Fight - Into The Pit

Review

FIGHT und kein Ende, möchte man meinen. Nach der Veröffentlichung von „K5 – The War Of Words Demos“ und der DVD „War Of Words – The Film“ sowie unter der Firmierung HALFORD die „Metalgod Essentials Vol. 1“ CD (enthält ebenfalls Songs von FIGHT), folgt nun eine weitere Ausschlachtung aus dem Fundus der ehemaligen Band des Metalgotts. Und das auch noch zeitgleich mit dem neuen JUDAS PRIEST Werk „Nostradamus“. Zufall? Mir scheint, der begnadete Sänger fährt derzeit etwas zweigleisig.

FIGHT, wir erinnern uns, war die neue Band von Rob Halford, nachdem dieser 1992 nach der „Painkiller“-Tour JUDAS PRIEST verlies, was einem mittelgroßem Schock für die Metalwelt gleichkam. Mit an Bord hatte er seinen Priester-Kollegen Scott Travis, welcher allerdings auch bei seiner Stammformation verblieb. Zusammen trümmerten sie die Alben „War Of Words“, „A Small Deadly Space“ sowie die „Mutations“-EP ein, dann war Schluss, und es folgte das unsägliche 2WO Projekt, fern jeglichem Metals, welchem noch weniger Erfolg beschert blieb. Eine Kurskorrektur brachte uns schließlich HALFORD, und später dann die Reunion mit JUDAS PRIEST, doch hier soll es eigentlich um FIGHT gehen. In dieser Box sind nun die Werke jeweils in remasterter Form enthalten, „War Of Words“ und „A Small Deadly Space“ wurden zusätzlich noch remixt.

Das Debütalbum „War Of Words“ erschien ursprünglich 1993 und ist zweifelsohne auch gleichzeitig das mit Abstand stärkste Werk der Band. Ich stelle mal einfach ganz frech die Behauptung auf, dass dieses Album in jede halbwegs gut sortierte Metalsammlung gehört. Mit ihrer damals modernen Mischung aus (natürlich) JUDAS PRIEST, PANTERA und CRO-MAGS trafen sie eigentlich den Nerv der Zeit bzw. waren dieser vielleicht sogar noch einen Schritt voraus. Härter, direkter und schnörkelloser als der traditionelle Metal der ehemaligen Stammformation, aber mit dem gleichen brachialen Schlagzeugspiel, was auch „Painkiller“ auszeichnete, gleichzeitig aber klassischer als manch andere Neo-Thrash-Metal-Kapelle, und dann eben diese unnachahmliche Stimme! Ultra tightes Riffing, fette Breaks, Monster-Hooklines. Durch diese Verbindung entstand wirklich eine einzigartige Band. Der große Erfolg blieb trotzdem aus. Auf „War Of Words“ befinden sich mit wenigen Ausnahmen wie „Little Crazy“ nur Killersongs, die auch 15 Jahre später keineswegs an Durchschlagskraft und Intensität verloren haben. Durch das Remixen und Remastern klingen die Stück nun noch fetter, wobei ja schon das Original über eine staubtrockene und druckvolle Produktion verfügte, überaus zeitgemäß, was sich vor allem am starken Schlagzeugsound sowie den stärkeren Gangshouts zeigt. Geil!

Die „Mutations“-EP war schon damals 1994 eher überflüssig bzw. nur für absolute Die-Hard-Fans interessant, daran ändert sich auch im Jahr 2008 überhaupt nichts. Es ist ein Werk für Komplettisten, für Sammler. Vier Live-Stücke, darunter der JUDAS PRIEST Song „Freewheel Burning“, in starken Versionen mit druckvollem Sound und lautem Publikum. Daneben gibt es sieben Remixe von „War Of Words“ Stücken, FEAR FACTORY hatten es damals schon vorgemacht, DIE KRUPPS und manch andere Band übrigens auch. Natürlich zeigen diese Remixe neue Facetten, neue Interpretationen der Songs, aber mehr als einmal hört man sich so was eigentlich nicht an, ich zumindest nicht. Damals gierte ich nach neuem Futter, und so enttäuschte mich „Mutations“ eher.

