FIGHT OR FLIGHT haben ihr Album „A Life By Design?“ mit einer bösartigen Schlange versehen, die den Hörer anzischt und noch dazu den guten alten „Parental Advisory Explicit Content“ Aufkleber verpasst bekommen. Ich erwarte also rasanten Modern Metal, vollgepackt mit anstößigen Lyrics. Mit Dan Donegan und Mike Wengren haben wir auch noch Mitglieder von DISTURBED an Bord. Was dann aber aus meinen Boxen schallt ist erschreckend harmlos. Sobald der erste Schock verdaut ist, gilt es die Erwartungen abzulegen und sich auf die neue Formation FIGHT OR FLIGHT selbst zu konzentrieren.
Dass die Band erst seit 2012 besteht ist rein von der Bedienung der Instrumente her, aufgrund der hochwertigen Besetztung, natürlich nicht zu hören. Eher glaubt man, es mit einem Alternative Rock Album der späten Neunziger zu tun zu haben. FIGHT OR FLIGHT verzichten auf „A Life By Design?“ komplett auf moderne Spielereien. Keine angesagten Breakdowns, kein wildes Gefuddel, dafür nur echten Rock im mittleren Geschwindigkeitsbereich und Schwerpunkt auf den Refrains. Dan Chandler trägt praktisch jedes Stück mit seiner angenehmen Stimme allein, die emotional und gleichzeitig sehr präsent rockig ist. Teilweise werden die musikalischen Arrangements komplett zurückgeschraubt und auf das Nötigste beschränkt. Die Riffs sind ordentlich, aber weder weltbewegend noch wahnsinnig berührend. Das gute alte „zweckmäßig“ hat zugeschlagen und kann sich immerhin in manchen Titeln zum „songdienlich“ hocharbeiten. Den Höhepunkt erreicht die Kombination in „Leaving“, Dan Chandler und Akustikklampfe bewegen sich in retrospektive Grunge-Zeiten und liefern Gefühl nach dem Minimalprinzip.
Das begeistert zwar kurzfristig, reicht aber nicht für nachhaltige Langzeitwirkung. Nach sieben der zwölf Songs ist schon alles (und noch viel mehr) gesagt worden. Besonders der Drummer hat sich mal ganz entspannt zurückgelehnt, spielt zwar auf den Punkt, aber ansonsten schon fast unverschämt dröge. Das mag der Produktion geschuldet sein, woran es liegt dürfte dem Hörer letztendlich ziemlich egal sein. Besonders schade ist, dass man beim eigentlichen Hören jeden Titel sofort wiedererkennt und mitsummen kann, aber nachdem die CD durch ist sofort wieder alles vergisst. Einige Refrains sind also durchaus brauchbar und wohlklingend, aber insgesamt klingen FIGHT OR FLIGHT (auch in Anlehnung an W. Cannon, der Name kann nix…) relativ unspektakulär und liefern wenige Gründe, sie ähnlich klingenden Bands vorzuziehen.“A Life By Design?“ ist eine solide Platte, die sich wunderbar eignet, um sie nebenher hören zu können oder für Bands wie ALTER BRIDGE und FIVE FINGER DEATH PUNCH zu eröffnen, aber alleine nicht genug Substanz besitzt. Es fehlen ein oder zwei Hits, der Druck, die Stücke die man unbedingt immer wieder hören möchte, einige inhaltlich sinnvolle Hooks und die Spannungsbögen in den Songs. Es wird ordentlich vor sich hingedümpelt, aber gedümpelt ist halt immer noch gedümpelt- wenn auch mit hoher Qualität.
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