Frank Zander - Rabenschwarz #2

Review

Dass es nur ein Jahr nach Frank Zanders Erstabrechnung mit den deutschen Schlager in Form vom „Rabenschwarz #2“ einen zweiten Mordversuch aufzuklären gibt, lässt eigentlich nur zwei, teilweise konträr laufende Schlußfolgerungen zu:
1.) „Rabenschwarz“ Teil 1 war kommerziell kein Flop.
2.) Der Schlager liegt immer noch nicht ausgeblutet in seinem Sarg.
Logische Konsequenz: diese Platte. Erinnere ich mich noch an den Beginn dieser an und für sich kultigen Idee zurück, wird mir jedoch klar, warum der Schlager noch lebt. Herr Zander hat vor einem Jahr nicht unbedingt durch musikalische Klasse geglänzt. Doch schon der Opener „Er gehört zu mir“ zeigt, dass sich der alte Kult-Komiker erst in seiner neuen, stark RAMMSTEIN-geprägten Ungebung zurecht finden musste. Ein Jahr später kommen die Produktion akzentuierter, die Riffs brachialer, markanter und packender, die Rhythmen bangkompatibler bzw. tanzbarer (je nach Vorliebe), die Einfälle morbider und die Eigenkompositionen („Im Keller“, „Willkommen in meiner Welt“, Ur-Ur-Enkel von Frankenstein“) durchdachter, besser strukturiert und mit einer wirkungsvolleren Dramaturgie daher. Man nehme nur das kongeniale Duett mit Nina Hagen bei „Liebeskummer lohnt sich nicht“. Hier haben sich zwei einmalige Gestalten mit ganz eigenem Humor und völlig skurilen Stimmen gesucht und gefunden.
Zudem präsentiert sich „Rabenschwarz #2“ powervoller als die letzten beiden RAMMSTEIN-Alben zusammen. Wollen wir also hoffen, dass Zander mit seinem augenzwinkernden „Du Hast“-Zitat in „Du kannst nicht immer 17 sein“ nicht auch noch Deutschlands erfolgreichsten Musikexport, der momentan etwas der alten Form hinterherhinkt, über die Klinge hüpfen lässt.
Und sogar vor seinen eigenen Kompositionen macht Zander keinen Halt. So wird „Nachbar“ verlängert (langweilt aber trotzdem noch) und der Kultsong „Hier kommt Kurt“ etwas verhärtet. Ein großes Grinsen beginnt zu wachsen, was schließlich nach dem Bonustrack „Das war’n Zeiten“ („Sultans Of Swing“ von den DIRE STRAITS) von einem Ohr zum anderen reicht.
So wie auf dieser Platte kann man sich den Abgesang auf das deutsche Schlagerliedgut trotz des ein oder anderen Hängers (z.B. „Du Bist nicht allein“) schmecken lassen, da es der passionierte Schnauzbartträger im Vergleich zum halbgaren Vorgänger endlich geschafft hat, seine originelle Idee in ein adäquates, musikalisches Kleid zu hüllen.
Somit gewinnt Frank Zander Ende 2005 gegen jedwede Konkurrenz, die da wäre: die nunmehr nur noch wimmernden Schlagerfuzzis, „Rosenrot“ und andere Bands wie LOS LOS, die auf völlig platte und gähnend langweilige Art und Weise Popularmusik (in diesem Falle Sommerhits) covern.
Fazit: 7,5 Punkte für den unterhaltsamen, musikalischen Teil und 0,5 Punkte Abzug für die enttäuschenden Videoclips zu „Nachbar“ und „Komm unter meine Decke“, deren Thematik man wesentlich schwarzhumoriger und aneckender hätte umsetzen können. Hätte ich von einem Frank Zander zumindest erwartet.

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30.11.2005

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