Fellwarden - Wreathed in Mourncloud

Review

Galerie mit 12 Bildern: Fellwarden - Fortress Festival 2024

FELLWARDEN sind in der britischen Black-Metal-Szene noch relativ frisch, bekannter dürfte Gitarrist und Hauptsongwriter  Frank „The Watcher“ Allain wohl von FEN sein. Die Mixtur aus Folkeinflüssen und atmosphärischem Black Metal erinnert an Landsmänner wie WINTERFYLLETH, WODENSTHRONE oder SAOR. Das Debüt „Oathbearer“ (2017) ist hier unbesprochen, konnte aber woanders durchaus Punkte holen.

FELLWARDEN sind die Coke-Zero-Variante von FEN

Der Opener „Pathmaker“ startet noch verhalten und auch etwas behäbig. Das folgende „Scafell’s Blight“ ist flotter und traditioneller unterwegs bevor das (überflüssige) Zwischengeplänkel „A Premonition“ die spannendere Seite von FELLWARDEN einleitet. Die drei abschließenden Longtracks befinden sich alle um die Zehn-Minuten-Marke und bieten abwechslungsreichen und atmosphärischen Schwarzmetall. Der Titeltrack mag im Mittelteil ein paar schöne klare Gesangslinien, mit Synthesizern unterlegt, sein Eigen nennen, „Upon Stone“ hat ein paar Breaks, die es auch in den übrigen Songs mehr hätte geben können und „An Elder Reckoning“ versucht sich nach langsamem, behutsamem Einstieg an frostigen Melodien der zweiten Welle, um dann wieder gefühlvoll auszuklingen.

Das ist eine Steigerung zur ein wenig langweiligen ersten Hälfte, aber letzten Endes auch nur Erfüllen der Standards unter ihren Kumpanen. FELLWARDEN kochen eben auch nur mit Wasser. Akustikgitarren, einlullender Gesang zwischen dem Kreischen, Midtempopassagen, Keyboards: Das alles hat man woanders schon gehört und häufig auch besser. Wo WINTERFYLLETH noch traditioneller und purer zu Werke gehen, verweben FELLWARDEN ebenso wie FEN die genannten Elemente zu einer mehr atmosphärischen, softeren Seite von Black Metal. Die naturverbundene Seite sticht aber auch hier eindeutig heraus. Die Produktion ist relativ modern, allerdings nicht klinisch-steril, lässt stellenweise aber auch ein wenig Druck vermissen, gerade in Schlagzeug und  Gitarren. Halleffekte auf Vocals reissen das mit der Atmosphäre dann auch nicht mehr raus, sorry.

„Wreathed In Mourncloud“ als der sonntägliche Waldspaziergang

Wenn ein „The Reckoning Dawn“ oder „The Dead Light“ das Erstürmen eines Hügels vertont oder das Steckenbleiben im Sumpf der „Fens“, ist „Wreathed in Mourncloud“ der sonntägliche Waldspaziergang – schön, erhohlend, vielleicht anstrengend, aber irgendwo auch arm an Höhepunkten oder Spannung. Ohne sich sonderlich in Nostalgie zu baden, klingt auch „Wreatched in Mourncloud“ leicht anachronistisch und retro, bleibt grundsolider, atmosphärischer (Post-) Black Metal und somit auch ein wenig zahn- und emotionslos. Genreliebhaber mögen hier gutes Futter, zum Suhlen in Melancholie und verrauschten Depri-Tagen unter der Bettdecke, finden. Zum Herbst hin kann man aber besser gleich zu FEN, AGALLOCH oder KATATONIA greifen. Im Grunde kann man Kollege Klugs Schlusswort unter FEN’s „Carrion Skies“ hier stellvertretend stehen lassen. Dies ist kein Verriss, FELLWARDEN grundsolide, aber eben auch kein neuer Stern am angelsächsischen Himmel.

 

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16.07.2020

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6 Kommentare zu Fellwarden - Wreathed in Mourncloud

  1. Steppenwolf sagt:

    Das klingt nach einem review von jemanden der mit dieser Art von Black Metal eigentlich überhaupt nichts anfangen kann. Jeder der diese Musik schätzt wird auch mit Fellwarden definitiv was anfangen können. Mit „grundsolide“ würde ich tatsächlich noch eine Übereinstimmung finden, dass wären dann bei mir in dem Fall aber eher 8 als 6 Punkte.

    8/10
  2. CrispyOrSoft? sagt:

    […der sonntägliche Waldspaziergang – schön, erhohlend…]

    Hab jetzt nicht rein gehört, aber ich glaube fast nicht, dass man von dem Album dumm wird. Dazu braucht es weniger als 6/10. ;P

    Ob es erholend ist, weiß ich allerdings, aufgrund des nicht Reinhörens, nicht.

  3. Watutinki sagt:

    Mir gefällt das erstaunlich gut. Klar, nichts neues, aber das was sie machen finde ich großartig. Wenn das Album die Klasse hält, von mir mindestens eine 8.
    Nur das Cover ist nicht der Brüller, aber in Ordnung.

  4. Finq09 sagt:

    Natürlich wird das Rad nicht neu erfunden, davon sollte man aber natürlich auch nicht ausgehen wenn man ein Fen oder Fellwarden Album reinwirft und dann wird man auch nicht enttäuscht.
    Wreathed in Mourncloud bietet fast alles, was man sich von einem Atmospheric Black Metal Album wünschen kann. Der 4-minütige instrumental Track „A Premonition“ ist in meinen Augen über, trübt das Gesamtbild aber nicht wirklich.

    Mir gefällt das Album richtig gut, beinahe so gut wie der Vorgänger. Auch im Sommer.

    9/10
  5. nili68 sagt:

    Ist nicht schlecht, aber für mich ’ne Spur zu harmonisch. Mir fehlt da ’ne gewisse dunkle, raue Seite, ähnlich wie bei Imperium Dekadenz. Klingt mir einfach zu lieb für Black Metal, egal welcher Couleur. Schlecht gemacht ist das aber nicht und einfach meinem persönlichen Geschmack geschuldet.

  6. RTF sagt:

    Das hier ist genau mein Cup of Tea, der Vorgänger war schin grandios, das hier finde ich glatt noch etwas besser.
    Gutes Jahr für Fans dieser Musik.

    Ich gebe 9/10 Punkten, vermutlich wären 8 auch völlig fair, aber da mir das Genre so liegt, gibt’s einen Bonuspunkt :D.

    9/10