Fleshgore - Wake Up For Freedom

Review

Selten hat mich ein Brutal Death Metal-Album derart in Überraschungen verstrickt, wie das Werk der Ukrainer von FLESHGORE. Schon alleine der unverkennbare Name hat mich felsenfest auf jene Schiene gedrängt, es hier mit einer Gruppe zu tun zu haben, die spätestens nach dem dritten Song in einseitigem Gebolze in sich zusammenbricht. Und so hab ich einen weiteren Beweis erhalten, mich in Zukunft nicht mehr an solchen Nuancen aufzuhängen, sondern einfach die, in diesem Fall sehr ideenreiche, Musik sprechen zu lassen.

Auf dumpfes Geschredder und pausenloses Abwasser-Gerülpse braucht man sich angesichts dieser Platte zu keiner Sekunde einstellen – die Songs lassen sich wirklich alle außergewöhnlich gut differenzieren, sodass man wirklich erst nach dem vollständigen Durchlauf alles gehört, aber noch längst nicht alles realisiert hat. Der Wahnsinn beginnt mit einem standardmäßigen Death Metal-Brecheisen, das meine fälschliche Vorahnung eher noch bestätigt, obwohl bereits die Finesse der Jungs an deren Instrumenten sowie der große Facettenreichtum in der Stimme des Sängers deutlich wird.

Bezogen auf die gesamte Bandbreite des Albums, kommt dieser mit Shouts, Growls und den charakteristisch extremen Inhales daher. Beim zweiten Song angelangt finden sofort einige elektronische Spielereien ihren Weg ins Ohr des Hörers, die sich mehr oder minder bis zum Ende von “Wake Up For Freedom“ hindurchschlängeln. Diese verpassen der Platte zeitweise einen doch merklich futuristischen Anstrich, was, ob so gewollt oder nicht, ziemlich erfrischend wirkt.

Die wahrlich experimentellen Trümpfe spielen FLESHGORE jedoch erst gegen Ende aus. Dort folgt nach zwei instrumentalen Stücken der Brocken “Never Give Up“, der die gesamte Klasse der Jungs in sich vereint und auch den auf mich wirkenden Überraschungseffekt nochmals in aller Deutlichkeit spielen lässt. Wütende Growls wechseln mit einem interessanten Shout-Stil, den ich in dieser Form schon mal bei SLIPKNOT wahrgenommen habe. Gestützt wird das Ganze von einem passenden Refrain und größtenteils sehr einfach gestrickten Rifffolgen, die sich übrigens über das gesamte Album hinweg vorherrschend zeigen.

FLESHGORE sind nichts für verbohrte Metzger, denen es ausschließlich nach der nächsten Baller-Extase gelüstet – dennoch sollte man genauso wenig irgendwas Bahnbrechendes erwarten. Die Mucke macht einfach Spaß und klingt im heutigen Sumpf einfach frisch und unverbraucht.

19.05.2008

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