nicht in einem Korb mit Fear Factory und Konsorten stecken.