Als Soloprojekt gegründet, und zwar erst Anfang des Jahres, geht FLUORYNE in persona Protagonist Falk dem modernen Black Metal nach. Auch wenn man das oft meint, aber es gibt bei weitem nicht so viele Bands dieser Stilrichtung, wie es scheint – und wenn, dann kommen sie natürlich aus Norwegen, das in düsterer Musik seit mehr als einer Dekade immer wieder den Innovationspreis gewinnt. Neben den vielversprechenden SONIC REIGN gibt es in Deutschland nun noch FLUORYNE, die Dunkelheit und Kälte anders als mit scheppernden Blastbeats, überdrehtem Gekreische und flirrenden Gitarren interpretieren. Auf den Spuren wegweisender Platten wie der EMPEROR/THORNS-Split-CD, dem selbstbetitelten THORNS-Debüt, SATYRICONS „Rebel Extravaganza“ und „Volcano“ sowie DHGs letztem Album „666 International“ – viele davon international wegen ihrer maschinellen Züge geächtet oder verschmäht – wandelt „Dark waters“, und das außerordentlich zielsicher. Die sieben Stücke plus ein ziemlich gut interpretiertes Cover von THORNS’ „Aerie descent“ zeigen ein sensationell ausgeprägtes Gespür für freakige Riffs, schräge Beats, wechselnde Stimmungen innerhalb eines Liedes und effektvollen Gesang, der dem guten Satyr schon ziemlich nah kommt. Besonders beeindruckend finde ich „Absence“ (mit einigen sehr gelungenen Akustikgitarren- und Ambient- bzw. Industrialsynthesizereinlagen), das folgende „Angel“ und das geile Titelstück. Man stelle sich Snørre Ruch vor, wie er bei einer Tasse Tee und einem Stapel seiner Lieblingslebkuchen auf dem Sofa sitzt und diese Stücke hört – er wäre sicher begeistert.
Musikalisch hat Falk also, was einige wenige eher nichtssagende Passagen angeht, nichts falsch gemacht. Die Gitarren sind schweinecool arrangiert, der Drumcomputer klingt wie ein Drumcomputer klingen muss (Ihr ahnt es schon: eben wie ein Drumcomputer und nicht wie ein vermaschinlichtes Drumkit), die Lieder lassen sich in ihrem nachvollziehbaren, aber abwechslungsreichen Aufbau Zeit, spielerisch und produktionstechnisch ist auch alles auf der Höhe, bedenkt man dass wir es mit einer Heimproduktion zu tun haben. Größtes Manko, und das hat mir schon ein wenig die Freude an der CD genommen, ist der schreckliche klare Gesang, der ungefähr so schief ist wie sein aggressives Gegenstück grimmig – ziemlich! Da bleiben nur zwei Möglichkeiten: weglassen oder einen Gastsänger bemühen, ehrlich. Rummäkeln würde ich außerdem an der Präsentation des Albums, zumindest ich habe nur ein handausgedrucktes Inlay und ein Zettelchen mit Cover und Backcover bekommen. Aufmachung ist zwar auch eine Geldfrage, aber immerhin ist der optische oft der erste Eindruck, den man von einer Veröffentlichung hat. In dieser eher abschreckenden Tradition steht auch der mehr oder minder ausdruckslose Infozettel. Glücklicherweise hat mich beides nicht davon abgehalten, die Platte zu hören und für ziemlich geil zu befinden. Hoffen wir, dass ich da keine Ausnahme bleibe und dass sich vielleicht ein Label findet, das einem echt talentierten Musiker einen ansprechenden organisatorischen Rahmen bieten kann (wie wär’s mit den Sovereignity?). Als erstes Lebenszeichen ist „Dark Waters“ aber echt ein Paukenschlag, und von diesen norwegischen Kalibern brauchen wir in Deutschland einfach massig mehr – dann geht’s auch mit der Musikszene aufwärts. Also: ran an die Buletten. Du bist Norwegen.
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