Feuerschwanz - Das Elfte Gebot

Review

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FEUERSCHWANZ auf dem Höhepunkt ihres Schaffens

FEUERSCHWANZ haben in den letzten Jahren eine enorme musikalische Entwicklung hingelegt. Die härtere Gangart mit langsam komplexer werdenden Arrangements wie sie zuletzt auf “Methämmer“ zu hören waren, stehen den ehemaligen Blödel-Folkern gut zu Gesicht, denn schließlich haben sich auch die Texte parallel dazu weiterentwickelt. Die humorvollen Parts waren deutlich weniger peinlich als zu Beginn der Karriere, die Anzahl ernster Song nahm zu, mehrdeutige Lyrics inklusive. Nun gedenkt die Band diesen Weg mit “Das Elfte Gebot“ konsequent weiterzugehen. Und was soll man sagen? Dieses Album markiert wohl den bisherigen Höhepunkt des musikalischen Schaffens von FEUERSCHWANZ.

Zunächst einmal fällt beim ersten Hördurchlauf der deutlich härtere Gesamtsound auf, was in Anbetracht der Tatsache, dass FEUERSCHWANZ bereits auf “Methämmer“ den Härtegrad merklich erhöht haben, die Frage aufwirft, ob die Bezeichnung Mittelalter-“Rock“ überhaupt noch gerechtfertigt ist. Die Band experimentiert hier eindrucksvoller denn je mit Elementen des Heavy oder Power Metal, was in Kombination mit dem mittelalterlichen und folkloristischen Instrumentarium viele filmische und hymnische Momente erzeugt. Im Zentrum des Klangbildes steht jedoch Gitarrist Hans „Der Aufrechte“ Platz mehr denn je. Verspielte Soli, bretthartes Gitarrengewitter und abwechslungsreiches Riffing hinterlassen mächtig Eindruck.

„Das Elfte Gebot“ – Ein erwachsenes Album

Dazu gesellen sich zahlreiche nachdenkliche Songinhalte. Der Titelsong “Das Elfte Gebot“ zeigt beispielsweise, weshalb FEUERSCHWANZ längst keine reine Comedy-Band mehr ist. Die simple aber ausdrucksstarke Botschaft des Liedes gepaart mit dem härteren Sound erschaffen eine Hymne, die kraftvoller nicht hätte ausfallen können. Das Ganze treibt die Band bei “Im Bauch Des Wals“ sogar noch auf die Spitze. Der Song beschreibt eindringlich die Schäden, die der Mensch in der Umwelt anrichtet. Dieser Text wird musikalisch in ein episches Folk-Metal-Monster verwandelt, was seines Gleichen sucht. Dieses Lied gehört ohne Zweifel zu den besten Songs der Bandgeschichte.

Ähnlich eindrucksvoll gestaltet ist “Malleus Maleficarum“, einem Song über Heinrich Kramer, einem Inquisitor und “Hexentheoretiker“. FEUERSCHWANZ verarbeiten seine kruden religiösen und sexistischen Ansichten zu einem gewaltigen Song, der in den Strophen düster und bedrohlich wirkt, während im Refrain die powermetallischen Züge die Oberhand gewinnen. Apropos Power Metal, mit “Lords Of Powermet“ kombiniert die Band alte und neue Stärken, denn zum einen führt der Song die “Krieger Des Mets“-Reihe inhaltlich mit einem Augenzwinkern fort, zum anderen knallt die Nummer ordentlich im hochwertigen musikalischen Gewand.

Es darf trotzdem gefeiert werden!

Wer indes glaubt, das FEUERSCHWANZ auf Partysongs verzichten, der irrt gewaltig. Mit “Metfest“ und “Mission Eskalation“ sind zwei starke, jedoch größtenteils vorhersehbare Nummern enthalten, die beim Hören Spaß machen, ihr wahres Potential allerdings erst auf einem Konzert entfalten werden. Ganz anders fällt “Kampfzwerg“ aus, einem druckvollen Trinklied und Ode an dicke Männer mit Bärten. Hier kann man allein durch den hymnischen Refrain die Chöre auf den Konzerten hören, ohne dass diese stattfinden müssen. Der Ohrwurm “Meister Der Minne“ hinterlässt einen ähnlichen Eindruck, wenngleich der Refrain hier weniger brutal ausfällt, sondern vielmehr durch seine eingängige Melodie und den packenden Rhythmus glänzt, der zeitgleich zum Tanzen und Mitsingen einlädt. Textlich zeigt sich auch hier die Weiterentwicklung, die die Band in den letzten Jahren hingelegt hat. Das durchaus schlüpfrige Thema wird weit weniger plakativ in Textform gebracht, als es bei vergleichbaren Liedern auf älteren Platten der Fall ist, und hat somit einen eher schelmischen denn proletenhaften Charakter.

