Fleshgod Apocalypse - Opera

Review

FLESHGOD APOCALYPSE laden zur Opernvorstellung. Nicht nur haben die italienischen Symphonic Death Metaller auf ihrem sechsten Album „Opera“ wieder ein wenig an den musikalischen Stellschrauben gedreht, auch auf der Auswechselbank hat sich einiges getan. Bassist und Gründungsmitglied Paolo Rossi hat die Band verlassen, dafür ist die Besetzung insgesamt wieder auf Mannschaftsstärke angewachsen.

FLESHGOD APOCALYPSE laden in die Oper

Neben Gitarrist Fabio Bartoletti und Drummer Eugene Ryabchenko wurde im Zeitraum zwischen 2020 und jetzt auch Sängerin Veronica Bordacchini fest ins Bandgefüge integriert. Letztere war ohnehin schon seit Jahren als Session-Musikerin mit FLESHGOD APOCALYPSE unterwegs und da eine Oper schließlich eine Diva braucht, macht der Schritt auf jeden Fall Sinn. Dabei empfiehlt sich die Dame als wirksame Allzweckwaffe, denn auf „Opera“ trällert sie zwar auch, aber zum Glück nicht nur im Sopran, sondern übernimmt darüber hinaus die Klargesangspflichten des ausgeschiedenen Paolo Rossi und liefert dabei eine überzeugende Leistung ab.

Musikalisch haben sich FLESHGOD APOCALYPSE vom barocken Pianogeklimper des Vorgängers „Veleno“ weitestgehend entfernt, fahren aber auch lange nicht die orchestrale Großoffensive eines „King“ auf. Insgesamt wirkt der Ansatz auf „Opera“ ganzheitlicher als bisher, wenngleich sich Symphonic-Hassern ob des hier abgefackelten Bombast-Feuerwerks trotzdem die Zehennägel hochrollen werden. Schon der Opener „I Can Never Die“ ist exemplarisch für die auf „Opera“ zur Schau gestellte Vielseitigkeit.

Da treffen vertrackte Death-Metal-Riffs und Blast Beats auf imposante Chöre, die im weiteren Verlauf des Albums übrigens noch häufiger Einsatz finden werden, während brutale Growls in einen hochgradig eingängigen und von Frau Bordacchini souverän geschmetterten Refrain überleiten. Dazwischen gibt es melodische Soli und natürlich die üblichen orchestralen Elemente, wobei das Ganze eben besser ausbalanciert und dadurch weniger überfrachtet wirkt als in der Vergangenheit. Ein Song wie das stampfende „Pendulum“ ist natürlich trotzdem alles andere als subtil, geht dafür aber gewaltig in den Nacken und schafft es trotz einer komplett anderen Stimmung irgendwie, alle oben beschriebenen Stilmittel sinnvoll unterzubringen.

„Opera“ findet die richtige Balance

Ähnliches gilt für das insgesamt eher melancholische „Bloodclock“ und es wird zunehmend offensichtlicher, dass auf „Opera“ vor allem die Gänsehautchöre und Veronica Bordaccinis famose Gesangdarbietung eine zentrale Rolle einnehmen. „Morphine Waltz“ und „Matricide 8. 21“ könnten dafür mit wieselflinken Leads und neoklassichen Solo-Eskapaden tatsächlich auch als astreine (Euro-)Power-Metal-Nummern durchgehen, wären da nicht die Growls von Francesco Paoli und gelegentliche Blast-Attacken, es bleibt also abwechslungsreich.

Symphonic-Skeptiker werden auch „Opera“ natürlich als ziemlichen Bombast-Overkill wahrnehmen. Insgesamt haben FLESHGOD APOCALYPE die Zutaten diesmal aber besser aufeinander abgestimmt denn je, woraus sich ein flüssigeres, schlüssigeres und weniger zerfahrenes Hörerlebnis ergibt. Zumal sich die Italiener hier auf einige markante, sich wiederholende Stilmittel konzentrieren, die dem Album zusätzliche Kohärenz verleihen. Der klügste Schachzug war allerdings die Festanstellung von Veronica Bordacchini, deren Leistung sich auf „Opera“ als der mit Abstand größte Zugewinn entpuppt.

16.08.2024

"Musik hat heute keinen Tiefgang mehr." - H.P. Baxxter

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