Finsterforst - Zum Tode Hin

Review

Der Bandname FINSTERFORST ist wohl in erster Linie eine Anspielung auf die Heimat der Formation, die aus dem Schwarzwald stammt. Dennoch passt der Name auch sehr gut zum Sound, denn er drückt die musikalische Marschrichtung schon aus. Mal düster und grimmig, dann aber auch wieder episch und majestätisch wie Mutter Natur herself.
„…Zum Tode Hin“ ist das zweite Werk der insgesamt sieben Südbadener, auf dem sie sich gegenüber dem Vorgänger „Weltenkraft“ nochmal deutlich steigern konnten.

Fünf Tracks sind auf „…Zum Tode Hin“ vertreten mit einer Spielzeit zwischen elf und knapp 22 Minuten. Dass derart lange Kompositionen nur mit einer sehr epischen, vielschichtigen und abwechslungsreichen Ausrichtung funktionieren dürfte klar sein. Hauptsongwriter Simon Schillinger hat sich diesbezüglich auch unheimlich ins Zeug gelegt und sehr ausgereifte und stilistisch aussagefähige Stücke erschaffen. Die unterschwelligen Humppa-Einflüsse des Erstwerks wurden zugunsten von wesentlich bombastischerem und fast orchestral zu nennendem Konstrukt zurückgeschraubt.
Dennoch darf man keinen durchgehenden Pomp erwarten, sondern eine sehr intelligente Vermischung von druckvollem Rhythmus, eingängigen Riffs und stark folkig angehauchten Melodien. Epische Abschnitte wechseln sich mit wuchtigen Passagen. Schwarzmetallisches Gekeife trifft auf getragene Hintergrundchöre, Blast Beats werden von prächtiger Keyboarduntermalung begleitet und eine düstere Grimmigkeit paart sich mit majestätischer Erhabenheit.
Die Melodien drücken Emotionen aus, die von Fröhlichkeit, Beschaulichkeit, Melancholie, Lebensfreude, Gelassenheit, Ärger bis hin zu unbändiger Wut reichen. Das kommt musikalisch auch gut rüber, was das ausgereifte Songwriting weiterhin auszeichnet. Die Stücke sind entsprechend strukturiert. Der Hörer erlebt ein ständiges Wechselbad der Emotionen.

Das Akkordeon spielt bei FINSTERFORSTs Stücken auch diesmal eine starke Rolle, ist aber stimmiger als noch beim Vorgänger eingesetzt und passt sich dem Allgemeinsound gut an. Zur Herausstellung der Folkeinflüsse ist es bei den Kompositionen der Schwarzwälder dennoch unabdingbar und drückt den Songs auch ein Markenzeichen auf. Akkordeon-Hasser werden sich zweifelsohne an diesem Instrument stören, doch meines Erachtens wird es diesmal sehr gut in die Musik integriert. Auch die Flöte kommt zum Einsatz, ist aber wesentlich dezenter vertreten.
Die technische Leistung an den Instrumenten ist ohne Makel. Sehr vorteilhaft ist auf „…Zum Tode Hin“ auch, dass bei FINSTERFORST inzwischen ein realer Prügler die Drumsticks übernommen hat. Die zusätzliche Dynamik ist nicht zu überhören. Überhaupt finde ich den Part des Schlagzeugs teilweise sehr präsent. Doch auch an den übrigen Instrumenten wird gute Arbeit verrichtet.
Der Keifgesang mag zwar wenig variabel sein, setzt auf dem Album aber auch ein Zeichen für die aggressive Seite, die Düsternis und die Grimmigkeit.

„…Zum Tode Hin“ wird die Pagan-Anhänger begeistern, die sich gerne von folkigen Melodien, getragener Epik, bombastischer Atmosphäre und vielfältigen Arrangements berieseln lassen. Wer nur auf durchgehendes Geknüppel steht, ist hier sicherlich verkehrt, wenngleich es auch recht brachiale Phasen gibt. FINSTERFORST haben kompositorisch und technisch ganz klar zugelegt und klopfen mit diesem Album im Oberhaus des epischen Pagan-Metal an.

23.02.2009
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