Forgotten Tomb - Darkness In Stereo: Eine Symphonie Des Todes – Live In Germany

Review

Ach doch, nach 15-jährigem Bandbestehen, sechs Studioalben und diversen anderen Veröffentlichungen kann man schon mal seine erste Live-DVD in die Marktregale wuchten. Vielleicht erscheint es für eine Band, die sich in Person des Sängers und Gitarristen Ferdinando „Herr Morbid“ Merchisio in Interviews gern mal als super-duper-misanthropisch gibt (er will niemandem mit seiner Musik helfen, vielmehr will er die Hörer zerstören, ihr Leid vergrößern, und er möchte, dass sich die Menschen gegenseitig verletzen), ein wenig deplatziert, dass 200 exklusiven Kopien eine von allen Mitgliedern signierte Postkarte beiliegt. Doch vielleicht sind die Kanten ja besonders scharf gefertigt. In dem Zusammenhang kann auch erwähnt werden, dass der morbide Herr Frontmann immerhin „bitte“ sagt, wenn er die Meute dazu auffordert, lauter zu sein. Nun aber hinfort mit dem Zynismus und rein in „Darkness In Stereo: Eine Symphonie Des Todes – Live In Germany“.

Grundlage der DVD sind drei Konzerte, die allesamt 2012 stattgefunden haben – in dem Jahr ist auch das aktuell letzte Album „… And Don’t Deliver Us From Evil“ rausgekommen. Haupt-Act ist quasi der Auftritt beim Kings Of Black Metal Festival, als Bonus werden dann noch Ausschnitte vom Konzert im Berliner K17 und vom Under The Black Sun Festival geboten.

Wenn es um die bildliche Unterstützung der Vertonung von Nihilismus, Elegie und Melancholie geht, versteht es sich von selbst, dass die Kamera kein Kind auf einer bunten Hüpfburg sein sollte. Und so präsentiert sich das filmische Auge auf „Darkness In Stereo: Eine Symphonie Des Todes“ zwar stets dynamisch, aber im Tempo gedrosselt und in den Übergängen gemächlich. Das passt zur Musik von FORGOTTEN TOMB natürlich wie der Deckel auf den Sarg. Die Perspektiven sind eher unkonventionell und erscheinen zufällig, als würde man direkt neben oder hinter den Musikern stehen. Ansonsten wechselt man in der Regel zwischen drei Abständen: Weitwinkel mit dem Blick über einen Teil des Publikums, halbnah, sodass man einen Ausschnitt der Musiker betrachtet, und nah, um ihnen beim Spielen zuzusehen (beispielsweise direkt über dem Drumkit). Dabei liegt der Fokus keineswegs auf dem Frontmann, hier kommen alle mal ins Bild. Übergänge werden meist durch Überblendungen realisiert und das Bühnenlicht tut sein übriges, um die Atmosphäre zu füttern. Die Kamerabewegungen sind überwiegend geschmeidig, nur selten wird etwas schneller gezoomt – hin zu einem Musiker zum Beispiel. Insgesamt eine Inszenierung, die ein rundum angenehmes Sehvergnügen ermöglicht und, um den Kreis zu schließen, den depressiven doomigen Black Metal von FORGOTTEN TOMB visuell sehr anständig untermalt. Bei den Bonus-Konzerten verhält sich die Regie ähnlich, Bild und Ton sind aber etwas schwächer – lediglich eine Feststellung und keine Wertung, denn glattgebügelt, feingeschliffen und HD muss hier nun wirklich nichts sein. Beim Under The Black Sun wird die Musik vereinzelt von Publikumsgeräuschen zersetzt, im K17 hört man hingegen kaum jemanden (aus Erfahrung, denn ich war damals vor Ort, kann ich aber auch bestätigen, dass die Reaktionen eher verhalten waren, denn so richtig haben die Italiener nicht ins Package mit IMPIETY und ENTHRONED gepasst).

Bei der Songauswahl hat man eine gelungene Mischung gefunden. Auch wenn sich ein paar Songs wiederholen, sind letztlich drei Nummern vom 2002er-Debüt „Songs To Leave“, jeweils ein Track von den beiden Nachfolgern „Springtime Depression“ und „Love’s Burial Ground“ und drei Stücke von „Under Saturn Retrograde“ und „… And Don’t Deliver Us From Evil“ enthalten. Das Medley kann auf „Vol. 5: 1999-2009“ nachgehört werden. Bestandteil der normalen Edition ist ein wenige Seiten starkes Booklet, in dem die einzelnen Bandmitglieder per Foto vorgestellt werden und eine Fotocollage sowie Informationen zu weiteren Beteiligten abgedruckt wurden. Nett, aber nicht großartig. Genau wie das Menü, das recht spartanisch durch wenige Punkte führt. So stößt es auch etwas sauer auf, dass es keine weiteren Extras und somit keinen Blick hinter die Kulissen oder dergleichen gibt. Der raren Edition liegen (oder lagen) neben der bereits erwähnten Postkarte noch je ein Logo-Sticker und ein Poster mit Live-Motiv bei. Richtig gelungen ist das Cover, das von Mariano De Biase gezeichnet wurde und die Band im Comic-Look vor einer Meute Zombies zeigt. Das rückt die DVD aber auch nicht näher zur Kaufempfehlung, denn andersartige Extras wären doch interessanter gewesen. Warum manche Songs mehrfach auftreten, nur eben an unterschiedlichen Locations zum Besten gegeben, erschließt sich mir nicht. Da hätte man den Bonus-Platz definitiv sinnvoller nutzen können.

01.08.2014

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