Fer De Lance - The Hyperborean

Review

Galerie mit 10 Bildern: Fer De Lance - Keep It True XXIII

Im Bereich Epic Metal läuft es munter weiter auf dem Cruz-Del-Sur-Label. Der nächste heiß geschmiedete Stahl hört auf den wunderbar passenden Namen FER DE LANCE (man kann sich aussuchen, ob man dabei die französische Übersetzung ‘Lanzenspitze’ oder die englische Bezeichnung für die giftigste Schlange Mittelamerikas, die ‘Lanzenotter’, bevorzugt) und veröffentlicht auf diesem traditions- und qualitätsreichen Label just sein erstes Album “The Hyperborean”. Dieses ist – wir möchten den naheliegenden Flachwitz möglichst bald hinter uns bringen – zum Glück alles andere als ein “Hyper-bore”.

“The Hyperborean” – Not A Hyper-Bore!

Die Band aus Chicago, die 2020 bereits eine EP namens “Colossus” veröffentlicht, wird im Promo-Schreiben als Mischung aus BATHORYs “Hammerheart” und RAINBOWs “Rising” beschrieben. Könnte man sagen. Etwas transparenter ausgedrückt bewegt sich die Band im Spannungsfeld aktueller Doom- und Epic-Bands wie ATLANTEAN KODEX, CRYPT SERMON und älteren LUNAR SHADOW. Mit letzteren haben sie insbesondere ihren offenkundigen Hang zu Neunziger-Black-Metal gemeinsam, der sich anhand des Songs “Ad Bestias” gut illustrieren lässt. Besonders auffällig ist aber der wuchtige, aber klirrend-metallisch scheppernde Sound, der in der Tat die Viking-Ära von BATHORY in die Neuzeit transportiert. Alle Achtung, für eine zeitgenössische Epic-Metal-Band ist die Produktion von “The Hyperborean” sehr passend geworden.

Tragendes Element im Sound von FER DE LANCE sind zudem ausgefeilte Akustikgitarren-Parts, die häufig Spuren barocker Komplexität tragen und die meist überlangen Songs mit wesentlichen Akzenten versehen. Mit Mandy Martillo (MIDNIGHT DICE, ex-SATAN’S HALLOW) gibt es folgerichtig eine dritte Gitarristin in der Band, die sich ausschließlich um die akustischen Parts kümmert. Diese tragen  maßgeblich zur barbarisch-kriegerischen Atmosphäre auf “The Hyperborean” bei.

Sänger MP ist darüber hinaus ein weiteres, spannendes Element im Sound von FER DE LANCE. Seine kräftige, mittige Stimme erinnert etwas an Jake Rogers (VISIGOTH) oder Jason Tarpey von ETERNAL CHAMPION, nur zig Mal kauziger als diese beiden. Nicht unbedingt auf den ersten Eindruck gefällig, aber mit authentischem Charisma. So haben sich hervorragende Musiker:innen zusammengefunden, die anscheinend eine gleiche Leidenschaft für klassische Heldenepik und ausgefeilte Arrangements haben. Denn “The Hyperborean” ist an allen Ecken und Enden höchst originell; das müssen sogar diejenigen anerkennen, die die liebevoll eingestreuten Epic-Metal-Klischees eher abstoßen.

FER DE LANCE: Für alle Fans von Kauz bis Conan

Für FER DE LANCE dürfte einer steilen Karriere in ihrer Nische wenig entgegenstehen. Wenig überraschend darf die Band dieses Jahr zum Beispiel auf dem Keep It True Festival spielen und man kann sicher sein, dass sich lukrative Touren mit einer der oben genannten Referenz-Bands (außer den live-scheuen LUNAR SHADOW) ergeben dürften. Die Intensität dieser Musik muss definitiv vor der Bühne mit gereckter Faust genossen werden. Bis dahin sei allen Kauz- und Conan-Fans “The Hyperborean” ans Herz gelegt.

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15.04.2022

Redakteur | Koordination Themenplanung & Interviews

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1 Kommentar zu Fer De Lance - The Hyperborean

  1. Lysolium 68 sagt:

    Schöne Besprechung für ein sehr feines Album. Trotz der Überlänge der Songs immer mitreißend.