Frank Schäfer - Heavy Kraut

Review

FRANK SCHÄFER hat in der Vergangenheit schon so manches Buch zum Thema Heavy Metal verfasst. Vergangenes Jahr etwa vereinte er zahlreiche seiner Kolumnen unter dem Titel „Krachgeschichten“. Mit „Heavy Kraut: Wie der Metal nach Deutschland kam“ geht er den Wurzeln unserer Lieblingsmusik in den hiesigen Breitengraden auf den Grund.

FRANK SCHÄFER versammelt illustre Namen

Das macht FRANK SCHÄFER allerdings nicht in Form einer klassischen Narration, wie man sie etwa aus diversen Bandbiografien kennt. Stattdessen setzt er auf Oral History durch die Menschen, die dabei waren, als Heavy Metal in den Siebzigern seinen Weg nach Deutschland fand. Und dafür sammelte der Autor Aussagen einiger namhaften Protagonisten.

Unter anderem Schauspieler Charly Hübner, Rock Hard-Herausgeber Holger Stratmann, ex-ACCEPT-Sänger Udo Dirkschneider, Metalhistoriker Matthias Mader und die frühere Sounds-Schreiberin Ingeborg Schober kommen in „Heavy Kraut“ zu Wort. Insgesamt 38 Personen schildern ihre Eindrücke von den Anfängen des Heavy Metal in Deutschland.

Das ist auf der einen Seite löblich, bringt FANK SCHÄFER dadurch doch viele verschiedene Perspektiven ein. Auf der anderen sorgt es regelmäßig für Verunsicherung, wer genau dieser Günther V. Radny oder Alex Gernandt noch einmal waren. Denn manchmal kommen Personen mehrere Seiten lang gar nicht zu Wort und längst nicht alle Namen sind potenziellen Lesenden so geläufig wie Tom G. Warrior (ex-CELTIC FROST, TRIPTYKON).

„Heavy Kraut“ hätte von einer Rahmung profitiert

Zudem finden zwischen den Aussagen verschiedener Personen oft recht drastische thematische Sprünge statt. Spricht eine Person noch von der aufkeimenden Clubszene, erzählt die nächste etwas über das erste Album ihrer Band. Hier und da hätten kleinere Rahmungen seitens des Autors nicht geschadet, um die Aussagen in einen größeren Gesamtkontext zu stellen.

Hilfreich ist in Momenten der Irritation die Auflistung aller im Buch auftretenden Personen zu Beginn. So lässt sich schnell einmal nachschlagen, in welcher Funktion jemand tätig ist oder war. Wer es komfortabler haben möchte, kann sich zudem eine beigepackte Karte neben das Buch legen, auf der ebenfalls alle auftretenden Personen aufgezählt sind. Weiterhin sind die Seiten regelmäßig bebildert, was für die passende optische Unterstützung des Gesagten sorgt.

Wer mit einem Buch in Form von Oral History grundsätzlich nichts anfangen kann, ist mit „Heavy Kraut: Wie der Metal nach Deutschland kam“ nicht gut beraten. Dafür sorgt das Fehlen jeglicher Einschübe des Autors. Wer diesem Format gegenüber wiederum offen ist, bekommt eine unterhaltsame Lektüre, mit der sich FRANK SCHÄFER ein weiteres Mal als einer der relevantesten Autoren zeigt, wenn es um Bücher zum Heavy Metal geht.

06.10.2022

"Irgendeiner wartet immer."

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