Metal aus dem Mittleren Osten stellt sicherlich eine Seltenheit dar. Noch dazu, wenn es sich dabei im Speziellen um Black Metal handelt. Der Exotenbonus ist FROM THE VASTLAND also schon einmal sicher. Damit nicht genug, kann sich Strippenzieher und alleiniges Mitglied Sina auf die Fahne schreiben, schon mit in der Szene hinlänglich bekannten Musikern die Bühne geteilt zu haben. So unterstützten ihn während des ersten Live-Auftritts seines Solo-Projektes, der wohlgemerkt auf dem traditionsreichen Inferno Festival in Norwegen stattfand, Musiker von DEN SAAKALDTE, KEEP OF KALESSIN und MORBID ANGEL. Anschließend zog sich Sina wieder in seine Heimat Iran (Persien) zurück, um am Nachfolger von „Kamarikan“ aus dem Jahr 2013 zu schrauben. Anfang dieses Jahres kehrte er schließlich mit acht Songs im Gepäck in den hohen Norden zurück, wo das Drittwerk im Skansen Lydstudio (Trondheim, Norwegen) eingespielt wurde. Der Besuch scheint sich ausgezahlt zu haben, denn im Vergleich zum Vorgänger zeigt sich „Temple Of Daevas“ soundtechnisch verbessert und besitzt neben Ecken und Kanten deutlich mehr Druck, wenn auch insgesamt sicherlich noch Luft nach oben bleibt.
Beworben wird die Platte als „black metal with eastern elements“, was insbesondere im Intro zum Vorschein kommt und zumindest an dieser Stelle bisweilen einen Hauch der SUMMONING-Atmosphäre atmet. Anschließend wird dann aber doch primär dem Black Metal der frühen 90er gefröhnt und ein größerer Bogen um die Elemente aus fernen Ländern gemacht. Klirrende Riffs und kratzige Vocals erstrecken sich über sämtliche Songs, die allesamt die Grenze von fünf Minuten sprengen (das Intro „Ancient Glory“ ausgenommen). „Wrath Of Aeshma“ erinnert rifftechnisch sowohl an frühe, als auch (überraschenderweise) teilweise an neuere SATYRICON. Während es dem Vorwerk noch ein wenig an Abwechslung fehlte, wird diese auf „Temple Of Daevas“ verstärkt in den Vordergrund gerückt. So wartet beispielsweise das an „Wrath Of Aeshma“ anschließende „Nightly Praise Of Seventh Guardian“ gegen Ende mit einem von zahlreich auf der Platte anzutreffenden melodischen Intermezzo auf, welches postwendend in einem mörderischen Groove mündet, der von spärlich gesätem, leiderfülltem Gesang flankiert und einer betörenden Bassline angetrieben wird. „Kamak“ macht anfangs genau dort weiter, zieht das Tempo dann jedoch wieder drastisch an. MARDUK und IMMORTAL lassen nicht nur an dieser Stelle grüßen und verdeutlichen einmal mehr die Leidenschaft des Masterminds hinter FROM THE VASTLAND für Black Metal der frühen Stunde.
Aber auch wenn das Songwriting nochmals Fortschritte gemacht hat, werden leider nicht alle Riffs und weiteren Elemente der Minutenanzahl der einzelnen Tracks gerecht, sodass sich spätestens beim etwas inspirationslosen „Davalpa“ und dem Titeltrack die ein oder andere Länge einschleicht und einen Spannungsverlust zur Folge hat. Positiv daran bleibt jedoch, dass jeder dieser Songs zumindest noch eine gute Idee bzw. einen ausbaufähigen Ansatz enthält. Einen richtigen Griff ins Klo hält „Temple Of Daevas“ also nicht bereit, sondern stellt alles in allem ein Album dar, welches sowohl alte, als auch neue Tugenden zu einem interessanten Ganzen verbindet und für Fans genannter Bands sicherlich reizvoll sein dürfte.
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