Forgotten wer? Ach so, da war ja was! Die Italiener haben ihrem Namen in letzter Zeit alle Ehre gemacht. Von der Band gab es kaum noch Lebenszeichen, ihre Webpräsenz zerfällt scheinbar in ihre Bestandteile und ist mittlerweile aufgrund Unmengen fehlender Bilder und Seiten unbrauchbar geworden und von ihrem neuen Album war auch weit und breit keine (halbwegs aktuelle) Spur zu finden. Dieser Tage erscheint „Darkness In Stereo“, das nun allerdings gar nicht mehr „Darkness In Stereo“ heißt, sondern auf den illustren Namen „Negative Megalomania“ hört, schließlich doch noch ganz unverhofft.
Und was hat sich nun bei FORGOTTEN TOMB getan? Auf den ersten „Blick“, also wenn man sich den Opener anhört, nicht viel. Herr Morbids typischer Schreigesang, freischwebend-disharmonische Riffs gepaart mit hübschen Leadgitarren – das ist zwar alles schön und gut, aber man kennt es so oder so ähnlich eben bereits vom letzten Album „Love’s Burial Ground“. Etwas rockiger als gewöhnlich klingt „A Dish Best Served Cold“ schon, aber so richtig frisch und knackig ist es trotzdem irgendwie nicht. An dieser Stelle macht sich bei mir zunächst also etwas Enttäuschung breit, aber da weitere vier Songs folgen ist ja noch nicht aller Tage Abend.
Beim zweiten Stück sieht die Welt dann nämlich schon wieder ganz anders aus. „No Rehab (Final Exit)“ präsentiert erstmals den neuen Klargesang, der in meinen Ohren zumindest hier tatsächlich etwas von ALICE IN CHAINS (!) hat, ist ziemlich Doom-lastig und klingt erstaunlicherweise überhaupt nicht italienisch, sondern eindeutig amerikanisch – komplett inklusive staubiger Slide-Gitarre. Sehr cool, das hätte ich FORGOTTEN TOMB ehrlich gesagt nicht zugetraut. Wenn doch bloß das gesamte Album so genial wäre! Versteht mich nicht falsch, auf „Negative Megalomania“ ist kein einziger schlechter Song, aber stellenweise klingt die Scheibe für meinen Geschmack einfach ein wenig zu routiniert und würzlos – konkret meine ich damit neben dem bereits erwähnten Opener auch noch den Titelsong.
Eigentlich eigenartig, wenn man bedenkt, dass „Negative Megalomania“ FORGOTTEN TOMB so stiloffen wie noch nie zuvor zeigt. Sicher, auch in Zukunft darf man (zum Glück…) keine halbstündigen Fusion-Improvisationen von der Band erwarten, doch ist die Entwicklung für eine Truppe, die ursprünglich aus dem Black-Metal-Bereich stammt schon recht beachtlich. Mit „The Scapegoat“ hat sich sogar so etwas wie eine (größtenteils „richtig“ gesungene) Halbballade auf das Album geschummelt, die mir trotz oder gerade wegen ihrer kräftigen Portion Larmoyanz ausgezeichnet gefällt. Gut, wenn auch nicht überragend ist außerdem noch der abschließende Song „Blood And Concrete“, dessen letzte fünfeinhalb Minuten wie eine Huldigung an die großartigen KATATONIA wirken.
Trotz meiner anfänglichen Enttäuschung bleibt bei zwei sehr guten („No Rehab“ und „The Scapegoat“), einem guten („Blood And Concrete“) und zwei akzeptablen Stücken („A Dish Best Served Cold“ und „Negative Megalomania“) immer noch ein gutes Album, wie ich mithilfe meiner immensen Mathematikkenntnisse durch äußerst zeitintensive und komplexe Rechenvorgänge feststellen konnte. Dennoch werde ich das Gefühl nicht los, dass aus „Negative Megalomania“ noch mehr hätte werden können…
Was ist nur mit Forgotten Tomb los. Dieses Album ist so was von kraftlos, ohne jede Intensität, daß ich vor Langeweile die Songs immer wieder mittendrin vorgezippt habe. Die super depressiven Gänsehaut Melodien fehlen hier fast völlig. Alles wirkt wie in einem Muster lustlos runtergespielt, als würden die Jungs nebenbei noch mit ihrer Playstation spielen und die Musik eigentlich nur sekundär betrachten. Scheint so, als sei die Depri Zeit von Forgotten Tomb vorbei. Dieses Album braucht keine Sau! Und wieder ein Black Metal Stern vom Firmament gefallen.