Freak Of Nature - Gathering Of Freaks

Review

Wunderbar melancholisch beginnt mit dem Intro „The Gathering“ das zweite und letzte Album (die Outtakes-Cmpilation „Outcasts“ mal ausgeklammert) der einmaligen Rockband FREAK OF NATURE um den Ex-(und-aktuell-wieder-)WHITE-LION-Sänger Mike Tramp und beweist einmal mehr, was für eine verkannte Ausnahme diese Truppe am Rock-Himmel darstellte.

Geboten wird, wie auch auf dem Debüt, Alternative Rock mit leichtem Hang zum klassischen Hardrock inklusive vieler genialer Melodien zum Mitsingen und Hüftschwingen. Letzteres trifft auf den Opener aus zweiter Reihe „Enemy“ zu, ein flotter Rocker mit straightem Beat und Faust-in-die-Höhe-Refrain, gefolgt von „Stand Back“, das wieder etwas Verspielter aber nicht weniger kräftig zur Sache geht. Gleich darauf wird es mit „Raping The Cradle“ regelrecht bitter und jeder, der diese Worte übersetzen kann, wird sich einen Reim auf den textlichen Inhalt des Liedes machen können. Mit „Big Black Hole“ folgt ein weiterer mehr als solider Rocker. Auf diesem Album sind es besonders die Texte, die inhaltlich herausstechen. War das Debüt bereits richtig gut, merkt man Mike Tramp sein wunderbares Händchen für Lyrik hier noch viel mehr an.

„The Tree“ ist wohl das Stück, über das man aus Unverständnis entweder Lachen kann, oder sich tatsächlich in den Text und den dargestellten Charakter hineindenken kann. Das Lied ist aus der Sicht eines Baumes (!) geschrieben, der abgeholzt wird und sich als lebloses Möbelstück wieder findet. Was zunächst ein wenig albern klingen mag, ist durch ein kluges und ernsthaft ausgearbeitetes Thema fantastisch gut umgesetzt worden.

„Candle“ steht in der Tradition eines „typischen“ FREAK-OF-NATURE-Rock-Songs, bei dem man nichts vermisst. In Balladenform wird die Drogentragödie „Need“ präsentiert und Sätze wie „Only in your world can i dream, escape from reality, the pain buried within…“ sprechen dabei Bände. Studiert man den gesamten Text merkt man sofort, dass hier jemand aus Erfahrung spricht.

Mit „Open Space“ folgt ein weiteres (persönliches) Highlight. Ein flotter Alternative Rocker inklusive Super-Refrain. Diese Band hat wahrlich ein unglaublich gutes Gefühl für packende Melodien und Gesangsarrangements, die perfekt zugeschnitten sind auf die unverwechselbare Stimme Mike Tramps.

„Get It Yourself“ steht dem Rest des Albums in nichts nach und darf sich ebenfalls Oberklasse-Song nennen, während der reguläre Abschluss-Track „Powerless“ noch einmal alles gibt, was der geneigte Hörer an FREAK OF NATURE liebt. „The Parting“ bildet dann als Outro, bzw. Fortführung des Intros „The Gathering“ das Ende dieses genialen Albums und leider auch das Ende von FREAK OF NATURE.

Zwar erschien mit „Outcasts“ Posthum noch eine Compilation mit anderen Versionen bekannter Tracks und einigen Outtakes, aber das Ende der Band war längst besiegelt. Es waren mal wieder die üblichen unüberbrückbaren Differenzen zwischen den Musikern und ihrem Sänger. Schade eigentlich, denn ich würde gerne wissen, was sie noch großes vollbracht hätten, wenn das Schicksal sie nicht zerstritten hätte… oder besser: Es ist gut so wie es ist, denn so haben FREAK OF NATURE mit dem selbstbetitelten Debüt und „Gathering Of Freaks“ zwei unsterbliche Perlen auf der Liste, die ihnen niemand mehr streitig machen kann. It’s the gathering of freaks!!!

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01.03.2007

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