Lange hat es gedauert, genau genommen ganze vier Jahre, bis nach “Negative Megalomania“ im Jahr 2007 nun dessen Nachfolger in den Startlöchern steht. Dabei zeigt sich das Ganze sicherlich als durchaus interessante Sache, denn auch mit dem letzten Album zeigte sich die Truppe um Lenker und Denker Herr Morbid in einem ziemlich frischen Licht, verarbeitete eine Vielzahl neuer Einflüsse und wich immer mehr von den ursprünglichen Black-Metal-Wurzeln ab. Diesen Weg verfolgen die Italiener auf “Under Saturn Retrograde“ konsequent weiter, wodurch sich deren Neuwerk für mich als insgesamt sehr zwiespältige Sache darstellt.
Kurzum sind FORGOTTEN TOMB anno 2011 immer dann ein Fall für die Füße, wenn es ihnen in experimenteller Natur nicht gelingt, ihre atmosphärische Düsternis zu wahren. Allerdings lässt sich dieser Satz auch in exakt umgekehrter Ausführung formulieren, denn die neue Platte hat genau dann ihre großen Momente, wenn sich ein dunkler Schleier um die rockigen Melodien legt. Einen guten Einstand macht das öffnende “Reject Existence“, das mit musikalischer Simplizität und einem wahrlich oft wiederholenden Refrain dennoch ziemlich beklemmend daherkommt. Auch die glasklare Produktion kann dem nichts anhaben, obgleich von alten Tagen der Südeuropäer auch hinsichtlich dessen nur noch Erinnerungen bleiben.
“Nihilistic Black Rock Unlimited“ nennen FORGOTTEN TOMB ihren Stil, dem man die eigene Identität tatsächlich nur schwer absprechen kann. Das Riffing erinnert nach wie vor an KATATONIA, vermischt mit einigen schwarzmetallisch anmutenden Leads. Herr Morbids Gesang bleibt keifend, fügt sich aber insgesamt ordentlich in das Gesamtbild ein. Nach den beiden melancholieschwarz gestrichenen, aber alles in allem etwas belanglos daherkommenden Stücken “Shutter“ und “Downlift“, folgt mit dem dynamischen “I Wanna Be Your Dog“ ein Song, der konzeptionell beim besten Willen nicht in den fensterlos dusteren Zusammenhang von “Under Saturn Retrograde“ passen will.
Auch Klargesang erhält erneut Einzug in das neue Album von FORGOTTEN TOMB. Dieser präsentiert sich facettenreich, könnte teilweise in klischeetriefendem Gothic Metal oder auch in verzweifeltem Depressive Rock beheimatet sein. Irgendwo dazwischen hantiert das Quartett schließlich auch Heute, wobei sie spätestens mit dem Titeltrack beweisen, dass auch Black Metal zumindest in gewissen Zügen noch ein Thema ist. Das zweigeteilte Stück verweist mit seinen Blastbeat-Parts zumindest am Ehesten darauf und lässt mich in manchen Momenten an eine Subvariante von NAGLFAR denken.
Wenn FORGOTTEN TOMB mit ihrem fünften Album etwas beweisen, dann ist es die Tatsache, dass sie mittlerweile gleichzeitig über eine ganze Menge Tellerränder blicken. Allerdings ist diese Entwicklung in meinen Augen differenziert zu sehen, denn manchmal pendeln die Stücke in zu viele unterschiedliche Richtungen, verlieren den Fokus und büßen damit leider auch atmosphärische Dichte ein. Schade, denn an vielen Stellen ist “Under Saturn Retrograde“ ein vielversprechender Brocken akustischer Düsternis geworden, nur fehlt eben die Konstanz.
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