Du hasst Neuerungen und magst Überraschungen so sehr wie eine fiese Grippe kurz vor dem Festival? Dann bist du bei FLESHCRAWL goldrichtig, so wie seit gefühlten Ewigkeiten schon. Und du wartest sehnsüchtig auf ein neues DISMEMBER-Album, von dem niemand weiß, ob es eines Tages auch wirklich kommt? Dann greif bei „Into The Catacombs Of Flesh“ zu und dein Hunger wird erstmal gestillt.
An der Live-Front waren FLESHCRAWL ja immer irgendwie aktiv, aber der Nachfolger von „Structures Of Death“ ließ dann eben doch stolze zwölf Jahre auf sich warten. Gibt es irgendwelche Innovationen? Die Götter des Todesbleis seien gepriesen, natürlich nicht! Diese Band watet immer noch knietief im DISMEMBER-GRAVE-ENTOMBED-Sumpf. Das hatte man nicht anders erwartet, das hat Tradition, und das muss auch genauso sein. FLESHCRAWL sind über all die Jahre ganz einfach herrlich ignorant und konstant geblieben.
FLESHCRAWL mit herrlich ignoranter Konstanz
Der Sound ist tief nostalgisch. Die Refrains laden mal wieder direkt zum mitbrüllen ein. Harmonien und Soli sitzen perfekt. Und die Herren bringen ihre Songs richtig gut auf den Punkt, die wissen ganz einfach, wann Schluss ist. Es hat sich bei FLESHCRAWL über all die Jahre wenig bis gar nichts verändert. Aber die Band ist unheimlich gereift und entfaltet wie ein guter Tropfen jetzt erst so richtig seinen vollen Geschmack. Jede blutige Note atmet Death Metal. FLESHCRAWL machen genau das, was sie wollen und eben auch bestens können. Warum sollte man auch mit einer bestens laufenden Maschine plötzlich versuchen, irgendwelche Stunts zu machen?
„Into The Catacombs Of Flesh“ ist mal wieder unglaublich vorhersehbar geworden, und genau deswegen so fein beruhigend. Vor allem DISMEMBER lassen an etlichen Ecken und Enden deutlich grüßen. Aber bei FLESHCRAWL kann vom Aufspringen auf diesen gerade wieder mächtig angesagten Zug natürlich null Komma null die Rede sein, die machen das alles ja schon immer so. Und eventuelle Plagiatsvorwürfe lächelt man nach all den Jahren im Geschäft eh altersweise einfach weg.
Wobei vor allem „Obliteration Bizarre“ (zwei Minuten giftig krachendes Geholze), „Red Streams Of Sorrow“ (noch so ein Geschoss) und „Of Frozen Bloody Grounds“ (inklusive herrlicher Heavy-Metal-Einflüsse) schon beinahe als lupenreine DISMEMBER-Trilogie durchgehen. Auch Tracks wie „Ossuary Rituals“ oder „Chained Impalement“ können und wollen diesen Einfluss gar nicht verleugnen. Und das abschließende hochmelodische „Among Death And Desolation“ treibt sicher so manchem Fan der Schweden-Legende ein Freudentränchen ins Auge. Aufgrund all dieser Beispiele kann und sollte man FLESHCRAWL auch ganz einfach an DISMEMBER messen. Und dabei schneiden die Deutschen richtig gut ab, gar keine Frage.
Altes Blut in alten Schläuchen
Aber die Bayern haben durchaus noch mehr zu bieten, so ist es ja nun auch wieder nicht. Das flotte „Mass Obliteration“ hat einen rotzig-punkigen Vibe, das eingängige „Funeral Storm“ schielt Richtung UNLEASHED und der kriechende „Grave Monger“ hat nicht nur aufgrund des Titels etwas von GRAVE.
FLESHCRAWL zementieren mit dem neunten Album der Bandgeschichte ihren Status als Grandseigneurs des teutonischen Todesbleis. Und sollten die Herren Zerstückler tatsächlich eine neue Scheibe in der Mache haben, Vorsicht Männer, die Hürde „Into The Catacombs Of Flesh“ hat es in sich, die muss man erstmal überspringen. Das hier ist Old-School-Elchtod, der einfach nur mächtig Spaß macht und live immer abgeht wie der brave Nachbar regelmäßig zum Party.San.
Yo! Fleshcrawl. Dann doch mal was neues. Wie in der Rezension schon treffend festgestellt, Fleshcrawl erfinden mal überhaupt nichts neu, nicht mal ihr Death Metal klingt teutonisch. Hat er nie & wird er hoffentlich nie. Das hier ist wieder Fleshcrawl, heißt schwedisches Todesblei ohne Schnörkel, besser, auch live, als Entombed und Grave dieser Tage. Dismember werden in dieser Kategorie ausgespart, denn ich gehe davon aus, dass sie allen 2020 zeigen werden wo der Hammer hängt. ‚Into The Catacombs Of Flesh‘ ist ein geiles Album geworden, dass einem das Grinsen auf die Backen zimmert. Durchgehend sympathische Band, die es ernst meint, sich nicht auf irgendwelche Trends stürzt um doch noch mal anzugreifen und stattdessen den Turnus Arbeiten und Mucke machen wohl bis zum bitteren Tode durchziehen wird. Und auch in 12 Jahren werde ich vermutlich, so wahr wer auch immer das will, beim nächsten Release in 12 Jahren wurde das selbe sagen, wenn LG vermutlich als Folge einer Leberzirrhose das Brüllen eingestellt haben wird.