Firewind - Stand United

Review

Es braucht schon einen besonders starken Charakter, um den Versuchungen des Ruhms zu widerstehen. Deswegen wunderte es nicht wenige, dass FIREWIND Chef Gus G sich für seine eigene Band entschieden hat. Der sympathische Grieche ist einem Massenpublikum nämlich als ehemaliger Gitarrist von OZZY OSBOURNE bekannt und bekam als Resultat Angebote von renommierten Bands wie MEGADETH und anderen Schwergewichten der internationalen Musikszene. Wer ein bequemes Leben in den Hollywood Hills gegen stinkende Clubs und eine kleine Schar Metalheads eintauscht, muss einen triftigen Grund dazu haben. Wie schlagen sich FIREWIND auf Ihrer neunten Langrille? Ist „Stand United“ gut genug, um dafür die Angebote berühmter Rockstars auszuschlagen?

Dies und vieles mehr verraten wir euch in unserer Review.

Ein frischer Wind bei Firewind

Nanu? Der Opener „Salvation Day“ sowie der darauf folgende Titeltrack scheinen anfangs nicht wirklich zu zünden. Erstgenannter Song wird zwar noch von einem wirklich fantastischen Solo aufgewertet, doch der Eindruck von gleich zwei Blindgängern scheint sich zunächst nicht abschütteln zu lassen. Doch spätestens bei „Destiny is Calling“ springt der Funke endgültig über. Man hat beim Hören schon direkt Pyros, wehende Mähnen und gereckte Fäuste vor Augen und merkt rasch, dass sich die beiden schwächsten Songs am Anfang der Platte befinden. Auch der erdige Midtempo-Stampfer „The Power Lies Within“ begeistert mit seinem eingängigen Refrain und der grundsoliden Gitarrenarbeit von Gus G.

Dieser hat mit „Fallen Angel“ auch noch einen Hit geschaffen, dessen Höhepunkt nicht in der Gesangshook, sondern auch in einem groovigen Riff besteht, welches mit kleinen Stakkato-Sprenklern angereichert wird. Wunderbar! Bei „Chains“ regiert allerdings die Gesangshook: Man wundert sich verwundert die Ohren und freut sich darüber, eine Mischung aus einem Desmond Child-Song und klassischen Metal zu hören. Dabei ist die Gitarre des Gus G das verbindende Element, welches über seine eigene Stimme und viel Persönlichkeit verfügt. Dies ermöglicht es, dass FIREWIND auch in einer von AI durchfluteten Welt bestehen können.

Auf die deutsch-griechische Freundschaft

Den Vogel schießt allerdings das obercoole, rockige und simple „Talking In Your Sleep“ ab. Wenn es FIREWIND in den 80ern gegeben hätte, wären sie damit weltweit die Nummer 1 in den Charts gewesen. Die tolle Produktion des Dennis Ward, die rotzige Stimme von Herbie Langhans und der Spaß, den Maestro Gus G bei der Performance hat, sind dermaßen infektiös, dass man regelrecht zum Missbrauch der Repeat-Taste gezwungen wird. Man garniert das Ganze noch mit einem absolut cleveren, augenzwinkernden Text und fertig ist der Megahit. Was kann man dazu sagen außer „geil“ ?

„Stand United“ offenbart, dass Sänger Herbie Langhans ein absoluter Glücksgriff für die Band gewesen ist. Anstatt einfach nur über schon fertiges Material zu singen, zeigt er, dass er Teil des Ganzen geworden ist und verleiht den Songs dabei die Würze, die sie von der üblichen Power Metal Stangenware unterscheidet. Es handelt sich bei ihm nicht um einen typischen Hobbyjodler und Eierkneifer-Barden, sondern um einen Charakterkopf, dessen Stimme dreckig, aggressiv und direkt ist. Man kennt ihn zwar schon von diversen Projekten, doch erst „Stand United“ verleiht ihm die große Hauptrolle, die er auch tatsächlich verdient hat.

Firewind: United or Divided?

„Stand United“ bietet exzellent produzierten Metal mit überdurchschnittlich guter Gitarrenarbeit und tollen Hooks. Es gibt keine Schnörkel und keine visuellen Gimmicks, welche Musikalität und Talent ersetzen könnten. In einer Zeit, in der Bühnenshows und Kostüme oft als alleinige Selling Points bekannter Bands herhalten müssen, kann man es den Mannen um Gus G nicht hoch genug anrechnen, dass sie dort abliefern, wo es wirklich zählt. Klar, 8 Punkte werden generell viel zu häufig vergeben – doch dieses Album bietet einfach zu viel Qualität, um es ihm nicht zuzugestehen.

23.02.2024

Werbetexter und Metalhead aus NRW.

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