Finsterforst - Rastlos

Review

Es ist leicht, FINSTERFORST zu belächeln. Kitschiger Bandname, zu viel Akkordeon, schlechte Texte, von EQUILIBRIUM geklautes Cover, Oho-Chöre… die Liste potenzieller Fettnäpfchen, die sich die Freiburger in den letzten Jahren und mit zwei Alben selbst aufgebaut haben, ist groß.

Es ist aber auch gar nicht so schwer wie gedacht, FINSTERFORST auch einen gewissen Respekt für ihr neues und drittes Album „Rastlos“ entgegenzubringen. Darauf macht die siebenköpfige Schwarzwaldtruppe durchaus eine Menge richtig. Der Anteil an düdeligem Pagan Metal ist mehr als deutlich zurückgefahren, dafür regiert ein wahrhaft epischer, eher gemäßigter und atmosphärischer Stil, der irgendwo zwischen Folk Metal und deutlichen BATHORY-, MOONSORROW- und EINHERJER-Querverweisen rangiert. Die fünf echten Stücke, keines unter 11 und eines fast 23 (!) Minuten lang, bauen sich mit Gemach auf, nutzen Akustikgitarren, Herr der Ringe-Orchesterpomp und Braveheart-Emotionen, stampfendes Schlagzeug und einfache, eigentlich nur untermalende Riffs. Leider lässt das „Rastlos“ insgesamt sehr handzahm erscheinen. Die Akkordeonparts lassen sich übrigens glücklicherweise an einer Hand abzählen und sind ja auch irgendwo ein berechtigtes Trademark der Band. Chöre und Cleangesang (übrigens frappierend MENHIR-soundalike!) gibt’s weiterhin eine Menge, das aber zielsicher eingesetzt und durchaus mit Wirkung.

Dafür ist innerhalb der Stücke kaum ein Durchblick. So gelungen einzelne Parts sind, so sehr ist ihre Wirkung inmitten dieser Spielzeitmonster beschnitten. Innerhalb der Songs ist es schwer, irgendeine Struktur zu erkennen. Da kann man sich nur immer wieder an einzelnen wiedererkennbaren Punkten orientieren, beispielsweise den vereinzelten Blastparts oder einem Textfragment. Apropos Texte: die sind mit ihrer schiefen Grammatik und den Kopfschüttelreimen („Ich steck nicht auf /
Es wird gehen wieder bergauf“) kaum zu ertragen. Also besser nicht hinhören!

Ganz symptomatisch ist das Problem von „Rastlos“ am letzten Track „Flammenrausch“ zu erkennen: Der ist mit seiner absurden Spielzeit von fast 23 Minuten so durchschaubar auf MOONSORROW-Epik getrimmt und dabei so harmlos, dass man sich wünscht, FINSTERFORST hätten einfach vier knackigere Songs daraus gemacht. Das gilt bei aller grundlegenden Qualität für das ganze Album. Gute 6 Punkte, aber eben auch nur 6 Punkte.

28.11.2012
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