Fromhell - March On Gravitation

Review

Ui, da weht aber ein kalter Wind aus Indonesien herüber, denn FROMHELL von ebenda entfesseln mit „March On Gravitation“ einmal mehr ihren experimentellen Black Metal. Nach dem man sich auf dem Vorgänger „巫峽 Dynasty“ mit Vergangenem beschäftigt hat, wenden die beiden indonesischen Black Metaller ihre Blicke davon ab und richten sie gen Himmel und Zukunft. Die Sterne, der Kosmos, das Universum werden auf „March On Gravitation“ besungen und beschrien.

FROMHELL würzen mit skandinavischer Schwärze

Dabei klingen FROMHELL gar nicht mal so exotisch. Tatsächlich würde deren Herkunft gar nicht weiter auffallen, solange man sie nicht gezielt recherchiert. Denn die Band nutzt eine Reihe vertrauter Black-Metal-Versatzstücke, um daraus ihr eigenes, schwarzes, kosmisches Süppchen zu kochen. Die Band adaptiert eine ganze Reihe von etablierten Stilen, klingt dank der gekonnten Verknüpfung der Elemente jedoch ausreichend eigenständig.

So beginnt der Opener „A Million Castor“ mit hochmelodischer Raserei á la CATAMENIA. Wenn der schräge, zuweilen schiefe Klargesang einsetzt, darf man sich zusätzlich an ARCTURUS erinnert fühlen. Das Black-Metal-typische Gekeife lässt an ENSLAVED denken. Im folgenden „Stellar Space“ scheinen KEEP OF KALESSIN deutlich – eigentlich schon zu deutlich – durch. Doch der klare Gesang im Refrain zusammen mit den eher an Melodic Death Metal erinnernden Gitarren zieht den Song aus dem Sumpf der platten Derivation heraus, auch wenn der Eindruck des schlichten Kopierens weiterhin bestehen bleibt.

Schmackhafte, kosmische Schwarzwurzelkost

Dafür entschädigt die Band jedoch im weiteren Verlauf durch eine deutlich subtilere Verwebung ihrer Einflüsse. Vor allem punkten FROMHELL mit packendem Songwriting. „Hibernation Sun“ zum Beispiel hat diese schönen, psychedelisch anmutenden Orgeln, die sich geschmeidig unter den Refrain legen und für Gänsehaut sorgen. „Summoning Stars“ ist ein knallharter wie eiskalter Black-Metal-Sturm, der jedoch mit seiner geradezu triumphalen Lead-Gitarre im Ohr hängen bleibt. Und speziell gegen Ende nimmt das Duo das Tempo etwas heraus, zieht die Grooves an und erhöht so die Intensität dieses ohnehin heftigen Songs.

„The Abandoned Stargate“ ist ein Stampfer vor dem Herrn, dessen Blasts umso effektiver in Mark und Bein gehen. „Rotary Of Life“ hat diesen fast schon an Humppa Metal erinnernden Refrain, der sich erstaunlich gut in den ansonsten aggressiven, Pagan-beeinflussten Sound einfügt. Bei „Conqueror Of The Massive Star“ schraubt die Band die Atmosphäre weit nach oben und erinnert damit zuweilen an neuere MOONSORROW. Der ruhige Rausschmeißer „Celestial Night“ beschließt das Album dann in geradezu zurückhaltender Manier, wirkt dabei jedoch zuweilen etwas kitschig. In der zweiten Hälfte aber leitet der Song über in einen nordischen Folk-Teil, der einfach nur erste Sahne ist.

Der Sound ist genretypisch kalt und roh ausgefallen. Dennoch sind der klare Gesang sowie Synthesizer und Akustikgitarre hervorragend herausgearbeitet und gehen nicht unter. Beides – der rohe Black Metal und die transparente Progressivität – wurden gekonnt zusammengeführt und ergänzen einander. Das ist mit ein Grund, warum sich „March On Gravitation“ trotz seiner offensichtlichen Vorbilder so eigenständig anfühlt. Es wirkt einfach wie aus einem Guss. Die hier und da etwas schiefen Gesänge und ungestimmten Gitarren nerven nicht, sondern verleihen dem Album sogar zusätzlichen Charme. Damit ist FROMHELL mit ihrem Zweitling ein mächtiges Statement in puncto progressiven Black Metals gelungen. Das Spiel mit den Einflüssen, aber auch mit der Atmosphäre zeugt von der Erfahrung des Duos und macht Lust auf mehr.

12.12.2016

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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