Flotsam And Jetsam - No Place For Disgrace 2014

Review

Neueinspielungen der eignen Klassiker stehe ich grundsätzlich erst einmal skeptisch gegenüber. Viel zu häufig geht der Charme der alten Aufnahmen bei solchen Unternehmungen verloren, wie beispielsweise im Fall der aktuellen SINNER. Über MANOWARs “Battle Hymns MMXI”-Rohrkrepierer reden wir an dieser Stelle erst gar nicht. Dass sich auch die wiedererstarkten FLOTSAM AND JETSAM mit “No Place For Disgrace 2014” an die Neuaufnahme eines ihrer Klassiker wagen, ist zunächst also ebenfalls mit Vorsicht zu genießen. Man will ja nicht enttäuscht werden.

Positiv sticht nach dem ersten Durchlauf heraus, dass sich die aus Arizona stammende Band an die originalen Vorgaben gehalten hat und lediglich ganz marginale Änderungen vorgenommen hat, was für den Respekt gegenüber ihrem eigenen Material spricht. Alles andere wäre auch grober Unfug, immerhin haben FLOTSAM AND JETSAM 1988 mit “No Place For Disgrace” ihrem famosen Debüt “Doomsday For The Deceiver” damals ein adäquates Nachfolgewerk an die Seite gestellt von dem nicht wenige Fans sogar behaupten, dass die zweite Scheibe der Jungs aus Arizona das Debüt noch übertrifft.

An dieser Diskussion werde ich mich an dieser Stelle nicht beteiligen, sondern genieße den Fakt, dass FLOTSAM AND JETSAM mit “No Place For Disgrace 2014” einen (Underground-) Klassiker des Speed-/Thrash-Metal wieder in den Fokus des Hörers rücken, der völlig zu Unrecht nicht in einem Atemzug mit den großen Momenten des Thrash genannt wird. Das Gitarrendoppel Edward Carlson und Michael Gilbert hat sich schon damals die Bälle ebenso geschickt zugespielt wie es Hetfield und Hammett taten. Was aber viel wichtiger ist, Songs wie der geniale, eröffnende Titeltrack, “Escape From Within” oder “Misguided Fortune” (wie eigentlich alle der zehn Songs) gehören nach wie vor zum Besten, was im Thrash jemals veröffentlicht wurde. Hier sitzt jede Note, jeder Groove, die wunderbar eingeflochtenen akustischen Parts, jedes Riff perfekt und die Band hat sich – wie oben bereits erwähnt – Mühe gegeben das Flair der Originalaufnahmen nicht zu verfälschen. Über weite Strecken ist dies auch gelungen. Die Gitarren beispielsweise kommen heuer fetter daher und verleihen den Songs ein Mehr an Härte. Der größte Unterschied hingegen, neben der besseren Produktion, besteht in den Vocals von Sänger Eric A.K., der die ganz hohen Screams nicht mehr hinbekommt, sich stattdessen hier und da in den mittleren Lagen bewegt. Natürlich kann man jetzt argumentieren, dass hier ein zentrales Element fehlt, aber schon nach ein, zwei kompletten Durchläufen hat man sich an die neue Klangfarbe gewöhnt und stellt fest, dass es sich so auch geil anhört.

Das war es aber auch schon an Kritikpunkten. Die Band hat sich liebevoll mit ihrer eigenen Vergangenheit auseinander gesetzt. Wer das Album noch nicht im Schrank stehen hat, sollte dies unbedingt nachholen. FLOTSAM AND JETSAM haben mit “No Place For Disgrace 2014” den Beweis erbracht, dass man auch an eine Neueinspielung motiviert heran gehen kann und sich die Spielfreude von damals ins Jahr 2014 transportieren lässt.

06.02.2014
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