„Die Sieben Todsünden“ – FEUERSCHWANZ covern DEICHKIND und RAMMSTEIN

Spannend wird es auch auf der Bonusbeilage in Form von “Die Sieben Todsünden“, das heißt sieben ungewöhnlichen Stücken, die von FEUERSCHWANZ gecovert werden. Die Liste der Auserwählten ist heiter: SABATAON und POWERWOLF sind vielleicht noch die Vertreter, mit denen man eventuell hätte rechnen können, aber ED SHEERAN und DEICHKIND? Alle Songs werden in mittelalterliches Metalgewand gesteckt und zeigen auch hier die komplette Bandbreite, die FEUERSCHWANZ zu bieten hat. Das dystopische “Hier Kommt Alex“ (DIE TOTEN HOSEN) glänzt in neuem Gewand ebenso wie die Party-Midlife-Crisis-Nummer “Ding“ von SEEED, die durch den Gastgesang Melissa Bonnys (u.a. AD INFINITUM) nochmal ordentlich an Fahrt gewinnt. “Engel“ von RAMMSTEIN wird sogar komplett stilistisch umgekrempelt, sodass eine tragende Mittelalternummer ohne Rockelemente entsteht – zumindest so lange, bis das grandiose Finale einsetzt. FEUERSCHWANZ beweisen mit diesen sieben Liedern erneut ihren hohen Unterhaltungswert und ihr musikalisches Talent bei der Umsetzung –  man höre sich nur das wahnsinnige Flötenspiel bei “Amen & Attack“ an.

Die Champions League des Mittelalters!

FEUERSCHWANZ erschaffen mit „Das Elfte Gebot“ ein Album, das vor Spielfreude überschäumt! Epische Arrangements treffen auf charmanten Wortwitz, folkiger Power Metal auf abwechslungsreiches Textwerk – FEUERSCHWANZ sind in der Champions League des Mittelalters angekommen!

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23.06.2020

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13 Kommentare zu Feuerschwanz - Das Elfte Gebot

  1. Steppenwolf sagt:

    @nili hälst du immer noch an deiner Theorie fest, das es für künstlerisch Anspruchsvollere Musik mehr Punkte gibt? 😆

  2. doktor von pain sagt:

    „Feuerschwanz auf dem Höhepunkt ihres Schaffens.“ Dürfte angesichts der bisherigen musikalischen und vor allem lyrischen Leistungen ja nicht so schwer gewesen sein. Entschuldigung, aber bei dieser Gurkentruppe kann ich mir selten einen Kommentar verkneifen.

  3. Steppenwolf sagt:

    Wenn ich am Tisch rülpse, dann hat das mehr Anspruch als diese „Musik“

  4. nili68 sagt:

    @Steppenwolf Öööhm.. Ausnahmen bestätigen die Regel oder so.. lol

    Naja, das beim Mittelalter Rock/Metal aus deutschen Landen, zumindest im einschlägigen Mainstream, nur noch Schlager übrigbleibt, nähme man das Rock-Instrumentarium weg, ist ja leider nichts Neues..

  5. Kenta Denshon sagt:

    Bisher fand ich alles was ich von dieser Band gehört habe nicht nur nicht gut sondern richtig schlecht. Nun da ich diese Besprechung gelesen habe werde ich mir das Album aber einmal in voller Länge durchhören. Dank Spotify und Konsorten geht das ja heutzutage ohne direkt in den Plattenladen zu latschen.
    Nach diesem enthusiastischen Review erwarte ich dann aber schon so eine Art deutsche Version von Wilderuns „Veil of Imagination“…mindestens^^

  6. Watutinki sagt:

    Wenn der Ballermann sich jetzt wieder füllt, hat diese Band sicher ihre Daseinsberechtigung. Das ist dann mit 1 Punkt auch passend gewürdigt.

    1/10
  7. gerry sagt:

    Das Album ist recht stimmig mit einem gewissen wandel zum Power Metal.

    7/10
  8. Sylverblack sagt:

    Oh Gott. Die wurden ja mit diesem Album auf den Metal Archives akzeptiert. O_O

    1. nili68 sagt:

      Warum nicht, wenn’s denn Metal ist?

    2. nili68 sagt:

      Ich mag auch kitschigen Power Metal wie Rhapsody (Of Fifre), vielleicht sollte ich mal vorurteilsfrei reinhören.. lol

  9. CrispyOrSoft? sagt:

    lol. Wenn etwas besser als der Vorgänger ist, macht es das nicht zu einer 9/10.

    Wäre fast gewillt 1/10 zu geben, aber ist ja nicht so, dass die Leute ihre Instrumente nicht beherrschen oder handwerklich schlecht wären. Aber belangloser, unkreativer, drittklassiger Schlagerquatsch ist das allemal.

    3/10
  10. dachstheangry sagt:

    Wenn sogar meine Freundin, die mit Metal und Rock nicht viel anfangen kann, meint, dass Feuerschwanz wie Schlager klingen, dann ist das Schlager. Nur halt mit Instrumenten und Kostümen. Ich gebe keine Bewertung, da das absolut nicht meine Musik ist.

  11. cL0NcK sagt:

    Es muss ja nicht immer nur Geballer sein.
    Gefällt mir richtig gut. Ohrwurm von mehreren Tracks und vergeht wie im Flug.

    9/10