Fiur - Verse

Review

Keine zwei Jahre sind vergangen, seit Multiinstrumentalist Tobias Jäpel unter seinem mittlerweile dritten Solo-Projekt FIUR das Debütalbum „Elementa/Refugium“ in Eigenregie veröffentlicht hat. Auf gleichem Wege erscheint nun unter dem Titel „Verse“ die konsequente Fortführung des eskapistischen, naturromantischen Stils und eine Hinwendung zu dem Schaffen deutscher und österreichischer Poeten, wie Emanuel von Bodman, Anastasius Grün, Leo Greiner oder auch Emmi Lewald.

FIUR verbindet gekonnt Poesie und Black Metal

Eingeleitet von einem gleichermaßen kompakten und stimmigen Intro, welches mit getragenen Streichern und pompösen Hörnern bereits für eine dichte Atmosphäre sorgt, startet „Verse“ kurz darauf mit einer ungestümen Mischung aus erhebend melodischen Gitarren, professionellem Drumming und harschen Vocals in der Landessprache. „Von Fels, Wald Und Sturm“ geht ordentlich vorwärts und schafft es trotz seiner Spielzeit von fast 12 Minuten immer wieder, mit unerwartetem und dennoch zu jeder Sekunde überaus stimmigem Riffing zu fesseln und die Spannung konstant aufrechtzuerhalten. Während der Gesang von Mastermind Tobias Jäpel in Kombination mit den naturverbundenen  Versatzstücken in den Lyrics primär dem ähnlich leidenschaftlich zu Werke gehenden Wieland von NEBELHORN ähnelt, weckt die Melodieführung nicht selten Erinnerungen an große norwegische Vertreter des Viking Metal, wie zum Beispiel WINDIR und EINHERJER.

„Der Friedhof Im Gebirge“ geht insgesamt etwas gemäßigter zu Werke, überzeugt in seiner Gesamtheit aber erneut durch die bereits zuvor genannten Stilmittel und das ausgefeilte Songwriting. Aller skandinavischen Einflüsse zum Trotz, besticht FIUR durch eine ganz eigene Handschrift, welche sich wie ein roter Faden durch das gesamte Album zieht. Der auf das melancholisch anmutende, akustische Zwischenspiel „In Kaltem Stein“ folgende Track „Untergang“ bündelt alle Stärken des Projekts und hebt sich als klares Highlight auf „Verse“ hervor, ohne dabei die anderen Songs ihrer jeweiligen Intensität zu berauben. Der abschließende Titel „Seelenflug“ kommt, trotz des erneuten Sprengens der Zehn-Minuten-Marke, gänzlich ohne Gesang aus und erweckt den Anschein einer Hommage an die Anfangstage von Pagan und Viking Metal. Ein beeindruckender Ausklang für ein durchweg starkes Album.

„Verse“ ist vertonte Seriosität im Pagan Black Metal

„Verse“ vereint all die Qualitäten ernstzunehmender paganer Klänge unter sich, die es benötigt um sich nicht nur aus der breiten Masse an Interpreten innerhalb des Genres hervorzutun, sondern auch qualitative Beständigkeit zu gewährleisten. Die klare Produktion bietet allen Instrumenten genug Raum, ihre Wirkung gänzlich zu entfalten und ermöglicht es somit, auch nach mehreren Durchläufen immer wieder überrascht bisher ungehörte Facetten in den teils überlangen Songs zu entdecken. Wer vom Vorgänger „Elementa/Refugium“ schon begeistert war, kann hier bedenkenlos zugreifen, wem FIUR noch gänzlich unbekannt ist, dem sei das Reinhören in diesen (noch) Geheimtipp wärmstens ans Herz gelegt.

05.02.2021
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