FOGG - High Testament

Review

In Deckung! Die Gitarre röhrt auf FOGGs „High Testament“ so voluminös, fett und fuzzy aus den Boxen, dass dir spontan schwere Biester mit mächtigen Hufen und Hörnern in den erschreckten Sinn kommen. Doch Entwarnung! Was da aus den Nüstern der Kolosse steigt, ist kein Schwefel, sondern betörender Rauch. Und auf dich zu kommen sie auch nicht getrampelt – was die hier abziehen, ist keine höllische Stampede, sondern ein elegant bekifftes Ballett im Phone-Rausch. Wie auch immer: Das war anfangs nicht zu erwarten.

Denn wenn Brandon Hoffman, Sänger und Bassist des US-Trios FOGG, zu Beginn des Openers „Joy Of Home“ zur Akustischen die Stimme erhebt, dann klingt er leicht schief und sehnsuchtsvoll verpeilt wie ein nerdiger Teenage-Hippie im eigenen Kinderzimmer bzw. bestenfalls am Feriencamp-Lagerfeuer. Doch schon beim Einsetzen des Refrains beamt ein breitbeiniges Stoner- bzw. Retro-Riff den Vortrag in ein ungleich aufregenderes, schweißtreibenderes Setting. Die in bester 70s-Manier ausbrechende Leadgitarre tut dann ein Übriges: Das Rockt! Das Rockt ernsthaft und ergibt eine der überzeugenderen Varianten der anhaltend angesagten akustischen Rückwärtsgewandheit. FOGG sind weniger Schlaghosen-Scharlatane als schlicht zu spät geborene Vollblut-Rocker.

Und gerade die Reibung zwischen lakonischem vokalischen Genöle, aus dem nichtsdestoweniger einige erstaunlich hartnäckige Hooks erwachsen, und hemmungslosem Riff-Hedonismus, die verleiht „High Testament“ seinen ganz eigenen Reiz. Oder anders: FOGG bedienen sich mit allen 10 Saiten bei der Wucht der frühen BLACK SABBATH, kombinieren diese mit der Hemmungslosigkeit LED ZEPPELINs und erden das Ganze paradox und ohne jedes Augenzwinkern durch eine wohl kaum gespielte Attitüde Gaia-verehrender Verstrahltheit. FOGG machen sich bewusst nicht gerade (s. Foto) und haben damit mehr Rückgrat als viele andere.

Und das muss man überhaupt auch erstmal schaffen: Das Erdloch rauchen, eins mit der Natur werden – wo die Girls nun mal partout lieber eins mit den coolen Boys werden wollen – und dann trotzdem dem akustischen Blumenkranz mittels aufgerissenem Verstärker die Blüten aus der ach so kunstvoll geflochtenen Harmonie fönen. Respekt! Ausfälle gibt es nicht. Empfohlen sei neben erwähntem Einstieg aber „Seasons“ mit seinem besonders bergeisternden Wechselspiel aus doomig-mächtigem Riff zum melodischen Refrain und der zurückgenommenen Strophe. Oder „Mountain“ mit seiner wilden Orgel. Oder… ach egal.

Peace. And volume. Hier auf der Bühne. Vor der in der ersten Reihe die heißen Girls stehen und verzückt Richtung Nickelbrille strahlen.

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20.06.2015

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