Puh, es ist nie schön, wenn man auf diverse Versäumnisse der eigenen Vergangenheit hingewiesen wird. Wenn auch völlig unbewusst, kitzelt das französische Metal-Label Great Dane Records den letzten Funken verschollenen Französischs aus mir raus, und das einzige, was ich dabei verstehe, ist, dass FRACTAL GATES ihr neues Album „Beyond The Self“ getauft haben und damit im Februar ihren Zweitling veröffentlicht haben. Glücklicherweise sind die Jungs seit ihrem durchaus guten Debüt „Altered State Of Consciousness“ kein gänzlich unbeschriebenes Blatt mehr.
Ein derartiger Albumtitel, die lyrische Behandlung außerirdischer Lebensformen und Science-Fiction im Allgemeinen lassen dabei auf etwas schließen, was FRACTAL GATES nun häufiger bedienen – Progressivität. Im Kern besteht aber der Melodic-Death-Metal-Anteil weiterhin, wie „Dissonance“ deutlich macht, nachdem es das spannungsaufbauende und krytpische Synthie-Intro „Visions VII“ völlig verschlungen hat. Primär sind es die brettharte Produktion und das an Christian Älvestam (ex-SCAR SYMMETRY) erinnernde Organ von Sebastien Pierre, die die fiesen Gitarren bis dahin begleiten und einen gelungenen – wenn auch etwas ungewöhnlichen – Opener entstehen lassen. Keine Spur von den sphärischen Keyboard-Elementen des Vorgängers, die einst eine eindringliche und düstere Atmosphäre erzeugt haben, aber „Everblaze“ lässt jegliche Zweifel dann doch verschwinden und setzt auf eben jene Einsprengsel – gepaart mit einer überragenden Songstruktur und fantastischen Clean Vocals von Dan Swanö, der auch im CHEAP TRICK Cover „Mighty Wings“ eben jenen Gesangspart übernimmt.
Ansonsten legen die Franzosen vor allem im instrumentalen Bereich einen gesunden Abwechslungsreichtum an den Tag, der sich von verspielten Stücken („On Your Own“) über atmosphärische Brocken („The Sign“; „Timeless“ inkl. Gastsolo von SEPTIC FLESH Fronter Sotiris) bis hin zu geradlinigen Melodeath-Hämmern wie „We Are All Leaders“ erstreckt. Auffällig ist dabei, dass „Beyond The Self“ trotz der Schwere von 14 Songs nur selten seine Spannung verliert und bis zum Ende durchaus leichtfüßig-souverän agiert. In diesem Bereich lässt sich hauptsächlich eine deutliche Steigerung im Vergleich zum Debüt feststellen – FRACTAL GATES sind reifer geworden und haben im Songwriting eine imposante Steigerung durchgemacht, die man im fast schon „göteborg’schen“ Titeltrack und dem abschließenden, nahezu elegischen „Glooms Of Cyan“ am besten begutachten kann.
Gegenüber jedweden Zweifels ist „Beyond The Self“ dennoch nicht erhaben. Störend empfindet man in manchen (ruhigeren) Momenten die auf Dauer eintönigen Brüll-Vocals Pierres, die in den brutaleren Stücken hingegen voll aufgehen und somit keinen Totalausfall darstellen, was aufgrund der Voluminösität und Intensität jener aber auch fast schon ein blasphemischer Gedankenzug wäre. An den richtigen Stellen ein paar klare Gesangspassagen mehr, und dieser Kritikpunkt erscheint völlig ausgemerzt. Dass sich FRACTAL GATES zuweilen auch mal eine geringe Länge oder Zähigkeit anmerken lassen, verweigert zwar die noch höhere Wertung, schmälert den insgesamt starken Eindruck von „Beyond the Self“ aber nur geringfügig.
Kommentare
Sag Deine Meinung!