FOZZY sind in der Zwischenzeit kein unbeschriebenes Blatt mehr: Vor 14 Jahren kam ihre erste Scheibe auf den Markt, sie waren auf Touren sowie auch Festivals (wie beispielsweise dem BANG YOUR HEAD im Jahr 2002) zu begutachten und mit „Do You Wanna Start A War“ kommt bereits ihr sechstes Studio-Album in die Läden. Wer mit FOZZY bisher noch nicht in Berührung gekommen ist, bekommt nun noch einmal eine kleine Unterrichtsstunde: Es war einmal ein Wrestler, der seinen Künstlernamen sowie seinen Finisher, den „Walls Of Jericho“, seiner Liebe zu HELLOWEEN zu verdanken hat. Die Rede ist von Chris Jericho, welcher heute als Wrestler, Musiker, Radiomoderator, Schauspieler und Autor sein Glück versucht und FOZZY seine Stimme leiht. Die Band wurde 1999 mit den ehemaligen STUCK MOJO-Mitgliedern Rich Ward und Frank Fontsere und zwei weiteren Komparsen gegründet, und zu Beginn wurden vornehmlich Cover der Klassiker wie „Stand Up And Shout“, „Balls To The Wall“ oder „Freewheel Burning“ vertont. Der Dank dem Frontmann in diesem Rahmen auffallend oft genannte Begriff „Wrestling Metal“ ist jedoch irreführend, denn das Einzige, was FOZZY und „Wrestling“ gemeinsam haben, sind die durchaus mit einem Augenzwinkern zu nehmenden Promobilder zur neuen Platte. Wer sonst – außer einem Wrestler – würde so viel barbusigen Einsatz unter der Lederjacke zeigen? (Wenn männlich? Vermutlich niemand.)
Ein Cover findet man auch auf „Do You Wanna Start A War“: Diesmal handelt es sich um den ABBA-SONG „SOS“, welcher mit FOZZY-Elementen abermals zum Leben erweckt wurde. Aber es ist nach wie vor: Man mag FOZZY oder man mag FOZZY nicht. Stimmlich ist Jericho vielleicht kein Vorreiter, aber durchaus leidenschaftlich zu Gange und diese Einschätzung sowie die an den Tag gelegte Professionalität der Aufnahmen zieht sich über das gesamte Album. Die Songs haben sehr eingängige Melodien, diesmal aber auch (auch wenn das für „Chasing The Grail“ eindeutig ausgeräumt werden konnte, wie das damalige Review zeigt) eindeutigen NICKELBACK-Radio-Ü30-Rock-Disco-Charakter, aber das Album erfüllt seinen Zweck: It’s entertainment! Was als möglicherweise nicht ernst zu nehmende Cover-Gruppierung begann, hat sich zu einer eigenständigen Band mit eigenem Profil entwickelt und eben dies sollte an dieser Stelle nicht vergessen werden. Denn WWE-Promo hin oder her: Man spürt, dass es den Herren Spaß macht, und schon allein die Tatsache, dass sie mit dem Vorgänger „Sin And Bones“ nahezu zwei Jahre lang in 17 Ländern auf Tour waren, zeigt, dass sie wirklich ernst genommen werden können und sich nicht nur auf Jerichos Bekanntheit ausruhen. Der Wrestling-Star fungiert im FOZZY-Konzept sozusagen als Geschmacksverstärker, ohne den die Band zu Beginn vermutlich weniger Hörer gehabt hätte, was aber sonst keine Auswirkung auf ihre Musik hätte.
Zwar ist der Albumtitel „Do You Wanna Start A War“ etwas protzig und passt nicht ganz zur aufgefahrenen Attitüde, aber chillige AOR-Rock-Minuten sind durchaus gesichert und Gastauftritte wie beispielsweise von Michael Starr (STEEL PANTHER) und Christie Cook (Country-Sängerin) bringen zusätzliche Abwechslung mit auf das Album. Wo „Chasing The Grail“ und „All That Remains“ rückwirkend betrachtet ein wenig mehr Druck ausüben, fühlt sich „Do You Wanna Start A War“ zwar etwas in die Jahre gekommen an, zusammenfassend handelt es sich jedoch um ein gediegenes und ausgeglichenes Album, welches vielleicht nicht durch überragende Hits, wohl aber durch den Spaß am Musizieren selbst bestechen kann.
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