Fit For An Autopsy - The Nothing That Is

Review

FIT FOR AN AUTOPSY haben das Brett nicht vor dem Kopf, sondern in der Hand. Überaus durchdacht und technisch versiert prügelt die moderne Deathcore-Band damit auf „The Nothing That Is“ durch die Gehörgänge. Dabei lässt die Band aber auch Raum für kleinere Experimente sowie ruhige Momente und führt alle Elemente meistens schlüssig zusammen.

Verspielter Groove und harte Melodien

Der Opener „Hostage“ ist direkt die dickste Abrissbirne auf dem Album. Um ein stampfendes Riff sammeln sich verspielte Elemente, die über eine vertrackte Bridge schließlich auf einen eingängigen Refrain zusteuern. Groove, Technik und Melodie verbinden sich in dieser Struktur, auf der auch die weiteren Songs der Platte aufbauen.

Dabei gelingen FIT FOR AN AUTOPSY immer wieder kleinere Variationen dieser Formel. „Savior Of None / Ashes Of All“ klingt am Anfang stark nach Göteborger Schule, „Red Horizon“ packt fette Argent-Riffs aus und der Titelsong „The Nothing That Is“ ist ein düster-melodischer Metalcore-Stampfer, um ein paar Beispiele zu nennen.

Fetter Sound mit matschigen Kanten

Passend zur Mucke ist die Produktion fett und druckvoll, aber auch etwas inkonsistent. So rücken die Saiteninstrumente in knüppelnden Parts regelmäßig in den Hintergrund oder verschlucken sich gegenseitig zu einem unklaren Matsch, wohingegen sich manche Soli so klar abheben, als würde man gerade der Tech-Demo des Gitarristen lauschen, die aus Versehen mit abgemischt wurde.

Insgesamt steckt „The Nothing That Is“ voller guter Songs und massig Potenzial. FIT FOR AN AUTOPSY haben das stumpfe Meme-Geknüppel alter Deathcore-Tage spätestens mit dem Vorgänger „Oh What The Future Holds“ hinter sich gelassen. Ob deswegen mit Post-Deathcore eine weitere schwammige Kategorisierung vorgenommen werden muss, sei dahingestellt.

Die Band zeigt sich offen in verschiedene Stilrichtungen des extremen Metal und Hardcore, bedient sich aber auch bekannter Muster. Wenn zum Beispiel im Song „Spoils Of The Horde“ ein langgegrunztes „This is Domination!“ den Breakdown einleitet, dann beschleicht einen das Gefühl, genau diesen Part mit genau diesen Lyrics schon x-mal gehört zu haben.

FIT FOR AN AUTOPSY scheitern glanzvoll

FIT FOR AN AUTOPSY machen also einiges anders, aber nichts davon neu. „The Nothing That Is“ ist ein vielschichtiges Album mit interessanten Ideen, lässt aber auch nie die Kinnlade herunterklappen. Vor allem im letzten Drittel begnügen sich die Amerikaner mit bewährten Standards und verheben sich schließlich im zu lang geratenen Rausschmeißer „The Silver Sun“ bei dem Versuch aus jazzig verwehten Gitarren, hackenden Drums und ruhigen Gesangspassagen einen schlüssigen Song zu schmieden.

Unterhaltsam ist die Platte, hat im Vergleich mit den beiden Vorgängeralben aber in allen Punkten das Nachsehen. Wer sich also erstmals mit FIT FOR AN AUTOPSY auseinandersetzen möchte, wird eher dort fündig. „The Nothing That Is“ ist in erster Linie neues Futter für Fans von Band und Genre, erfüllt diese Aufgabe aber mehr als solide.

16.11.2024
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