Grausam, wie die Zeit verfliegt. „Last Light“, das selbstvertriebene zweite Album der sympathischen Iren FOR RUIN liegt nun schon wieder vier Jahre zurück, obwohl es gefühlt höchstens halb so lange her ist. Nun ja, auch auf ihrem Drittwerk „Ater Angelus“ frönt das Quartett aus Cork immer noch seinem melodischen Black/Death Metal, aber die 2009 noch deutlich hörbaren Einflüsse anderer Bands – von alten KATATONIA, AMORPHIS und PARADISE LOST über DISSECTION und UNANIMATED bis hin zu alten, okkulten Griechen-Formationen wie ROTTING CHRIST und SEPTIC FLESH – sind nicht mehr so leicht auszumachen und zuzuordnen. FOR RUIN sind tatsächlich ihren Weg gegangen und haben sich von den Fesseln der Vorbilder weiter lösen können.
Den Großteil des neuen Materials bildet melancholisch-melodisches Schwarzwurzelgestrüpp mit vielen feinen Nuancen und dem kratzigen Gekeife von Sänger, Gitarrist und kreativem Kopf John Murphy. „Unwinding“ mit seinem besonders prägnanten Motiv oder das zwischenzeitlich mit Akustikgitarre aufhorchen lassende „Guardians“ seien als Paradebeispiele genannt. Deutlicher in den ansonsten nur dezent durchscheinenden Death-Metal-Gefilden wildert das überaus gelungene „Absentia“, das die melodische Note mit einigen stampfenden Passagen paart und das vollends die mächtige Todesblei-Keule schwingende „The Grand Design“, die wohl heftigste Komposition der auf die Sekunde genau dreiviertelstündigen Veröffentlichung. Bei all den positiven Beispielen sollte nicht unter den Teppich gekehrt werden, dass ein paar der zehn Lieder ein wenig individuelle Klasse fehlt, um sich abzugrenzen und sich dauerhaft zu behaupten.
Trotz dieses kleinen Makels gelingt FOR RUIN mit „Ater Angelus“ eine den großen Schatten der Altvorderen entwachsene, erwachsene Black/Death-Metal-Platte, wobei das Herzblut der Iren während des Abnabelungsprozesses glücklicherweise nicht auf der Strecke geblieben ist – und das wohlgemerkt zu Unrecht immer noch ohne Plattenvertrag im Rücken.
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