Lange hat es ja nicht gedauert, bis sich Live-Stimmungskanone Jason Butler nach dem Aus seiner alten Band mit einem neuen Projekt zurückmeldete. Nur drei Monate nach dem Ende von LETLIVE im April 2017, war die Supergroup THE FEVER 333 (mittlerweile ohne „THE“) geboren. Mit an Bord sind – neben Butler – der ehemalige THE CHARIOT-Gitarrist „Stephen Harrison“ sowie NIGHT VERSES-Schlagzeuger und Berufsbackflipper Aric Improta. Nicht im Vordergrund, allerdings dennoch maßgeblich an der Entwicklung der Band beteiligt, sind zudem GOLDFINGER-Frontmann John Feldmann – unter anderem als Produzent – sowie Travis Barker, der für die im März 2018 erschienene EP „Made An America“ das Schlagzeug einspielte und in der Vergangenheit auch live den einen oder anderen Song am Kit der Band verbrachte. Nun geben FEVER 333 ihr Langspieldebüt mit „Strength In Numb333rs“. Die Platte startet mit einem kleinen Skit, in dem Butler einer Reporterin (im Hintergrund Menschenmenge die „Three Three Three“ schreit) sehr prägnant erklärt „There is a motherfucking fever coming“. Ob das ansteckend ist?
FEVER 333 machen „Rapcore“
FEVER 333 kommen glücklicherweise etwas deftiger und abwechslungsreicher um die Ecke, als es die Songs auf der Debüt-EP erwarten lassen würden. Butler schrei-singt sich gewohnt gekonnt durch seine bewährten Tonlagen, während Harrison und Improta mit Riffs und Patterns ihren Part zur auf Hochglanz getrimmten Revolution beisteuern – und dann gibt es da natürlich noch ganz viele Sprechgesangseinlagen und Samples. Das, was FEVER 333 da fabrizieren, hat der Volksmund irgendwann „Rapcore“ getauft und ist im Prinzip immer dasselbe in anderem Gewande. Rockig bis punkiger – maximal Post Hardcore – Sound paart sich mit HipHop- und Rap Einflüssen – je nach Song mal mehr, mal weniger.
Das, was die drei Jungs vom „ordinären“ Rapcore unterscheidet – sofern es so etwas überhaupt gibt –, ist die politische Motivation und angepeilte Message hinter den einzelnen Songs und natürlich die Präsenz von Jason Butler, der die Platte gewollt oder ungewollt fast im Alleingang trägt, da Gitarre und Drums schlicht viel zu kurz kommen oder in ihrer simplen Art hinter Butlers Stimme nahezu verblassen. Nicht falsch verstehen, „Strength In Numb333rs“ ist instrumentell – für das, was es sein möchte – sehr gut abgestimmt, in Anbetracht der anwesenden Talente (zur sehr deutlichen Veranschaulichung, bitte Link anklicken) allerdings etwas zu flach, wenn nicht gar enttäuschend.
Wenn auch Schlagzeug, Gitarre und Bass – wahrscheinlich vom Band, da es keinen Bassisten gibt – nicht vollends überzeugen, so tut es Frontmann Jason Butler umso mehr. Vor allem auf dem sehr ruhigen, fast acht Minuten langen Song „INGLEWOOD/3“ kommt Butlers Diversität sehr gut zu Geltung. Die Art, wie sich der Song langsam über ruhige Melodien und gesungenen Refrain aufbaut und zum Ende in einem Schwall roher Emotion entlädt, erinnert sogar ein wenig an den LETLIVE-Meilenstein „Muther“.
Hörvergnügen: ja, Revolution: eher weniger
Das Gesamtpaket FEVER 333 definiert sich natürlich nicht ausschließlich über simple aber dennoch stimmigen Crossover und Jason Butlers einzigartige Fähigkeiten am Mikro, sondern zieht – wie bereits erwähnt – einen Großteil seiner Daseinsberechtigung aus der Politisierung der Musik. Das 333 im Bandnamen steht demnach für die drei „C“: Community, Charity und Change. Eine Crossover-Band mit derartigen Ambitionen gab es vor vielen Jahren schon mal, und der Vergleich mit jener wird auch seit Tag eins von FEVER 333 immer wieder gerne herangezogen. Was FEVER 333 im Vergleich zu RAGE AGAINST THE MACHINE allerdings fehlt, ist die gewisse Kantigkeit in der Musik. „Strength in Numb333rs“ ist im Prinzip ein klasse Crossover-Album; ob man mit derart glattgebügelter Musik die gewünschte Revolution anzetteln kann, darf allerdings bezweifelt werden.
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