Fluoryne - Dämmerung

Review

Wie lange wurde „Dämmerung“ eigentlich schon versprochen? Ich erinnere mich grob, dass vor ungefähr zwei Jahren schon Pläne für dieses Werk offengelegt wurden. Es zog sich hin, sicherlich auch durch die Suche nach einem geeigneten Label, welches nun endlich gefunden zu sein scheint. Demnach war meine Sorge, nie in den Genuss von „Dämmerung“ zu kommen, also unbegründet, denn „Dark Water“ hatte damals ein dringendes Bedürfnis nach mehr heraufbeschworen, das mich einiges erwarten lies.

Diese Erwartungen werden allerdings weitestgehend enttäuscht. Zwar findet sich immer noch eine Menge an modernem Black Metal, wie ihn beispielsweise auch SONIC REIGN schon in guter Manier auf CD brachten, doch FLUORYNE widmet sich weit mehr als nur einer Schublade. Ebenso entscheidend für das Werk sind Einflüsse aus dem Ambient, Industrial und wenn ich das richtig heraushöre, Trip Hop (mit Ideen in die Richtung haben mich schon MANES mit „How The World Came To An End“ völlig begeistert). Das klingt auf dem Papier erstmal so vielseitig, dass es schier unerklärlich ist, dass „Dämmerung“ ein dennoch derart in sich geschlossenes Album geworden ist. Da stehen neben den weitestgehend Black Metal-dominierten Stücken „Morgens“, „Unwetter“ und dem atmosphärischen Hammer „De Profundis“ noch zwei Songs, die, abgesehen kleinerer Eruptionen, im Wesentlichen auf sanfte Behandlung des Hörers setzen. Entgegen all meiner Selbsteinschätzung sind es aber gerade „Klage“ und „Fern“, die mich absolut überwältigen. Sei es der sehr charismatische Klargesang, welcher definitiv nicht jedem in den Kram passen dürfte, oder die ruhige Gangart, die dank der stimmungsvollen Arrangements aus Gitarrenzupfen und eingestreuten Synthesizern, immer wieder für ein wohliges Erschauern sorgt. In jedem Fall besitzen die Stücke einen derartigen Tiefgang, dass es schwer ist, sich von der Anlage zu lösen.

Wo hapert es jetzt eigentlich bei „Dämmerung“? Eigentlich nirgends, zumindest bei mir nicht. Das Problem an dem Album ist trotz allem, dass es eine derartig drastische Wanderung durch alle möglichen Stile verfolgt, dass viele entweder überfordert oder dank eng abgesteckter musikalischer Vorlieben einfach keinen oder nur bedingt Gefallen daran finden dürften. Aber um ehrlich zu sein, darauf pfeiff’ ich in dieser Rezension, denn wo mir die avantgardistischen Ideen oft zu anstrengend oder die modernen Black Metal-Verschnitte zu einseitig sind, haben FLUORYNE die Bombe platzen lassen und ein Album geschaffen, das mich persönlich zutiefst einnimmt und mich darüber hinaus, vor allem dank solch einem Übersong wie „De Profundis“, einen rein schwarzmetallischen Song (und daher für dieses Album relativ unspektakulären) „Unwetter“ einfach vergessen macht. Freunde von Avantgarde Metal sollten, nein, müssen ein Ohr riskieren, denn ich bin mir sicher, diese werden am meisten Spaß daran haben.

Zum Konzept dann mehr im Interview.

20.12.2009

Chefredakteur

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