Diese Gier wurde dann 1995 mit „A Small Deadly Space“ etwas gestillt, welches leider etwas schwächer als das Debüt ausfiel. Die Stücke wirkten nicht mehr ganz so frisch und knackig, bewegten sich in den bekannten Mustern, „Beneath The Violence“ und „Human Crate“ beispielsweise hätten so ähnlich auch von JUDAS PRIEST sein können, während „Mouthpiece“ und „A Small Deadly Space“ etwas monoton wirken. Trotzdem waren auch selbst die „schlechtesten“ Stücke dieses Albums weit besser als der Durchschnitt, welcher damals in diesem Genre so veröffentlicht wurde und auch heute noch wird. Die Luft war eigentlich noch lange nicht raus. Und dennoch, dieses Album stellte den Schlussstrich der nur kurzen Karriere dieser meiner Meinung nach unterbewerteten Band dar. Auch hier zeigt sich der Sound dank der Nachbearbeitung von Roy Z. deutlich fetter und druckvoller als im Original.

Doch kommen wir nun zum meiner Meinung nach eigentlich Wichtigem dieser Box: Der DVD! Enthalten ist ein Konzert von Phoenix aus dem Jahr 1993, in welchem alle Songs des Erstlingswerks „War Of Words“ in exakt identischer Reihenfolge, sowie das Stück „Light Comes Out Of Black“, dargebracht werden. Zu sehen bekommt man eine „junge“, engagierte, äußerst hungrig wirkende Band in einem kleinen Club, welche in ständiger Bewegung ist, die Songs absolut tight und professionell runterzockt sowie den damaligen Ex-Frontpriester, welcher mit fantastischem Organ und äußerst leidenschaftlichem Ausdruck glänzt. Festgehalten wurde das Ganze dabei lediglich mit zwei Kameras, wobei man hier natürlich bei der Kameraführung/Regie Abstriche machen muss, beispielsweise bekommt man auch mal einfach ein komplett schwarzes Bild oder den Mund, und nur diesen, von Rob in voller Größe zu sehen. Die Bildqualität ist mitnichten vergleichbar mit heutigen Live-DVDs, aber hey, wir sprechen hier über ein Konzert von 1993, und die Qualität erreicht zumindest ungefähr den VHS Standard. Es fehlt an Schärfe, Kontrast sowie farblicher Brillanz. Dafür ist der Stereosound satt und vor allem ziemlich authentisch. Da bleibt die ehrliche Erkenntnis, dass ich bei diesem Konzert sehr gerne dabei gewesen wäre.

Als Bonusmaterial gibt es den Werbeclip zu „War Of Words“. Überflüssig. Eindrücke von dem Aufnahmen zum Debütalbum in Amsterdam – recht unterhaltsam, aber wohl auch nur einmal. Impressionen sowie ein Interview während einer Release Party – ebenfalls unterhaltsam, schaut man aber auch nur einmal an. Bungee Jumping von Rob Halford in Australien – absolut überflüssig. Promo-Videoclip von „A Small Deadly Space“ – unterhaltsam, immer wieder.

Fazit: „Into The Pit“ ist die absolute FIGHT Vollbedienung in schicker Aufmachung. Wer aber schon alle Werke der begnadeten und viel zu früh verschiedenen Band in der heimischen Sammlung stehen hat, muss selbst abwägen, ob sich die nochmalige Anschaffung aufgrund der Live-DVD, und nur aufgrund derer, lohnt. Denn so gelungen das Remastering auch ist, die Originale waren schon von so guter Qualität, dass sie auch heute noch völlig ausreichen. Leider wurde komplett auf Liner-Notes verzichtet, was sich hier jedoch absolut angeboten hätte. Genauso übrigens wie einen nochmaligen kurzen Abriss der Historie. Diese Chance für eine komplette Aufarbeitung hat man nicht genutzt, was sehr schade ist. Ich allerdings freue mich sehr über die DVD, welche mir sicherlich wie auch die Musik FIGHTs ansich noch viele freudige Stunden bescheren wird.

03.07.2008

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

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