
Es ist schön, zu sehen, dass All-Female-Bands im Extrem-Metal relevanter zu werden scheinen. Denn man kann es schönreden, wie man möchte, aber die Metalszene ist nun mal eine einzige Würstchenparty. Daher sind Bands wie CRYPTA und NERVOSA eine willkommene Bereicherung, zumal sie ja bereits mehrfach zeigten, dass sie es draufhaben und dass sie auch zuschlagen, wenn es jemand wagen sollte, sie mit Samthandschuhen anzufassen. FRANTIC AMBER kann man heuer auch hierzu rechnen, auch wenn die schwedische Band ein nicht immer rein weibliches Lineup vorweisen konnte. Anno 2025 tut sie es aber und veröffentlicht mit „Death Becomes Her“ ihr nun drittes Vollzeitalbum.
Anno 2025 präsentieren sich FRANTIC AMBER als All-Female-Band
Analog zu den Besetzungswechseln, welche die Bands durchgemacht haben, scheint es, als hätten sie ihre Thematik und ihren Death Metal von Album zu Album immer ein Stück weit angepasst. Auf „Burning Insight“ war die in Stockholm beheimatete Band noch von gemischter Natur unter Beihilfe von Schlagzeuger Erik Röjås, der jedoch zeitig um die Veröffentlichung des noch recht nah an typischen, schwedischen Melodeath-Gewohnheiten gebauten Debüts herum aus dem Lineup ausschied. Zu „Bellatrix“, einer Ode an die Frau als Kriegerin u. a. mit historischen, mythologischen oder auch fiktiven Bezügen und Elementen von Viking Metal oder diversem Folk, saß wieder ein Herr am Kit, nämlich Mac Dalmanner. Erst seit 2024 sind FRANTIC AMBER mit Laura Hernandez am Schlagzeug eine rein weibliche Truppe.
Nachtrag d. Red.
Offenbar ist auf dem Album entgegen der obigen Beschreibung doch noch Mac Dalmanner am Schlagzeug zu hören, das müsste aber noch via Liner Notes verifiziert werden. Von daher sei das obige Statement mit Vorsicht zu genießen. Stand 2024 ist die Band zwar durchgehend weiblich, aber ob hier ein durchweg weibliches Lineup zu hören ist, muss noch geprüft werden.
Angesichts des Covers bekommt man ungefähr eine Ahnung, wohin es musikalisch dieses Jahr geht, eine Frage die beim durchaus wechselhaften Death Metal der Band tatsächlich sehr interessant zu beantworten ist. Die ersten Töne des dem Intro folgenden „Bloodbath“ schockieren daher nicht unbedingt. Die Schwedinnen servieren auf „Death Becomes Her“ einen zunehmend angeschwärzten Todesblei mit einer Handvoll CRADLE OF FILTH-, oder vielleicht besser: DEVILMENT-Versatzstücken in Form von stimmungsvollen, düster-ominösen Orchestral-Synths. Die Grooves haben die Ladies drauf, sodass der Midtempo-Brecher ziemlich souverän in die Nackengegend fährt, ohne sich zu offensichtlich irgendwo mehr als nötig anzubiedern. „Black Widow“ schließt sich als Double Down der besten Sorte an, hier sogar mit regelrechtem Dani Filth-Cheese in der Hook.
„Death Becomes Her“ zeigt die Schwedinnen als düsterere Todesbleikapelle
Diese dramatische Orchestral-Ornamentik ist zwar nichts Neues im Klangbild der Band, passt aber zur insgesamt etwas düstereren, ominöseren Atmosphäre von „Death Becomes Her“, das sich mit größeren, melodischen Gesten eher zurückhält, was wiederum Gitarristin Mio Jäger richtig entfesselt aufspielen lässt – man höre nur das thrashige „Jolly Jane“. Die giftige Gesangsdarbietung von Evil Ballerina Elizabeth Andrews gestaltet sich als wunderbar dynamische Angelegenheit, während sie sich wie eine Banshee durch die Tracks keift, in selteneren Momenten wie im Titeltrack oder bei „In The Garden Of Bones“ aber auch mal ihre klare, auch ziemlich beachtliche Stimme zur Geltung kommen lässt. Das Teil hat zudem richtig Biss dank der Produktion von Lawrence Mackrory (u. a. ex-DARKANE), der das Teil sehr modern, aber nicht zu sauber klingen lässt.
Im Grunde halten die Ladies das Niveau durchgehend hoch, schwächeln eigentlich nur im etwas uninspirierten „The Butcheress“ ein bisschen, bringen „Death Becomes Her“ aber dennoch ziemlich souverän über die Zielgerade. Eine dicke Überraschung hält „Gore Candy“ parat, ein knapp 50-sekündiger Deathgrind-Brecher, der vollkommen unerwartet den Kalk aus den Ohren rieseln lässt. Fakt ist: Mit „Death Becomes Her“ reihen sich FRANTIC AMBER mühelos in die Riege von Bands wie eben CRYPTA und NERVOSA ein und dürfen gerne diese düsterere Ausrichtung ihres Metals weiter ergründen. Die steht ihnen nämlich wunderbar zu Gesicht. Das macht die Musik der Ladies zwar an sich nicht weniger plakativ als den Vorgänger lt. der geschätzten Vorrednerin Angela, die Damen machen sich die Klischees allerdings zur großen Stärke und gehen damit aufs Ganze. Mission erfüllt!
Jetzt vllt kein 100%iger Fit, aber wenns schon um female Bands geht, muss ich an der Stelle mal eben Lifeless Dark erwähnen (immerhin 3/5 Frauen), die mit „Forces of Nature’s Transformation“ und ihrer Sacrilege meets Bolt Thrower Mischung ein absolutes Highlight des letzten Jahres hingelegt haben! ☝️
Frantic Amber werden dagegen wohl nicht ganz meine Baustelle, aber ganz verkehrt klingt der embedded track dennoch nicht.
Ehm… Bin ich bescheuert, oder trommelt hier nicht ebenfalls ein Mann?
Mucke geht so. Haltet euch lieber an den Tipp meines Vorposters!
Jetzt offiziell mit Gütesiegel 🤙🏻😁
Hallo Clutch Nixon,
ich habe gerade noch einmal nachgeprüft, die Presseinfo sagt tatsächlich Laura Fernandez, aber die Metal Archives scheinen noch Mac Dalmanner für die hiesigen Drums zu kreditieren …
Ich werde einen Verweis darauf in den Text machen, vielen Dank fürs Aufmerksam Machen.
🤜🤛