Es gibt Alben, die hinterlassen puren Schmerz beim bloßen Anhören. Aufgrund mangelnder Qualität, aufgrund schlecht durchdachter Zusammenhänge. Und dann haben wir da FJØRT. Eine Band, die es sich noch nie einfach gemacht hat und es sich wahrscheinlich auch nie einfach machen wird und mit „Couleur“ erneut ein Album auf den Verkaufstresen legt, welches bewusst Schmerzen auslöst, ja sicherlich bewusst beim Hörer Schmerzen auslösen möchte. Die gute Art von Schmerz, in diesem Fall.
„Rückwärts war nie vorgesehen“, kotzt Chris Hell im Opener „Südwärts“ von sich um ohne Umschweife vielleicht im Vorwege jegliche Fragen nach einem relativ schnellen Release nach der letzten Scheibe „Kontakt“ im Keim zu ersticken. FJØRT haben etwas zu sagen, etwas zu erzählen und brauchen keine langen Pausen, um sich zu überlegen, was und wie sie etwas mitteilen wollen.
Leise und bedrohlich
Die im direkten Vergleich mit den Vorgängern deutlich ruhigere, erdigere, aber mehr in sich greifende Produktion wälzt sich mit einer Intensivität voran, die einen fesselt und man somit kaum Zeit dafür hat, zu vermissen, dass sich FJØRT diesmal weniger Ausbrüche in den Punk gönnen, sondern sich mit „Couleur“ in allen Aspekten des Posthardcore, Post-Rocks suhlen und baden. „Couleur“ ist leiser, wenn auch nicht weniger eindringlich. FJØRT untermalen dieses beklemmende, bedrohliche Gefühl mit gut positionierten, donnernden Drumeinsätzen und offensiv brutalem Gitarrenplay und brechen somit den melancholischen Grundcharakter der Platte immer wieder auf ohne das Gesamtbild des Ganzen aus dem Auge zu verlieren.
Melancholisch, nackte Wunden
Das abartig gute Songwriting, legt nicht nur den Finger in die Wunden, sondern kratzt sie auf, wühlt in den Innereien, um frisches Blut zu finden. Da steht ein Liebeslied wie „Windschief“ fast nackt vor Ehrlichkeit und frei von jeglicher Zuckerschockerei neben einem Song wie „Raison“, der mutig und direkt in die Gesellschaft rotzt: „Ich bin so müde vom Zählen, ich habe 1933 Gründe schwarz zu sehen. Doch egal wie viel da kommt, ich hab‘ alles was ich brauch‘, denn die 1933 Gründe, ihr habt sie auch.“
Die drei Männer aus der schönen Stadt Aachen zeigen mit „Couleur“ Emotionen ohne aufgesetzt zu wirken, sagen ihre Meinung, ohne abgedroschen zu klingen, verursachen Schmerz, der kein schlechter ist, aber vor allem zeigen sie, dass guter Post-Hardcore ohne viel Drumherum und mit dem Fokus auf Text, Musik und Hirn sowas von drin ist. FJØRT packen dich tief im Inneren und lassen so schnell nicht mehr los.
Liebe! Nichts als Liebe für diese Band! <3