Freedom Call - Land Of The Crimson Dawn

Review

Bei Bands wie FREEDOM CALL haben sich die Geister schon immer geschieden. Einerseits hatten die deutschen Power Metaller stets ein Händchen dafür, extrem eingängie Hymnen zu komponieren und sich Melodien, die sich in die Gehörgänge fressen, geradezu aus dem Ärmel zu schütteln. So auch auf ihrem neuen Album “Land Of The Crimson Dawn”, das mit Titeln wie “Age Of The Phoenix” oder “Rockstars” wieder so einige Hits zu bieten hat und das, obwohl sich FREEDOM CALL jüngst von ihrem langjährigen Drummer und Mitbegründer Dan Zimmermann, der auch am Songwriting beteiligt war, trennten. Auch muss man den Nürnbergern zu Gute halten, dass sie sich immer wieder die größte Mühe geben, ihre Alben so abwechslungsreich und variabel zu gestalten. So loten die vier Musiker auf ihrem aktuellen Werk nicht nur in Sachen Tempo und Rhythmus alle Möglichkeiten aus, sondern variieren auch die Stimmung der Songs stark, von episch und heroisch (“Terra Liberty”, “Eternity”) über locker, poppig (“Back Into The Land Of Light”, “Hero On Video”, “Rockin Radio”) bis hin zu düster (“66 Warriors”, “Killer Gear”) ist alles vertreten. Desweiteren bedienen sich FREEDOM CALL beispielsweise bombastischer orchestraler Arrangements der Marke RHAPSODY und arbeiten mit kreativen Intros/Samples, die aus den einzelnen Tracks “Land Of The Crimson Dawn” ein Ganzes machen.

Andererseits lässt sich einfach nicht bestreiten, dass FREEDOM CALL die Schwelle zur Peinlichkeit einfach zu oft überschreiten. Eine ordentliche Portion MANOWAR-Pathos und SABATON-Heroismus hat noch keiner Band dieses Genres geschadet, doch der Vierer bringt den Hörer mit seinen Titeln doch deutlich häufiger zum Fremdschämen, als es bei genannten Bands der Fall ist. Bei manchen offensichtlich nur auf Eingängigkeit getrimmten, fast schon billigen Tracks drängt sich mir die Bezeichnung Metal-Schlager sogar geradezu auf (“Power & Glory”). Dazu kommt, dass FREEDOM CALL alles andere als innovativ zu Werke gehen und zahlreiche Songs zwar sehr gut ins Ohr gehen, andere jedoch eher Stangenware sind, auf die “Land Of The Crimson Dawn” mit seiner überlangen Spielzeit auch gut und gerne hätte verzichten können.

Alles in allem bin ich also hin- und hergerissen, denn dieses Album hat zahlreiche Stärken, jedoch auch gewichtige Schwächen, wobei eine zu große Fuhre Kitsch FREEDOM CALL nicht zwingend als Makel anzulasten ist, dieses Album jedoch nur für diejenigen interessant macht, die genau darauf stehen oder die über das ein oder andere Mal Fremdschämen hinweg kommen. Da das bei mir eher nicht der Fall ist, würde ich dem Album wohl subjektive 6 Punkte geben. Zugleich muss ich jedoch anerkennen, dass “Land Of The Crimson Dawn” ein professionelles und sehr stimmiges Album ist, das den Nerv vieler Genre-Fans treffen wird und objektiv mindestens 7 verdient hat. Leider gibt’s bei uns keine halben Punkte, deshalb runde ich auf 7 auf. Ich merke jedoch an, dass jeder, der mit der Band nicht vertraut ist, vor dem Kauf in dieses Album hineinhören und herausfinden sollte, ob es was für ihn ist.

28.02.2012
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