Ob man „Nebel Der Erinnerungen“ (2010) wirklich als Debütalbum der Nürnberger FREITOD bezeichnen kann, ist wohl jedem Betrachter selbst überlassen. Für mich jedenfalls stellte es eher eine Demo-Compilation samt Bonus dar und so ist für mich der eigentlich Full-Length-Einstand der Band erst jetzt mit „Regenjahre“ dran. Der Unterschied zu früherem Material ist dann auch sehr prägnant, da FREITOD mit sicheren Schritten weiter an ihrer Eigenständigkeit arbeiten.
Wirklich in den Grenzen des Black Metal hat sich das Duo schließlich schon in der Vergangenheit nicht bewegt, heute sind es nur noch einzelne Abschnitte sowie die krächzenden Vocals (die weitestgehend dem klaren Gesang weichen mussten), die in diesem Genre verankert sind. Dazwischen gibt es allerhand andere Ideen, vieles, das eher im Dark Metal oder Post Metal verwurzelt ist und nicht selten der Grenze zum Kitsch nahe kommt, ja, sie hier und da sogar überschreitet. Aber es ist schwer das auf einzelne Songs zu beziehen, denn viel eher sind es kleine Details, die einem mal sehr gewöhnungsbedürftig erscheinen oder nahe daran sind gänzlich abschrecken.
Das ist eine dieser Ambivalenzen, die „Regenjahre“ verfolgt. Wurde „Nebel Der Erinnerungen“ für seine Armut an Highlights gerügt, finden sich diese heute durchaus, gleichzeitig aber eben ein paar Einbrüche. Wirklich hörenswert ist der Opener und gleichzeitiges Titelstück, das den Stil des Duos auf einer Ebene zeigt, der wirklich großartig wäre: Leicht rockig, mit melancholischen Leads und durchaus eingängig, kriegen sie es vor allem im Refrain hin, wirklich einen Ohrwurm zu kreieren. Danach schwankt es immer wieder, aber in vielen Momenten lassen FREITOD interessante Ansätze erkennen, erschaffen eine wirkungsvolle, einnehmende Atmosphäre und überraschen mit unerwarteten Breaks. Lediglich die Texte sorgen immer wieder für Momente der leichten Fremdscham und trüben den zeitweise sehr guten Eindruck
„Regenjahre“ hätte ein starkes, eigenständiges Album werden können. Der einzige Vorwurf, den ich FREITOD machen kann, ist, dass sie zeitweise zu kitschig agieren, auch in den Texten. Aber das entkräftet nicht die Tatsache, dass hier zwei talentierte Musiker zu Werke gehen, die auf dem Weg sind, sich einen ziemlich eigenen Stil zu erarbeiten. Zwar erinnern die beiden Nürnberger des öfteren mal an KATATONIA (übrigens sowohl an die ganz alte als auch an die mittlere Schaffensphase der Schweden), das wird aber durch eigene Ideen und Songstrukturen erweitert, sodass das von einem Klon keine Rede sein kann. „Regenjahre“ ist ein angenehmes Album, das zeigt, dass FREITOD auf dem richtigen Weg sind und wer weiß, vielleicht schafft es das nächste Album ja tatsächlich endgültig zu überzeugen.
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