Mit „Das Unglückliche Bewusstsein“ schickt Yaroslav Yakos sein Projekt FRETTING OBSCURITY in die zweite Runde. Nach dem bodenständigen, aber etwas ziellosen Debüt „Flags In The Dust“, das im rudimentären Funeral Doom Fahrwasser wilderte, geht es auf dem neuen Werk etwas geradliniger zur Sache.
Neben einem inhaltlichen Konzept, das sich an unglücklichen europäischen Denkern orientiert, gibt es auch musikalisch eine gewisse Selbstfindung zu vermelden. Schon der düstere Opener „As In A Creation Hour“, der sich inhaltlich an John Miltons „Paradise Lost“ anlehnt, atmet die tonnenschweren Leads und Riffs von MOURNFUL CONGREGATION, ohne deren Tiefe zu erreichen. Die Länge der vier Stücke nimmt im Verlauf der Platte leicht zu und bewegt sich um die 12-Minuten-Marke.
Willkommen im Garten der Philosophie
Für Funeral Doom-Verhältnisse keine Überraschung, aber Songs dieser Länge in einem spannungsgeladenen Rahmen sind gerade in diesem Genre keine leichte Aufgabe. Dass Bandkopf Yakos im Laufe des Albums immer wieder in die Muster seines Debüts verfällt und die zähen Riffs der Trauerversammlung aufzubrechen versucht, bringt zwar eine gewisse Abwechslung in das Gesamtbild der Tracks, sorgt aber auch manchmal für Stirnrunzeln. Bestes Beispiel dafür ist der zweite Track „Das Heilige“, der mit einem DARKTHRONE „Soulside Journey“-Fast-Riff beginnt, um dann nach einer Minute Uptempo in einem Funeral-Lead zu ertrinken, sich aber im Laufe der Spielzeit gefällig fängt und mit schönen Leads den Track sehr episch und tragend ausklingen lässt.
Der für das Projekt progressivste Song des Albums ist das abschließende Lied „Das Schaudern“. Mit einer sehr zarten Einleitung zwischen Akustikgitarren und schwingenden E-Gitarrenklängen findet man sich in einem narrativen, dudelnden Gitarrenthema aus dem Lehrbuch wieder, das in seiner Präsenz und Länge etwas überstrapaziert wird, bevor es wieder in die Tiefe findet. Gegen Ende des Albums präsentiert der Künstler noch einmal eine große Divergenz, die ganze Teile unzusammenhängend aneinanderreiht, was dem Song insgesamt viel von seinem Fluss nimmt.
Ambition und Divergenz
„Das Unglückliche Bewusstsein“ ist ein großer Schritt nach vorne für FRETTING OBSCURITY. Die Vocals von Yakos sind vor allem in ihren Tiefen Parts stark. Das Songwriting ist organischer, wirkt weniger konstruiert und auch die Produktion ist besser als auf dem Vorgänger. Der Drumcomputer funktioniert bei einem Großteil des Songmaterials gut, zeigt aber bei schnelleren Passagen auch schnell seine Grenzen auf. Der Bass-Sound klingt insgesamt leider etwas mehr nach modifizierter Gitarre als nach knarzendem Doom-Bass.
Das Album als reine Funeral-Doom-Platte zu kategorisieren, würde der Vielseitigkeit der Musik nicht gerecht werden und trotz aller Kritik bleibt es ein anspruchsvolles, ambitioniertes Projekt, das aber in jeder Hinsicht noch Luft nach oben hat.
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