Finsterforst - Rastlos

Review

Galerie mit 24 Bildern: Finsterforst - Metalacker Tennenbronn 2024

Es ist leicht, FINSTERFORST zu belächeln. Kitschiger Bandname, zu viel Akkordeon, schlechte Texte, von EQUILIBRIUM geklautes Cover, Oho-Chöre… die Liste potenzieller Fettnäpfchen, die sich die Freiburger in den letzten Jahren und mit zwei Alben selbst aufgebaut haben, ist groß.

Es ist aber auch gar nicht so schwer wie gedacht, FINSTERFORST auch einen gewissen Respekt für ihr neues und drittes Album „Rastlos“ entgegenzubringen. Darauf macht die siebenköpfige Schwarzwaldtruppe durchaus eine Menge richtig. Der Anteil an düdeligem Pagan Metal ist mehr als deutlich zurückgefahren, dafür regiert ein wahrhaft epischer, eher gemäßigter und atmosphärischer Stil, der irgendwo zwischen Folk Metal und deutlichen BATHORY-, MOONSORROW- und EINHERJER-Querverweisen rangiert. Die fünf echten Stücke, keines unter 11 und eines fast 23 (!) Minuten lang, bauen sich mit Gemach auf, nutzen Akustikgitarren, Herr der Ringe-Orchesterpomp und Braveheart-Emotionen, stampfendes Schlagzeug und einfache, eigentlich nur untermalende Riffs. Leider lässt das „Rastlos“ insgesamt sehr handzahm erscheinen. Die Akkordeonparts lassen sich übrigens glücklicherweise an einer Hand abzählen und sind ja auch irgendwo ein berechtigtes Trademark der Band. Chöre und Cleangesang (übrigens frappierend MENHIR-soundalike!) gibt’s weiterhin eine Menge, das aber zielsicher eingesetzt und durchaus mit Wirkung.

Dafür ist innerhalb der Stücke kaum ein Durchblick. So gelungen einzelne Parts sind, so sehr ist ihre Wirkung inmitten dieser Spielzeitmonster beschnitten. Innerhalb der Songs ist es schwer, irgendeine Struktur zu erkennen. Da kann man sich nur immer wieder an einzelnen wiedererkennbaren Punkten orientieren, beispielsweise den vereinzelten Blastparts oder einem Textfragment. Apropos Texte: die sind mit ihrer schiefen Grammatik und den Kopfschüttelreimen („Ich steck nicht auf /
Es wird gehen wieder bergauf“) kaum zu ertragen. Also besser nicht hinhören!

Ganz symptomatisch ist das Problem von „Rastlos“ am letzten Track „Flammenrausch“ zu erkennen: Der ist mit seiner absurden Spielzeit von fast 23 Minuten so durchschaubar auf MOONSORROW-Epik getrimmt und dabei so harmlos, dass man sich wünscht, FINSTERFORST hätten einfach vier knackigere Songs daraus gemacht. Das gilt bei aller grundlegenden Qualität für das ganze Album. Gute 6 Punkte, aber eben auch nur 6 Punkte.

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28.11.2012

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12 Kommentare zu Finsterforst - Rastlos

  1. Darki sagt:

    Ein sehr subjektives Review. Metal.de verliert für mich immer mehr an Glaubwürdigkeit.

  2. Chris sagt:

    Ein Wort zum Autor:
    Ich lese Reviews von Herrn Dammasch gerne, da ich mich mit diesen größtenteils identifizieren kann und man merkt, dass der Rezensent Erfahrung hat und voreingenommen ein Werk beurteilen kann.
    Ein Wort zum Review/Album:
    Moonsorrow hört man deutlich raus.
    Dem Autor kann ich in einem Kritikpunkt uneingeschränkt zustimmen: die Lyrics machen nicht wirklich viel her. Auch fehlt mir bei den Songthematiken etwas die Tiefe.
    Bezüglich Kitsch und Gedudel: Ich fand das Akkordeon (vor allem bei ‚… zum Tode hin‘) absolut passend und völlig kitschfrei. Der Rückgang dieses Instruments hier passt dennoch wunderbar, ebenso stört es nicht wirklich.
    Wirkung und Struktur überlanger Songs mag natürlich nicht einfach zu überschauen sein ABER bei einer Spielzeit von knapp 80 (!!!) Minuten kein Wunder. Man findet den Zugang nach der Zeit auch wie in der vorhergegangen Langzeitkrachern, dann umso intensiver.
    Ein Punkt Abzug wegen der Lyrics, einer wegen dem (neuen) Sänger.
    Ansonsten: TOP.

    8/10
  3. deinonychus sagt:

    „Qualität ist das Produkt der Liebe zum Detail.“
    Andreas Tenzer

    Nur ein geschultes Feingehör wird diese Akustiksymphonie erfassen können. 9 von 10 Punkten.

