Freund Hein - Chaos Immanent
Review
Heute habe ich mir zum Mittagessen Sahnehering und Kartoffeln gemacht. Die Kartoffeln musste ich schälen (logischerweise) und hatte mir dazu die neue FREUND-HEIN-CD in die Küchenanlage geschmissen, in der irrigen Annahme, dazu könnte man ein wenig in der Kochschürze herumwirbeln und hätte mehr Spaß bei der Essenszubereitung. Genaugenommen ist es andersrum. Die CD musste ich wieder ausmachen, weil ich ganz nervös wurde und fürchtete, ich würde mir in den Finger schneiden.
Eben habe ich die CD, zum Glück nur eine gute halbe Stunde lang, nochmal während des Essen gehört. War auch keine gute Entscheidung. FREUND HEIN, die noch aus Black-Metal-Zeiten unter dem Namen CRAVING FOR VALUSIA kenne und die damals schon mächtig die Pfanne heiß hatten, versauen einem mit ihrem durchgeknallten Death/Prog/Avantgarde-sonstwas-Metal jede appetitliche Mahlzeit. Nicht nur, dass man durch das mit absurden Comiczeichnungen verzierte Booklet genauso wenig durchsteigt wie durch den stilähnlichen Infozettel – die Musik ist auch nicht viel geradliniger. Verschrobene proggige Gitarrenlicks, technisch zwar ganz raffinierte, aber völlig songundienliche Drumpatterns, jazzige Bassläufe, an alte AT THE GATES erinnernder Kreischgesang und eine Menge albernder Zutaten (Scatsilben, klarer Gesang, bei dem man das kitschige „THUUUUULEEEEE!“-Brüllen zwischen den Zeilen förmlich durch die Boxen kriechen sieht usw.) mutieren in der immer selben Art und Weise zu Songs ohne Anfang und Ende und hinterlassen nichts weiter als ein großes Fragezeichen über meinem Schädel. Der Soundwust ist zwar durch eine sehr amtliche Produktion gut in Form gebracht und auch die handwerkliche Umsetzung ist in Ordnung, aber was hilft das bei schlechter Musik? Wären FREUND HEIN cool, würden sie wie eine Mischung aus DISILLUSION und den schlechtesten PESTILENCE-Songs klingen. Sie sind aber nicht cool, sondern verbauen sich mit ihrem albernen Auftreten jede Chance, als Band ernst genommen zu werden. Viel verpasst man dabei allerdings nicht. Nicht umsonst hat die Truppe auch nach zehn Jahren noch keinen Deal.
Und jetzt werde ich mir zur Entschädigung für den verhunzten Hauptgang einen Joghurt genehmigen!