Forest Stream - Tears Of Mortal Solitude

Review

Katatonia und My Dying Bride aus Russland? Was? Natürlich nicht, so scheint es aber zumindestens, wenn man sich die Platte der drei Russen anhört. Auf „Tears Of Mortal Solitude“ zeigt diese bis dato hier doch recht unbekannte Band, was sie auf dem Kasten hat und das ist wirklich sehr vielversprechend. Nach den beiden Demos „Snowfall“ (1998) und „Last Season Purity“ (2002) stehen sie nun endlich mit ihrem CD-Debüt in den Startlöchern. Neben dem Einfluss oben genannter Bands können Forest Stream auf dem Album aber auch ganz eigene Ideen und Elemente einbringen, die die ganze Sache erst richtig interessant machen. Gleich der erste Track „Autumn Elegy“ ist richtungsweisend, enthält er neben Schritten in einer belebten Stadt gleich schon alle Features, die die Musik von Forest Stream ausmachen: ruhige Gitarren, verträumte Melodien, melancholische Grundstimmung, rauer Gesang, aber auch eine gute Portion Härte. „Legend“ zeigt dann aber sogleich, dass sie auch eine andere (Black-Metal-orientierte) Seite haben. Hier wird es dann doch merklich schneller. Der erste richtige Höhepunkt ist der zwölfminütige Track „Last Season Purity“, dessen Kombination aus Gitarren, Keyboards und Violinen so traurig, aber dennoch majestätisch rüberkommt, dass man ein richtig beklemmendes Unwohlsein spürt. Obwohl diese zwölf Minuten ja doch recht lang sind, wird es aber keine Sekunde langweilig, denn es werden sehr viele unterschiedliche Sequenzen verarbeitet. „Snowfall“ beginnt eigentlich nicht weniger melancholisch als der vorherige Track, dort wird die Stimmung aber früh durch den Gesang verändert. Auch hier findet man wieder schöne Melodien und besonders das akustische Ende ist sehr gut gelungen. „Mel Kor“ beginnt dagegen schneller und zeigt die Jungs wieder von ihrer Black-Metal-Seite, wobei die melodischen Einschübe hier natürlich auch nicht fehlen dürfen. Hier wird eigentlich alles, was Forest Stream ausmacht, in einem Song vereint und ist deshalb auch als Anspieltipp gut geeignet. Der nächste Track „Whole“ lässt Platz für cleanen Gesang, der wirklich selten eingesetzt wird. In diesem Zusammenhang passt er aber sehr gut, da die Melodie hoffnungsvoll und aufsteigend klingt. Trotzdem gibt es im weiteren Verlauf wieder tiefe Vocals zu hören. Dieser Song fällt dabei etwas aus der Reihe, da er (nicht alleine durch den cleanen Gesang) leichte Gothic-Einflüsse zu verzeichnen hat. Zwei Sahnestücke folgen nun, denn mit „Black Swans“ und „Winter Solstice“ wird in eine dunkle und kalte Welt eingeladen, in der es vor Emotionen und unterschiedlichen Ideen nur so wimmelt. Diese Songs heben sich auch wieder etwas von den ersten fünf ab, da sie von der Stimmung her anders aufgebaut und irgendwie zielstrebiger und nicht so ganz verträumt sind. „Steps Of Mankind“ ist dann ein Piano-geladenes Outro und beendet diese überaus gelungene CD. Ich bin wirklich beeindruckt, welch klasse Leistung das Trio hier abliefert und kann jedem Black/Death/Doom interessierten Hörer dieses Scheibchen empfehlen. Enttäuschen wird es garantiert nicht.

08.03.2003

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2 Kommentare zu Forest Stream - Tears Of Mortal Solitude

  1. crippled fluffy catcat sagt:

    jau, ganz passabel.

    7/10
  2. svartalv sagt:

    Gute und abwechslungsreiche Doom-Ansätze sorgen für eine ansprechende Atmosphäre, die für meinen Geschmack leider zu oft durch kitschig-symphonische Keyboards im Melodic Black Metal-Stil verwässert wird. Der eingesetzte Drumcomputer ist gut programmiert und fällt nur an wenigen Stellen leicht negativ auf. Dunkelheit und süßliche Melancholie werden recht überzeugend vermittelt, wirkliche Kälte, Erhabenheit und Traurigkeit — z.B. wie von Shape of Despair oder Skepticism so meisterhaft in Musik umgesetzt — blitzt aber leider nur an wenigen Stellen durch. Den jüngsten Werken ihrer Genrekollegen Forest of Shadows oder Desire können Forest Stream mit dieser Scheibe zwar noch nicht ganz das Wasser reichen, aber schließlich handelt es sich hierbei um ein Debütalbum, und Potenzial für eine Steigerung ist auf jeden Fall vorhanden. Diese talentierte junge Band sollte man im Auge behalten!

    7/10