Letztes Jahr erschien mit „Can’t Slow Down“ das neunte Studioalbum von FOREIGNER, das erste seit 1994 und gleichzeitig der Einstand von Sänger Kelly Hansen. Knapp ein Jahr danach gibt es von der britisch-amerikanischen AOR-Band mit dem Live-Doppeldecker „Can’t Slow Down …When It’s Live“ die nächste Veröffentlichung. Auch wenn der Titel impliziert, dass FOREIGNER nun so richtig in Fahrt gekommen sind, ist das eine gute Gelegenheit, einmal inne zu halten.
FOREIGNER gibt es seit fast dreieinhalb Dekaden, und sie hatten in den ersten zehn Jahren ihrer Karriere eine ganze Reihe von Hits, angefangen von „Cold As Ice“ bis hin zur Schmusehymne „I Want To Know What Love Is“. Danach rissen die Mannen um Gitarrist Mick Jones nur noch wenig, und interessanter als neue Alben waren doch eher die Konzerte (neben der Frage, ob Ursänger Lou Gramm jetzt noch in der Band ist oder nicht). Kurz gesagt: Ein neues FOREIGNER-Album dient hauptsächlich als Anlass, ausgiebig zu touren, und ein FOREIGNER-Konzert als Nostalgietrip in die Vergangenheit, vollgepackt mit den alten Hits. Jeder Fan kann jede Textzeile mitsingen, und jeder geht danach zufrieden nach Hause, auch ohne die Erinnerung daran, dass es neuere Stücke gibt.
Böse? Keineswegs, nur eine Frage der Erwartung. Und diese spiegelt sich auch in der Tracklist wider: „Double Vision“, „Head Games“, „Cold As Ice“, „Dirty White Boy“, „Urgent“ und „Juke Box Hero“: Alles mit dabei. Zu dieser Ansammlung unverwüstlicher Hits kommen die ebenso unverwüstlichen Balladen „Waiting For A Girl Like You“ und „I Want To Know What Love Is“. All diese Hits kontrastieren nun aber mit den drei Stücken vom aktuellen Studioalbum, und da zeigt sich recht deutlich, dass das neue Material einfach nicht mit dem Rest mithalten kann – weder das weichgespülte „In Pieces“, noch die Ballade „When It Comes To Love“ oder das rockige „Can’t Slow Down“.
Wenn sich aber die Tracklist hauptsächlich auf die ersten Jahre beschränkt, bleibt die Frage, ob man diese Live-Scheiblette nun einer gewöhnlichen Best-Of vorziehen sollte. Die Band agiert unauffällig und souverän, und jeder Ton sitzt (wie die im Booklet gezeigten Rockstarposen von Sänger Kelly Hansen). Der Sound ist transparent, jedes Instrument gut zu lokalisieren, und eigentlich erinnert nur der zwischen den Titeln eingeblendete Jubel daran, dass es sich hierbei um einen Konzertmitschnitt handelt. Okay, ab und zu dürfen die Zuschauer mitsingen, und „Juke Box Hero“ wird auf zwölfeinhalb Minuten gedehnt, aber im Grunde genommen transportiert das Album nur bedingt Liveatmosphäre. Insofern – und angesichts der für eine Doppel-CD recht mageren Spielzeit von 92 Minuten – ist „Can’t Slow Down …When It’s Live“ eher etwas für beinharte Fans.
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