Fields Of The Nephilim - Elizium

Review

Unter "Blast From The Past" erscheinen jeden Mittwoch Reviews zu Alben, die wir bislang nicht ausreichend gewürdigt haben. Hier gibt es alle bisher erschienenen Blast-From-The-Past-Reviews.

Galerie mit 36 Bildern: Fields Of The Nephilim - Wave Gotik Treffen 2015

Dass FIELDS OF THE NEPHILIM auf “Elizium” musikalisch einen anderen Weg als zuvor einschlagen würden, machte bereits die ein Jahr zuvor erschienene “Psychonaut”-Single klar. Statt des Dusty-Cowboy-Gothic-Rocks des Debüts “Dawnrazor” und des mystisch-mittelalterlichen Flairs auf “The Nephilim” gingen die fünf Musiker aus Stevenage, Hertfordshire einen anderen Weg: Die Single klang dichter, moderner und mechanischer.

FIELDS OF THE NEPHILIM meet PINK FLOYD

Jetzt also “Elizium”, und passend zum neuen Weg wechseln FIELDS OF THE NEPHILIM den Produzenten. Statt Bill Buchanan verhilft Andy Jackson dem Fünfer zu einem passenden Sound. Jener hat sich zuvor mit der Produktion von PINK FLOYD einen Namen gemacht, und aus dem Gefolge bringt er den jungen amerikanischen Keyboarder Jon Carin (PINK FLOYD, ex-INDUSTRY) mit, der die neuen Songs nach den neuen Vorstellungen aufpeppen soll.

Das Ergebnis klingt ungefähr so, wie das Albumcover von “Elizium” aussieht: Etwas undeutlich, vielfach nur angedeutet, verträumt, verwischt. Stimme, Gitarren und Keyboards sind viel mehr verhallt als zuvor und gehen ineinander über. Statt der straighten Gothic-Rock-Nummern der Frühzeit mit einem klaren Aufbau sind es jetzt längere Kompositionen, bei denen die Wirkung statt eines simplen Riffs im Vordergrund steht. Da scheint die erste ausgekoppelte Single “For Her Light” eher schon eine Pflichtaufgabe zu sein: Die Nummer steht gewiss in der Tradition von “Moonchild” et al., entfaltet aber sehr viel mehr im Albumzusammenhang ihre Pracht.

Von den Göttern geliebt

Das Album trägt ja den Namen “Elizium”, in der griechischen Mythologie jene Insel der Glückseligen, wo jene Helden landen, die von den Göttern geliebt werden oder die Unsterblichkeit erlangen. Hier wird es jedoch eher als übergeordnetes Thema verwendet, denn die Texte handeln in einer dunklen Mischung von Chaosmagie, dem Lovecraft’schen Cthulhu-Mythos, der sumerischen Religion und vom Werk Aleister Crowleys. Und dessen Stimme taucht auch im Track „At The Gates Of Silent Memory“ auf, wo seine 1920 eingesprochene Rezitation des Gedichts “At Sea” eingeblendet wird.

Dabei unterscheiden sich die beiden Albumhälften deutlich voneinander: Auf der ersten Seite stehen mit “For Her Light” und “(Paradise Regained)” die einzig beiden schnellen Songs, und ansonsten geht es sehr dräuend (wie in „At The Gates Of Silent Memory“), düster und bedrohlich zu: Höhepunkt ist das achteinhalbminütige “Submission”, bei dem Bassist Tony Pettitt einen hypnotischen Basslauf spielt, während Sänger Carl McCoy mit seinen eindringlichen, tiefen Vocals langsam die Spannung steigert, die sich dann im Refrain mit einem wahnwitzigen Wah-Wah-Solo entlädt.

Dräuend und düster vs. ätherisch und weit entrückt

Dagegen ist die zweite Albumhälfte wesentlich verträumter und positiver: “Sumerland (What Dreams May Come)”, später als gekürzte Single erschienen, hat sich, wie bereits “Last Exit For The Lost” vom Album zuvor, zu einem Gothic-Tanzflächenfüller gemausert, dessen sanft tribaler Rhythmus ein paar Erinnerungen an “Psychonaut” aufkommen lässt. Das ineinanderfließende Song-Duo “Wail Of Sumer” und “There Will Be Your Heart Also” kommt dem Albumtitel dann am nächsten: Verträumt, verhallt, ätherisch und weit entrückt. Selbst Carl McCoys Stimme klingt hier nicht so gebieterisch, sondern fast schon sanft:

You can kiss the air
We’re gliding
Follow me for sumerland

Die eingesetzten Keyboards tauchen mit ihren psychedelischen Sounds direkt in die Tiefe der Seele ein: Hier macht sich der PINK FLOYD-Einfluss, den Jackson und Carin mitbringen, unmittelbar bemerkbar. Wenn Ihr ein Beispiel aus dem Metal-Kosmos benötigt, bitte sehr: Hört Euch einmal TIAMATs “A Deeper Kind Of Slumber” an, dann wisst Ihr, woher Johan Edlund seine Inspirationen bezogen hat.

“Elizium” lädt ein zum Schwelgen und (Alp-) Träumen

“Elizium” ist jedenfalls ein höchst wirkungsvolles Album zum Schwelgen und Träumen, wenngleich es beim Rezensenten lange Zeit eher Alpträume waren – zu verloren und entrückt klingen die Kompositionen und Sounds. Sie wecken eine unendliche Sehnsucht nach Glückseligkeit und Ferne, allerdings so weit, bis man sich selbst verloren hat und nicht wieder zurückfindet.

Etwas, das auch für FIELDS OF THE NEPHILIM zutrifft – denn nachdem die Briten diesen epischen Meilenstein veröffentlicht haben, greaten die Bandaktivitäten ins Stocken. Ein paar Auftritte sowie die Veröffentlichung des Livealbums “Earth Inferno” stehen auf der Habenseite, dann verlässt Carl McCoy die Band, die damit zunächst Geschichte ist. Während McCoy die Band ein paar Jahre später als NEFILIM wiederaufstehen lässt, machen die vier anderen Musiker schon bald mit Sänger Andy Delany unter dem Banner RUBICON weiter. Die mythische Kraft der ersten drei Alben von FIELDS OF THE NEPHILIM erreicht aber weder die eine noch die andere Seite.

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05.04.2023

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1 Kommentar zu Fields Of The Nephilim - Elizium

  1. Schraluk sagt:

    Zusammen mit ‚Dawnrazor‘ und ‚The Nephilim‘ die stärkste Phase der Band. Unglaublich dichtes und schwermütiges Teil. Schade, dass das Oberhausen Konzert Ende des Monats mal wieder abgesagt wurde. Hätte mich sehr gefreut FOTN noch einmal zu sehen und bin mir sicher, dass die mich auch ähnlich weggefönt hätten, wie The Cure im letzten Jahr.

    10/10