Finsterforst - Jenseits

Review

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FINSTERFORST scheiden die Geister in der Metalszene mit relativer Zuverlässigkeit und haben durch Ausreißer wie „#YØLØ“ mitunter selbst dafür gesorgt, die Debatte etwas zu schüren. Mit “Jenseits“ veröffentlichen sie ihre neue, durch Fan-Fundraising unterstützte, EP, auf der ein 40 Minuten langer Song zu hören ist, der in vier Kapitel unterteilt ist. Schon auf ihrem letzten Album “Zerfall“ haben die Black Forest Metaller gezeigt, dass sie sich vor sperrigen Songs und Projekten nicht scheuen und folgen weiter ihrem eigenwilligen Pfad.

FINSTERFORST schlagen mit der Pathetik-Keule zu

Das “Kapitel I – Freiheit“ startet direkt mit tragendem Gesang von Sänger und Akkordeonspieler Hannes mit einer Menge Hall, aber auch mit viel Gefühl, in dem er gewohnt direkt die Vorzüge der Freiheit besingt, bevor er in Screams ausbricht und mit einem über Instrumental gesprochenen Text direkt in den ersten paar Minuten die ganze Bandbreite der eingesetzten Vocals präsentiert. Der Chorus, der seinem Namen entsprechend von einem Chor unterstützt wird, ist eine echte Ohrwurmmelodie und bringt den Fuß automatisch zum Mitwippen.

Beim Übergang zum “Kapitel II – Dualität“ ist direkt hörbar, dass das Album als nur ein einziger Song gedacht ist. Die Übergänge zwischen den einzelnen Kapiteln sind nahtlos und die Kapitel sind, vor allem durch die große Bandbreite an eingesetzten Vocals, aber auch durch verschiedene eingesetzte Instrumente wie das bekannte Akkordeon und Flöte, abwechslungsreich und spannend, sodass sogar der letzte und längste Song des Albums “Kapitel IV – Katharsis“ über eine Spieldauer von mehr als 15 Minuten die Aufmerksamkeit halten kann.

Einige Passagen wie das im Chor gesungene „Ein Leben in Freiheit und Frieden auf der Welt. Utopia!“ sind allerdings so pathetisch, dass es nur schwer auszuhalten ist. Grundsätzlich sind FINSTERFORST auf “Jenseits“ auf eine ausufernde Art und Weise gesellschaftskritisch, die Hörern von den Vorgängeralben wie “Zerfall“ und “Mach Dich Frei“ schon bekannt sein sollte und haben sich von ihrer heidnischen Vergangenheit gelöst, um sich mit Problemen des Hier und Jetzt auseinanderzusetzen. “Jenseits“ verfolgt denselben Pfad stringent weiter, ohne deswegen inhaltlich noch etwas völlig Neues zur Thematik beizutragen.

Es gibt keine neuen Erkenntnisse auf “Jenseits“

“Jenseits“ knüpft inhaltlich und klanglich an die neueren Veröffentlichungen von FINSTERFORST an und wagt keine großen, neuen Sprünge. Das ist grundsätzlich nichts Schlechtes und die Black Forest Metaller verstehen ihr Handwerk, das besteht aber in diesem Fall aus viel Pathetik und Texten, die so direkt sind, dass es teilweise etwas platt wirkt. “Jenseits“ kann durchaus “Zerfall“ im Plattenspieler ablösen, aber damit sollte es an affektiert gesellschaftskritischen Alben bitte auch genug sein.

01.09.2023

"Es ist gut, aber es gefällt mir nicht." - Johann Wolfgang von Goethe

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6 Kommentare zu Finsterforst - Jenseits

  1. Hansi sagt:

    Ich versuche gerade die Rezension einzuordnen und alles was sich auf die Musik bezieht, liest sich wie etwas, wofür es normalerweise 8 Punkte gibt. Nun stellt sich mir die Frage, ob hier tatsächlich auf 6 Punkte abgewertet wurde, weil dem Rezensenten die der Text und/oder die damit verbundene Weltanschauung der Band nicht gefällt.

    Wir sprechen hier von Metal, genauer noch von Black Metal und mir wäre neu, dass die Texte bisher bei Bewertungen eine größere Rolle (also eine gleich mehrere Punkte ausmachende Rolle) gespielt hätten und sind wir mal ehrlich, was man da bei so manchen 8 und mehr Sterne Releases an Texten geboten bekommt…

    Zur Scheibe an sich kann ich noch nichts sagen, sie ist vorbestellt, aber natürlich noch nicht da.
    Ich wundere mich lediglich, da die 6/10 nicht so richtig zum Text der Rezension passen mag. Vor allem wenn man sich ansieht und anhört, was hier gerne mit 8 und mehr Sternen versehen wird.

    Nicht böse gemeint und vielleicht ist die EP ja sogar nur eine 5/10, ich würd die Rezi nur gerne richtig einordnen können.

  2. Kazanian sagt:

    Seit wann spielen Finsterforst denn Black Metal?

  3. nili68 sagt:

    >dass die Texte bisher bei Bewertungen eine größere Rolle<

    Das sollte IMO sogar noch mehr berücksichtigt werden. Natürlich sollte die Beschreibung der Musik dabei nicht zu kurz kommen, was sich aber durch z.B. YouTube ja meistens eh erledigt hat.
    Die Texte können für mich durchaus ein dealbreaker sein.

  4. Laniakea sagt:

    Ich weiß nicht, ob ich die EP oder Finsterforst generell deshalb abwerten würde, aber ich gebe der Rezensentin insofern Recht, als dass die Texte wirklich extrem plakativ und pathetisch klingen. Im Grunde ist das so, seit Oliver Berlin einen großen Teil der Texte schreibt. Ich find’s zum Teil auch eher peinlich, obwohl ich „ideologisch“ in Teilen durchaus zustimmen würde. Texte bewerten ist so eine Sache, die ich optional halten würde. Wie will man dann finnische oder schwedische Texte bewerten? Oder ausschließlich deutsche und englische Texte, weil man diese versteht? Das wäre dann auch sehr selektiv und „unfair“.

  5. nili68 sagt:

    Ja, stimmt schon, dass man das nicht universell gerecht handhaben kann. Wenn einem die Musik gefällt und einem das wichtig ist, forscht man halt selber nach. So wie jetzt auch schon. 😀 Musikreviews sind ja keine Buchbesprechungen. Wenn möglich kann man das ja sekundär erwähnen.
    Jeder halt halt andere Schwerpunkte. Mich interessieren zum Beispiel die technischen Sachen kein Stück, wie welcher Produzent usw…

  6. Watu sagt:

    Ja, ähm… so rein atmosphärisch schon ganz nett und auf einem gewissen technischen und rein musikalischen Niveau auch durchaus kompetent. Haut einem dann aber insgesamt dann doch etwas zu viel Schmalz, Bombast und vor allem seichte Wohlfühlaromen um die Ohren. Die Lyrik, wenn ich das richtig verstanden habe, darf ich mir erst gar nicht zu Gemüte führen, was ich dann auch unterlasse. Wenn ich jetzt ganz neu in diese Genre eingestiegen wäre, hätte ich ggf. Interesse daran gefunden.

    6/10