Fire From The Gods - Narrative

Review

Galerie mit 7 Bildern: Fire From The Gods - The Gereg Tour 2020 in Köln

In den letzten Jahren hat sich der Eindruck verfestigt, der NuMetal wie er Anfang des 21. Jahrhunderts zur Welle wurde hat sich in die Geschichtsbücher verzogen. Die großen Acts dieser Tage sind inzwischen stilistisch meist deutlich verändert (ob positiv oder negativ) und andere sind in der Bedeutungslosigkeit verschwunden – oder haben sich gänzlich verabschiedet. 2016 wirkt da quasi wie eine Renaissance, obwohl dieser Stil vermutlich kaum zur Gänze verschwunden war – vor allem nicht in den USA. Daher stammen auch FIRE FROM THE GODS und offenbaren, weshalb NuMetal einerseits so vielfältig ist und andererseits so erfolgreich war – „Narrative“ ist nämlich einfach ziemlich unterhaltsam.

Auch, weil dahinter ein tiefere Botschaft, beinahe ein Konzept steckt. FIRE FROM THE GODS stricken nämlich eine Geschichte darum, wie es ist, als Junge mit jamaikanischen Wurzeln in den Großstädten dieser Welt aufzuwachsen und thematisiert die Probleme, auf die dieser trifft – so viel zur Randgeschichte. Musikalisch ist „Narrative“ dann abwechslungsreich und emotionsgeladen. Großer Vorteil der US-Band, sie verzetteln sich nicht und punkten mit eher geglückten denn unpassenden Experimenten.

Verschiedene Einflüsse ergeben auf „Narrative“ ein unterhaltsames Gesamtbild

So gibt es eine Menge Nu-Metal-Groove sowie Hardcore-, Hip-Hop- und Punk-Einflüsse, die zu einem gelungenen Gesamtbild verschmelzen. Insbesondere die wenigen, wohlplatzierten Reggae-Parts wirken erfrischend. Doch bei allem frischen Wind und aller Klasse, die FIRE FROM THE GODS vereinen, glänzt leider nicht jede Sekunde auf „Narrative“. Leider schafft es das Quintett auf ihrem Debüt nicht, alle generischen Parts auszumerzen und auch so manche Rap-Einlage nervt nach hinten raus.

Allerdings ist das, gemessen an den sonstigen, gerade gesanglichen Leistungen, nur ein kleiner Störfaktor. Frontmann AJ Channer schafft es nämlich, die Songs allein durch seine Stimme zu prägen. Ob er nun rappt (darauf muss man zweifelsfrei stehen, wirkt im Gesamtkontext aber meist gut), schreit oder ausdrucksstark singt – der Mann hat Talent. Insbesondere in puncto Eingängigkeit und gelungene Hooks sind FIRE FROM THE GODS schon in der höchsten NuMetal-Spielklasse angelangt. Im Ohr hängen bleiben neben der vorab veröffentlichten, großartigen Single „Excuse Me“ vor allem der schwungvolle Opener „Public Enemy“, das eher zartbesaitete „Evolve“ und das mit großartigem Refrain veredelte „In Spite Of Doubt“.

Zwischen Klasse und Füllmaterial – auch FIRE FROM THE GODS sind nicht nur großartig

Dazwischen herrscht mitunter allerdings Achselzucken – unter anderem das punkige „Diversion“ wirkt im Vergleich zum Rest wie Füllmaterial. Ansonsten ist FIRE FROM THE GODS aber eine mitreißende Mischung gelungen, die in sehr seltenen Fällen und nur, wenn man unbedingt ein paar Namen in den Raum werfen will, tatsächlich an die ganz großen Namen wie LINKIN PARK, P.O.D. oder sogar SLIPKNOT in ihren jeweiligen Anfangstagen erinnern – aber wie gesagt, nur in sehr wenigen Einzelmomenten. Wer NuMetal etwas abgewinnen kann, sollte „Narrative“ gehört haben.

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12.11.2016

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