Man möchte sich fragen, was Herr Winter eigentlich die ganze Zeit gemacht hat. Nach seinem Debütalbum, welches auch erst nach knapp zehn Jahren herangereift war, passierte nämlich nicht viel. Im November letzten Jahres gab es gerade mal einen Song auf einer Split mit HORNA, unter seinem Alias NEFARIOUS, aber das war es unterm Strich schon. Glücklicherweise verkündete der Maestro im gleichen Atemzug, dass endlich neues FOREST SILENCE Material zur Veröffentlichung bereitstünde. Das hat nun zwar auch wieder ein ganzes Vierteljahr länger gedauert als geplant, aber die Wartezeit hat sich definitiv gelohnt.
In einem Satz: „Winter Ritual“ setzt genau da an, wo sich auch „Philosophy Of Winter“ befindet. Nicht am Anfang, nicht am Ende, sondern mittendrin. Das Mini-Album enthält die zwei neuen Stücke „The Symbol“ und „Winter Ritual“ – zweimal überlange, epische Reisen durch schneebedeckte und Nebelverhangene Landschaften, die genau die gleiche, faszinierende Atmosphäre ausstrahlen, wie man sie von den früheren Werken kennt. Erhabener Black Metal im gemäßigten Midtempo, dazu die fast allgegenwärtigen Keyboards, die immer die perfekte Balance halten können. Keine bloße Hintergrundbeschallung und nicht zu dominant, sondern genau richtig und stimmungsvoll.
Dass „Winter Ritual“ so konsistent und nahtlos mit „Philosophy Of Winter“ verbunden ist, liegt vermutlich auch an der gleichen Besetzung, zusammen mit Gitarrist András Nagy und Schlagzeuger Zoltán Schönberger.
Als schöne Ergänzung und Aufwertung befindet sich auf der MCD außerdem das „The Eternal Winter“ Demo von 2001, bislang mehr als selten und für nicht Eingeweihte kaum zu bekommen. Die früheren Stücke erlauben einen interessanten Rückblick auf die Zeit vor dem Debüt. Die Songs „The Eternal Winter“ und „I Feel The Claws Of Darkness“ sind zwar noch etwas rauher, leben aber von der gleichen, fesselnden Atmosphäre. Den Abschluss macht „Silence“, ein reines Ambientstück mit minimalen Arrangements. Das ist dann wohl auch der Punkt, an dem sich bei FOREST SILENCE immer die Geister scheiden werden: Für die einen ist das, was Winter komponiert, ziemlich unspektakuläre und eintönige Musik, für die anderen ein schönes, eisiges Klangerlebnis – trotz einsetzender Frühlingswärme.
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