Mit „Legends of the Grail“ melden sich FENRIR ganze sieben Jahre nach ihrem Debüt zurück. Das neue Album ist insgesamt stärker und dynamischer als der Vorgänger, krankt aber letzten Endes an den selben Schwächen: Insbesondere mit den Melodien will es bei der französischen Folk-Metal-Truppe einfach nicht so richig.
„Legends of the Grail“ – Mittelalterliche Texte vertont
FENRIR heisst er, der monströse Wolf der nordischen Mythologie. Auf ihrem neusten Album besingt die gleich-namige französische Band allerdings nicht länger Legenden der alten Germanen, sondern wendet sich einem etwas rezenteren Stoff zu: „Legends of the Grail“ basiert thematisch auf der ursprünglich aus dem keltischen Bereich stammenden, im Mittelalter gerade in Frankreich rege rezipierten Gralssage. So handeln denn auch die insgesamt zwölf Tracks der Platte von mythischen Figuren wie Parzival/Percival, Morgane, Sir Gawain und dergleichen. Zwei Songs („Morgane“ und „La Dame du Lac“) sind dabei direkte Vertonungen von Manuskripten des französischen Mittelalters. Passender lyrischer Content für ein Folk-Metal-Album also? Ganz bestimmt. Doch kann die Band dem epischen Anspruch ihrer Texte auch in musikalischer Hinsicht gerecht werden?
Ja und nein. „Legends of the Grail“ kommt in vielerlei Hinsicht vielschichtiger und dynamischer daher als der bisweilen recht farblos wirkende Vorgänger „Echoes of the Wolf“. So setzen FENRIR auf ihrem neusten Werk beispielsweise des öfteren mehrstimmig gesungene Passagen ein. Ein vorteilhafter Schachzug, tragen die ergänzenden Baritonstimmen doch das Ihrige dazu bei, den Sopran von Sängerin Elsa Thouvenot etwas weniger fragil erscheinen zu lassen. Denn gerade ihre bei allem Respekt nicht besonders ausdrucksstarken Stimme war es, die dazu führte, dass „Echoes of the Wolf“ in instrumentaler Hinsicht zwar durchaus gefiel, im Bereich der Melodien aber doch sehr stark abfiel. Die Chorpassagen auf „Legends of the Grail“ beheben diese Problematik nur in Ansätzen, ist die melodische Arbeit des Quintetts doch immer noch als recht uneinprägsam zu bezeichnen.
FENRIR – Metal-Riffs und Geigenklänge
Und das ist bei einer Folk-Metal-Band doch als deutliches Manko zu bewerten, besonders wenn sich diese teils dem Female-Fronted Symponic Metal à la LEAVES‘ EYES annähert. Und so findet man auf „Legends of the Grail“ denn weder lustige Mitsing-Melodien noch symphonischen Bombast der Marke EQUILIBRIUM. Immerhin: Das technisch anspruchsvolle und äußerst tight eingespielte Riffing verleiht dem Album einen an-ständigen metallischen „Punch“ und erinnert an ENSIFERUM zu ihren besten Zeiten. Insbesondere das rasante „Conquest of Britain“ und der Closer „Mordred“ sind an dieser Stelle zu loben Letzten Endes sind es aber die Violinen, die „Legends of the Grail“ retten.
Als eine der wenigen Folk-Metal-Bands, die in ihren Songs auf Keyboard-Orchestrationen verzichten, haben FENRIR zwei Violinen in ihren Reihen. Diese tragen wesentlich dazu bei, dem Album nebst einem angenehm organischen Touch (vergleichbar etwa mit ELUVEITIE) auch die nötige Melodizität zu verleihen. Am besten gelingt das der Band auf dem folkigen „Sir Gawain and the Green Knight“ sowie dem fröhlichen „Camelot“. Ihre sanftere Seite offenbaren die Franzosen besonders auf der Halbballade „The Fisher King“. Alles in allem kommen FENRIR aber für das Genre nach wie vor relativ „heavy“ daher, mehr noch als auf ihrem Debüt, so dass der Vergleich mit den äteren ENSIFERUM-Scheiben durchaus seine Berechtigung hat.
„Legends of the Grail“ – Legenden, die hinter den Erwartungen zurückbleiben
„Legends of the Grail“ punktet mit starkem Riffing, organisch-folkigem Sound und faszinierendem lyrischen Content, fällt in den Bereichen Melodieführung und Epik aber leider etwas hinter den Erwartungen zurück.
Review von Luca Schmid
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