  4. Janina Carlotta sagt:

    Nachdem ich auf Youtube in einige Songs reingehört hatte, habe ich mir das Album gekauft. Da ich Moonsorrow und Bathory allerdings nicht wirklich kenne, kann ich nicht einschätzen, wie viel Ähnlichkeiten bestehen. Aber selbst wenn es ähnlich WÄRE, würde das für mich persönlich an der Qualität der Scheibe nichts ändern: Man kann das Rad schließlich auch nicht immer neu erfinden. Ich finde die CD sehr gelungen, ein Meisterwerk, um es mal zu übertreiben! Leider glaube ich, dass sie zum Zwecke des Reviews eher einmal zu wenig, als zu oft gehört wurde, da in den Songs sehr wohl eine „erzählende“ Struktur zu erkennen ist. Ich kann Metal.de nur bitten, Reviews nicht allzu subjektiv zu gestalten, sondern tatsächlich auf die Qualität der Musik zu achten! Jemand, der Pagan-/Folk-Metal („zu viel Akkordeon“, „Oho-Chöre“…) weniger schätzt, als manch andere Richtung, wird doch von vornherein schlechter bewerten…Ich empfehle also nur jedem, selbst reinzuhören und sich ein Bild zu machen…

  5. Kappi sagt:

    9 Punkte, 9 verdammt gute Punkte und keinen weniger! Die Wertung hier kann ich weder nachvollziehen, noch akzeptieren. Das Album grenzt an ein Meisterwerk und mir fiele nicht mal ansatzweise ein, was man da so viel besser machen könnte, um Florians geschätzten Ohren eine 9 oder gar 10 zu verdienen. Naja, letztlich bleibt ja alles subjektiv hier, aber 6 Punkte…ich kanns kaum glauben.

  6. Gris sagt:

    Ich zücke ebenfalls eine sehr gute 9! Der Schwarzwald stellt so manches in den Schatten, auch wenn das offensichtlich andere nicht so sehen! Geiles Teil!!!

    9/10
  7. Katharina sagt:

    Ich kann mich Florian nur anschließen, ganz nett ist das Album schon und auch besser als der Durchschnitt dieses Genres, aber mit Sicherheit kein Meisterwerk. In vielen Momenten ist „Rastlos“ zwar sehr atmosphärisch und stimmig, aber die Titel sind weder besonders spannend arrangiert, noch gibt es wirklich große Melodien. Viele Parts wirken in die Länge gezogen, wenig zielführend und kommen nicht auf den Punkt und nach ca. 2/3 verliert das ganze genau deshalb auch seinen Reiz.

    6/10
  8. Florian sagt:

    Ich kann gar nicht nachvollziehen, was an 6 Punkten so schlimm sein soll. In Schulnoten ist das eine 3 oder 3+, und das ist doch durchaus sehr akzeptabel und kein Grund, sich hier so bitterlich über die ach-so-unfaire Bewertung zu beklagen. Da sind FINSTERFORST auf dieser Seite durchaus auch schon deutlich schlechter weggekommen.

    6/10
  9. melaw sagt:

    Rastlos. Hmm. Für mich als sehr intensiven Hörer dieser Band etwas zwiespältig. Auf der einen Seite ein sehr gutes Album. Andererseits machen die bisherigen Werke deutlich mehr Spaß beim Hören. Nicht trotz des Akkordeon-Overloads, sondern gerade deswegen.
    Rastlos mit dem gedrosselten Tempo und dem so ganz anderen Gesangsstil ist im Prinzip eigentlich mehr sowas wie ein Falkenbach-Schrägstrich-Moonsorrow-Album mit Schwarzwald-Background.
    Es passt besser in deren Playlist als mit den anderen Finsterforst-Alben zusammen.
    Ich sage 8/10, wenn man es alleine betrachtet. 6/10 mit der Erwartung, die ich an das Album hatte. => 7/10

  10. Le 'odensack sagt:

    Hmmm… als Finsterforst Hörer der ersten Stunde kann ich dieses Review nicht wirklich nachvollziehen… und ja, es beweist mir mal wieder nicht all zuviel auf solche Reviews zu geben. Gelesen habe ich es trotzdem und 90% der Kritik halte ich für nicht berechtigt, aber so what. Erwähnen möchte ich daher nur noch, dass ich mich recht lange in das Album einhören musste. Nach 2-3 mal hören hätte ich auch nur 5/10 gegeben – jetzt wären es locker 9/10. Dem geneigten Lese lege ich somit nahe, sich für dieses Album Zeit zu nehmen.

  11. wishmaster89 sagt:

    Ein abolut geniales Album. Wer Hävitetty oder auch Verisäkeet von Moonsorrow mag kommt hier voll auf seine Kosten, allen „Flammenrausch“ ist der absolute Wahnsinn. Definitiv ein Pflichtkauf!!!

    10/10
  12. Huffman sagt:

    Ich finde das Review gut. 7-8 Punkte wäre meine Wahl. Hintergrund: Ich mag den meisten Pagan Metal nicht, genau wegen der kitschigen Dudelei und den OHOOO-Chören. Gerade deshalb finde ich dieses Album so genial: es geht z.T. in Richtung Black Metal, nicht so kitschig, schön atmosphärisch. Und z.B. der erste Song hat auch noch saugeile Riffs.

    Für mich steht fest: viel melodischer und düdeliger darf es nicht werden. Guter Metal ist nicht tanzbar.