Fear My Thoughts - Vitriol

Review

Es ist immer ein tolles Gefühl, wenn man eine CD für sich entdeckt und sie einfach nicht mehr aus dem Player nehmen will, weil man sich von dem Meisterwerk nicht trennen kann. Umso erfreulicher ist das bei der mir vorliegenden CD „Vitriol“, da die Band, die diese herausragende Werk komponiert hat, dem deutschen Underground – genauer Rheinfelden – zugehörig ist. Was das Labelinfo lapidar als Einflüsse angibt, nämlich Converge, Shai Hulud, At the Gates, Slayer, The Haunted, […], manifestiert sich auf der aktuellen Scheibe der Rheinfelder zu einer ergreifende Symphonie aus geballter Power, wundervollen Melodiebögen, brillianten Breaks und sperrigen – aber dennoch zugängigen – Arrangements. Mit fazinierender Leichtigkeit leiten, anfänglich unter Umständen als holprig empfundene, Breaks von sich wiederholenden Hardcore Shouts in tonnenschwere Schweden Death Riffs über, um im nächsten Moment in schräg verzerrtes Gitarrenspiel und kurz darauf in ruhige, mit Violinenspiel unterlegte Melodien aufzugehen. Ähnlich wie die Kollegen von Unearth kann man Fear My Thoughts mit ihrem aktuellen Album als MetalCore kategorisieren, doch kommt „Vitriol“ dabei ungleich vielschichtiger aus den Boxen. Auch wenn es die Band schafft die besten und vielleicht interessantesten Aspekte von Bands wie At the Gates, In Flames, Slayer, Converge, Boy Sets Fire, … in ihre Songs einfließen zu lassen, so ist sie von einem Plagiat meilenweit entfernt – zu eigenständig und kreativ ist das Album und die Lieder in sich aufgebaut. Den Rheinfeldern ist mit ihrer aktuellen CD ein Kunststück gelungen; einerseits bewegt man sich fernab von massenkompatiblen Pfaden – dazu sind die Einflüsse und vor allem deren Umsetzung mit ihren teils starken Kontrasten innerhalb der Songs zu facettenreich – andererseits kann man sich der Anziehungskraft der Lieder wegen ihrer fließenden und intelligenten Umsetzung kaum erwehren. Wenn das verstörend wirkende Intro „Aponia“ mit bestem At the Gates Riffing in „6 Billion Mirrors“ übergeht, das sich erst in Form von bösartigen Hardcore Growls, subversiven Hintergrundgemurmel und monotonem Gitarrenspiel dem Hörer verweigert, plötzlich abflaut, in verzweifeltem Gesang und sehnsüchtigen Melodiebögen wieder anzieht, hernach in wütendem Hardcore gipfelt, um mit „A New Enlightenment must come to find out what matters“ allen In Flames Fans die Tränen in die Augen zu treiben. Das Wechselbad der Gefühle setzt sich mit dem Instrumetal Stück „Ataraxia“ fort, das die Stimmung eines Herbstmorgens nach durchzechter Nacht in mir Aufsteigen lässt. Mit „Fear My Thoughts“ als Abschlusstrack zeigt man sich dann letztendlich noch von der Metaller Seite und lässt Thomas Rosenmerkel (ex-Destruction) noch einen recht coolen, und sich selbst nicht allzu ernst nehmenden, Heavy Metal Kracher vom Stapel. Da es immer ein wenig schwer ist so kreative, emotionale und vielschichtige Alben wie „Vitriol“ ansprechend zu umschreiben, würde ich jedem dringenst empfehlen dieses Highlight selbst genauer anzuhören.

13.12.2002
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